Internationales Sprachcafé in Buchholz
Deutsch Lernen mit Ronja Räubertochter
"Hey, wir wollen hier nicht Ukrainisch sprechen, sondern Deutsch!", sagt Eike Seidel mit Nachdruck. Er ist einer von insgesamt zehn Ehrenamtlichen, die in den vergangenen zwei Jahren im Internationalen Sprachcafé in Buchholz Flüchtlingen die deutsche Sprache beibringen. Seidel achtet darauf, so viel Deutsch wie möglich zu sprechen: "Die Flüchtlinge müssen die Angst verlieren, die fremde Sprache zu benutzen."
Beim Besuch des WOCHENBLATT sind Seidel und seine Gäste, fünf Frauen aus der Ukraine, gerade dabei, die Geschichte von Ronja Räubertochter zu lesen. "Dort lagen stets Räuber auf der Lauer" heißt es in dem bekannten Werk der schwedischen Autorin Astrid Lindgren. Seidel lässt stets einen Textabschnitt vorlesen. "Alles verstanden?", fragt er dann. Nicht ganz: Was denn wohl "Lauer" sei, will Olena wissen. Also setzt Eike Seidel zur Erklärung an - mit Worten, Gesten und, wenn es sein muss, Zeichnungen an der Tafel. So hat er den Ukrainerinnen auch den Unterschied zwischen Hocker, Stuhl und Sessel beigebracht. "Es ist wichtig, dass die Teilnehmer unserer Sprachkurse ins Reden kommen", sagt Seidel. "Dabei ist mir die Grammatik relativ egal."
Viermal pro Woche laden Seidel und seine Mitstreiter die Flüchtlinge ins Internationale Sprachcafé an der Steinstraße ein. Freitags gibt es zudem Beratungen zu allen möglichen verschiedenen Themen. In dem Gebäude auf der ehemaligen Jordanfläche sind Flüchtlinge, aber auch Deutsche untergebracht. Die Gäste des Sprachcafés kommen aus aller Herren Länder, z.B. aus Syrien, Afghanistan oder Armenien. "Menschen aus dem arabischen Sprachraum haben deutlich mehr Probleme mit der Aussprache als Menschen aus anderen Regionen", hat Seidel festgestellt. Mit Geduld, aber auch dem nötigen Fordern und Fördern, unterstützt er auch sie. "Wir wollen allen helfen, besser zu werden und so die Integration zu fördern."
Bei den Flüchtlingen kommt Seidels zugewandte, bestimmte Art gut an. "Eike ist ein hervorragender Schauspieler", sagt Olesia Vlasova, die vor zwei Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam (das WOCHENBLATT berichtete). Es mache Spaß, von ihm Deutsch zu lernen. Beim WOCHENBLATT-Besuch erklärt er u.a. den Unterschied zwischen Hölle und Höhle - das klingt für die Ukrainerinnen ziemlich gleich.
Das Internationale Sprachcafé finanziert sich selber und durch Zuwendungen der Diakonie. Als Anschubhilfen gab es vor zwei Jahren Sprachlernhefte, die von der Firma Beisner-Druck gesponsert wurden, sowie einen Hightech-Kopierer von dem Unternehmen Hoth Tiefbau.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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