Buchholz: Demenztag gut besucht
Die Pflege ist das größte Problem
Der "Arbeitskreis Alter, Pflege und Demenz" feiert sein zehnjähriges Bestehen. Initiator Frank Kettwig und seine Mitstreiter haben in den vergangenen zehn Jahren unzählige Menschen über Demenzkrankheiten aufgeklärt, Erkrankte und ihre Angehörigen unterstützt. Ein früheres Tabuthema rückte so in die Öffentlichkeit. Beim vom Arbeitskreis organisierten Demenz-Aktionstag in der Empore Buchholz informierten jetzt zahlreiche Einrichtungen über das, was sie für Demenzkranke tun können. Die Buchholzer waren sehr interessiert.
Rührende Fragen standen auf rund 100 Notizzetteln, die sicherlich vielen, die vor dem Demenz-Wunschbaum stehen geblieben waren, die eine oder andere Träne abrangen: "Ich wünsche mir, dass meine Familie mich auch dann noch lieb hat" konnte man dort lesen, oder auch "Ich wünsche mir rechtzeitige Erlösung durch Pille oder Spritze", hatte eine ehemaligen Altenpflegerin geschrieben. Auf einem Zettel stand: "Ich habe Angst vor der Betreuungsmafia." Den Wunschbaum hatten Frank Kettwig und seine Mitstreiter vom Arbeitskreis "Alter, Pflege und Demenz" für zwei Wochen in der Buchholz Galerie aufstellen dürfen. "Wir haben in zehn Jahren schon 1.000 Wünsche gesammelt", berichtet Kettwig, dem die Fürsorge für Demenzkranke zur Herzensangelegenheit und zur persönlichen Herausforderung geworden ist.
Lief der "tüdelige Opa" früher noch in der Familie so mit, wissen heute die meisten, dass dies eine Erkrankung ist, die der Behandlung bedarf. Und der Mensch braucht Fürsorge. Zumindest gefühlt gibt es immer mehr Demenzkranke. "Das liegt daran, dass wir einerseits immer aufmerksamer geworden sind, andererseits werden die Menschen immer älter", erklärt Dr. Gabriele Probandt, Allgemeinmedizinerin und Altersmedizinerin am Krankenhaus Buchholz. So entwickeln heute etwa 25 Prozent der Über 80-Jährigen und 40 Prozent der über 90-Jährigen demenzielle Erkrankungen. Die bekannte Alzheimer-Erkrankung ist aber nur eine von über 50 Formen der Demenzerkrankungen, weiß Kettwig. Was wird in Zukunft das größte Problem im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen sein? "Ganz eindeutig die Versorgung zunehmend pflegebedürftiger Menschen", sagt Dr. Probandt, "Mit der Pflege haben wir ja heute schon ein Problem."
Und was ist zu tun, wenn man bemerkt, dass der Ehemann oder die Nachbarin wohl etwas tüdelig wird? Als erster Ansprechpartner ist zum Beispiel die Alzheimer Gesellschaft da, für die auch Kettwig tätig ist. Sie hilft dann weiter: Welchen Arzt sollte man aufsuchen? Wo bekomme ich als Angehöriger Unterstützung? Welche rechtlichen Folgen hat die Erkrankung? Dass diese Fragen viele - vor allem schon ältere Menschen bewegen, zeigte sich in gut besuchten Ständen in der Empore - von Pflegeanbietern, Sozialverbände bis zum Hospiz. "Die angefragte Krankenkasse hatte leider abgesagt", erzählt Kettwig enttäuscht, "Das wäre noch einmal eine gute Sache gewesen, dort hätte man gut Fragen zur Kostenübernahme klären können."
Doch auch so war an diesem Samstagmittag in der Empore viel los: Zum Vortrag von Dr. Probandt über "Demenz - was nun?" waren über 100 Interessierte gekommen. "Wir mussten noch Stühle herantragen", sagt Kettwig. Der Termin für den Demenztag 2024 steht übrigens auch schon fest: Am 28. September wird es das nächste Mal in der Empore einen Tag lang um Demenzerkrankungen gehen.
Wer selbst Demenzkranken ehrenamtlich helfen möchte, kann sich unter Tel. 04181- 131301 an Sabine Bau, Krankenhaus Buchholz, wenden. "Wir haben hier eine tolle Truppe ehrenamtlicher Helfer", sagt Dr. Probandt, "Wir könnten dafür weitere Ehrenamtliche gebrauchen, gern auch ältere Menschen."
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