Ein Geschenk für Afrika
Warum eine Buchholzer Hebamme in Ghana Entwicklungshilfe leistet
(nw). Vier Wochen hat Anna-Lena Müller (31), Hebamme im Krankenhaus Buchholz, in einem kleinen Krankenhaus in Afrika gearbeitet. Als Geschenk, ohne Honorar. Sie sagt: „Die Zeit dort war für mich ein Gewinn.“
Um Entwicklungshilfe zu leisten, hatte sich Anna-Lena Müller bei der Organisation German Rotary Volunteer Doctors (GRVD) beworben. Anfang Januar 2015 saß sie mit dem ehemaligen Leiter der Frauenklinik Celle, Prof. Wolfgang Heidenreich, und einer Wiener Assistenzärztin im Flugzeug nach Accra, der ghanaischen Metropole. Ihre Ankunft im Flughafengebäude war ernüchternd: Mit Fiebermessen wurde sie auf eine mögliche Ebola-Erkrankung untersucht.
Herzlich dagegen der Empfang in ihrem Einsatzort, der Kleinstadt Berekum. „Die Straßen sind nicht asphaltiert, die Leute leben in Lehmhütten“.
Schon nach zwei Tagen gegenseitigen Beschnupperns arbeitete sie eigenverantwortlich im Kreißsaal der dortigen Klinik, wo jährlich 3.000 Kinder zur Welt kommen. Schmerzmittel und Rückenmarksbetäubung, so erfuhr sie, stehen den Frauen dort nur in geringem Umfang zur Verfügung. Auch vorgeburtliche Untersuchungen werden kaum durchgeführt.
Anna-Lena Müller übernahm die Schulung der Mitarbeiter in CTG (Kardiotokographie), bei der die Herztöne des Babys elektronisch abgehört werden. Das neue Untersuchungsgerät, eine Rotary Spende, ersetzt das in Berekum bis dahin noch gebräuchliche Hörrohr. „Die Krankenpflegeschüler und Hebammen sind wissbegierig“, berichtet Anna Lena Müller, „denn Kinder bedeuten den Afrikanern viel.“
Aufmerksam nahmen die jungen Auszubildenden auch andere Anregungen der Buchholzer Hebamme auf: „Ich habe die werdenden Mütter massiert und gestreichelt, um sie zu beruhigen und ihnen die Angst zu nehmen. Das wurde gleich nachgemacht“.
Anna-Lena Müller musste ihrerseits nicht nur lernen, die große Hitze von 38 Grad und mehr zu ertragen, sondern auch, sparsam mit Ressourcen umzugehen: „Die Patientinnen im Krankenhaus in Berikum werden ausschließlich von ihren Angehörigen versorgt - mit Essen, aber auch mit Binden, Verbandszeug und anderen Medizinartikeln. Sind diese aufgebraucht, gibt es keinen Ersatz.“
Begeistert ist Anna Lena Müller von der Offenheit und liebevollen Art der Ghanaer. Im Wohnheim kochte sie gemeinsam mit ihren afrikanischen Kollegen Nationalgerichte wie Yamswurzel mit Kochbananen. Bei ihren Gängen durch die Stadt folgte ihr stets ein Trupp neugieriger Kinder. Ausflüge in die Umgebung und der Besuch eines Zeltlagers für Flüchtlinge von der Elfenbeinküste halfen der Buchholzerin, ein Bild von Ghana jenseits des touristischen Horizonts zu entwickeln.
„Ich möchte gern noch einmal dorthin“, sagt sie. Nicht nur, weil sie dort Menschen getroffen hat, die ihr am Herzen liegen. Sondern auch, weil sie glaubt, „dass die Klinik in Berekum Unterstützung braucht, um die medizinische Versorgung von Mutter und Kind weiter zu verbessern.“
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