WOCHENBLATT-Serie über Ehrenamt in Buchholz
Engagement im Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop
os/nw. Buchholz. Vor der sechsten Buchholzer Ehrenamtsmesse, die am Samstag, 14. Mai, 10 bis 15 Uhr, mit 28 Vereinen und Institutionen im Veranstaltungszentrum Empore in Buchholz stattfindet, stellt das WOCHENBLATT in Kooperation mit der Buchholzer Freiwilligenagentur f•e•e (freiwillig, ehrenamtlich, engagiert) in einer Serie engagierte Helferinnen und Helfer vor. Interviewpartnerinnen im zweiten Teil sind Bärbel Wagner, Leiterin des Kaleidoskops, und Christa Hartung, die sich seit vielen Jahren im Mehrgenerationenhaus engagieren.
WOCHENBLATT: Frau Wagner, welche Aufgaben gibt es im Verein?
Bärbel Wagner: Vorrangig soziale Aufgaben, die über das hinausgehen, was als Daseinsvorsorge von der Verwaltung in Buchholz geleistet wird. Ganz aktuell die Kinderbetreuung, wo oft eine Lücke in der Versorgung ist, die momentan nicht gedeckt werden kann. Aber auch in anderen Bereichen, z.B. bei den Senioren, möchten wir durch unsere unterschiedlichen Angebote den Menschen die Möglichkeit eines Austausches und Miteinanders geben. Unser Ziel ist es, dass Menschen generationsübergreifend agieren und interaktiv tätig werden – um somit der Vereinsamung entgegenzuwirken. Kurz gesagt, das Mehrgenerationenhaus übernimmt niedrigschwellig Aufgaben, für die gerade ein Bedarf da ist. Dafür werden viele Freiwillige wie Christa Hartung benötigt.
WOCHENBLATT: Frau Hartung, wie sind Sie auf das Kaleidoskop aufmerksam geworden?
Christa Hartung: Ich habe früher mit Jugendlichen der Lebenshilfe gekocht. Durch eine Frau, die hier im Kaleidoskop im Stricktreff aktiv ist, bin ich hierhergekommen, denn ich handarbeite selber gerne. Ich kannte das Kaleidoskop lediglich vom Namen, wusste aber nicht, was sich dahinter verbirgt.
WOCHENBLATT: Was hat Sie bewogen, ehrenamtlich aktiv zu werden?
Christa Hartung: Zum einen habe ich den Bedarf gesehen, zum anderen möchte ich der Gesellschaft auch gern etwas zurückgeben. Ältere Leute sagen oft, dass sie immer so allein sind, doch letztlich muss man etwas von sich aus tun, denn niemand kommt zu Hause vorbei und sagt, was man tun soll. Ich spreche Menschen mehrfach an, sie können doch mal zum Spielenachmittag vorbeikommen. Sie sagen zwar "Ja, mach ich", doch kommen sie nicht, weil etwas anderes wichtiger ist oder sie sich nicht aufraffen können – das ist sehr schade.
WOCHENBLATT: Was machen Sie genau?
Christa Hartung: Vor ungefähr fünf Jahren habe ich als Nutzerin angefangen, um mich dann bei den vielen Treffs zu engagieren. Es gibt oft Kaffee und Kuchen und dazu gehört für mich ein schön eingedeckter Tisch. Anschließend bin ich dann wieder Nutzerin und stricke mit den anderen Frauen. Man findet ziemlich schnell noch andere Aufgaben. Den Spielenachmittag habe ich übernommen und unterstützte dabei einen älteren Herrn, der nicht mehr gut sehen kann. Das mache ich sehr gerne! Zusätzlich sind noch zwei Schülerinnen aus dem Ganztagsprojekt "Ehrenamt" der Waldschule als Ehrenamtliche beim Spielnachmittag dabei, die die Runde bereichern ...
Bärbel Wagner: ... aber Christa, du machst noch viel mehr: Bei Bedarf backst du Kuchen, übernimmst den Telefondienst, wenn keiner da ist, dich kann man immer fragen, wenn Not am Mann ist. Du bist voll in dem Betrieb integriert.
Christa Hartung: Ich finde, es gehört auch zum Älterwerden dazu, dass man sich einbringt. Es gibt mir auch viel. Man hat jemanden zum Klönen, sieht viel Neues und lernt noch was dazu.
WOCHENBLATT: Was motiviert Sie, immer weiterzumachen?
Christa Hartung: Es macht mir so viel Spaß, man ist mit netten Menschen zusammen und mein Bekanntenkreis hat sich dadurch auch vergrößert. Das Angebot ist groß und wächst stetig. Gut würde ich es finden, wenn noch Gedächtnistraining hinzukäme. Jedoch hat sich bislang niemand gefunden, der das ehrenamtlich anbietet.
WOCHENBLATT: Welches Erlebnis hat Sie besonders beeindruckt?
Christa Hartung: Erst kürzlich beim Spielenachmittag. Ein Teilnehmer - 94 Jahre alt! - hatte Geburtstag und wir haben ihn mit einem schönen Nachmittag und mit selbstgebackenem Kuchen erfreut. Er war so glücklich, hier zu sein und trotz seiner Seheinschränkungen spielen zu können.
WOCHENBLATT: Was bringt Ihnen persönlich das Ehrenamt?
Christa Hartung: Beim Stricken habe ich viel dazugelernt. Unsere tolle, schon über 80jährige Anleiterin, hilft so lange, bis man es kann. Wir lernen viel voneinander; ich bin toleranter geworden. Manchmal muss man sich aufraffen, aber letztlich macht man es doch gern. Es ist sehr schön zu sehen, dass der eigene Einsatz von anderen Menschen bemerkt und geschätzt wird.
WOCHENBLATT: Wie ist der Bekanntheitsgrad des Kaleidoskops?
Bärbel Wagner: Trotz aller Bemühungen, ausreichend ist es nie. Es gibt viele Menschen, die das Mehr-generationenhaus immer noch nicht kennen.
Christa Hartung: Früher gab es mal eine Rubrik im Wochenblatt Veranstaltungen in der kommenden Woche. Da waren wir auch häufig vertreten, das war gut. Es wäre schön, das in dieser Form noch einmal anbieten zu können.
WOCHENBLATT: Was muss man mitbringen, um sich im Kaleidoskop zu engagieren?
Bärbel Wagner: Interesse, mitmachen zu wollen. Alles andere findet sich. Man lernt sich kennen und schaut sich in dem Verein um, daraus entwickelt sich dann oftmals eine Aufgabe, die man übernehmen möchte.
WOCHENBLATT: Was würde Ihnen heute ohne Ihr Ehrenamt fehlen?
Christa Hartung: Ich denke, ganz viel! Ich wäre mehr zu Hause, nur spazieren gehen reicht irgendwann nicht. Durch Corona habe ich gemerkt, dass man auch den Umgang mit anderen Menschen verlernen kann: Rücksicht zu nehmen, anderen eine Freude bereiten, auf andere Menschen zuzugehen, zu kommunizieren. Ich könnte mir vorstellen, dass die Alltagsbeschwerden mehr im Vordergrund stünden.
WOCHENBLATT: Ihr persönliches Fazit?
Christa Hartung: Gerade als Seniorin ist es gut, wenn man eine Aufgabe hat. Der Tag wird dadurch strukturiert. Und gibt es dadurch auch mal in einer Woche mehr Stress, ist es befriedigend, dies zu bewältigen. Ich wünschte mir, dass sich mehr Leute melden und ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich mal ausfalle.
Bärbel Wagner: Wir sind ein offenes Haus für alle. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich hier einzubringen, entweder als Nutzer oder als Ehrenamtlicher. Wir haben niedrigschwellige und kostengünstige Angebote für jeden. Um dies gewährleisten zu können, bekommen wir Fördergelder von Bund, Land und der Stadt Buchholz.
WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop im Ute-Schui-Eberhart-Haus
Der Verein Treffpunkt für Frau und Familie e.V. und das daran angeschlossene Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop hat seine Wurzeln im vor mehr als 30 Jahren als Treffpunkt für Familien gegründeten Verein. In den folgenden Jahren hat sich der Verein weiterentwickelt und ist seit 2006 Träger des Mehrgenerationenhauses Kaleidoskop, einer Begegnungsstätte für alle Generationen. Das Angebot ist groß und ohne ehrenamtliche Unterstützung könnten die vielfältigen Aufgaben nicht bewältigt werden. Das Mehrgenerationenhaus ist auf Menschen angewiesen, die mit Ideen kommen, die sie gern ausprobieren möchten. Diese Ideen können hier unbürokratisch und niedrigschwellig umgesetzt werden - davon lebt das Haus in der Steinstraße 2 in Buchholz.
Im Netz findet man es über den Landkreis Harburg, über das Niedersächsische Familienministerium, das Bundesfamilienministerium und natürlich über die Seite der Stadt Buchholz.
Koch oder Köchin gesucht: Für den Mittagstisch wünscht sich das Mehrgenerationenhaus Unterstützung, der oder die sich mit der ehrenamtlichen Köchin mittwochs abwechselt. Auf eine erste Kontaktaufnahme freut sich die Freiwilligenagentur f·e·e unter Telefon 0176/54639639 oder per Mail an fee@freiwilligenagentur.net.
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Ehrenamtsmesse 2022
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Bei der sechsten Buchholzer Ehrenamtsmesse - Sonnabend, 14. Mai, 10 bis 15 Uhr, Empore - ist auch das Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop als einer von 28 Vereinen vor Ort. Die im Vorwege zur Messe geführten Gespräche/Interviews sind ungekürzt auf der Homepage der Freiwilligenagentur unter www.fee-buchholz.de nachzulesen.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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