Folgen von Sturmtiefs
Forstexperten warnen: Im Wald droht derzeit Lebensgefahr!
(os). Die kurz aufeinanderfolgenden Sturmtiefs "Ylenia", "Zeynep" und "Antonia" haben ganze Arbeit "geleistet": Unzählige Bäume in ganz Norddeutschland wurden umgeworfen und liegen jetzt kreuz und quer auf den Waldwegen. Viele andere sind "angeschoben", sprich sie drohen beim nächsten stärkeren Wind umzufallen. Forstexperten sehen ähnliche Auswirkungen wie bei den gewaltigen Orkantiefs "Kyrill" im Januar 2007 und "Friederike" im Januar 2018. "Die Bestände wurden stark beeinträchtigt, die Schäden sind enorm", berichtet Torben Homm von Forstbetriebsgemeinschaft Forstverband Jesteburg. Es werde mehrere Wochen dauern, bis die sichtbaren Schäden beseitigt sind. Solange, appelliert Homm an die Bürger, sollten sie von Spaziergängen im Wald absehen. "Viele Menschen unterschätzen total die Gefahr, die es derzeit im Wald gibt. Das kann lebensgefährlich sein!"
Angesichts des zuletzt sonnigen Wetters zieht es viele Menschen vermehrt nach draußen, und damit auch in die Wälder. Da stört anscheinend jeder Baum, der auf dem bewährten Spazierweg liegt. Und hier beginnt das Problem: Dem Wunsch der Bürger, dass die umgestürzten Bäume möglichst schnell beseitigt werden, steht der Organisationsaufwand entgegen. Von 530 Mitgliedern der Forstbetriebsgemeinschaft Forstverband Jesteburg seien allein etwa 400 private Waldbesitzer schwer von den Sturmfolgen betroffen. "Wir müssen uns mit jedem Einzelnen über die Maßnahmen abstimmen, dafür benötigen wir Zeit. Das kann man nicht in wenigen Tagen erledigen", betont Homm. Derzeit läge in den Wäldern der Forstbetriebsgemeinschaft - zusammen auf einer Fläche von etwa 6.500 Hektar - die eineinhalbfache Menge des Holzes, die normalerweise in einem ganzen Jahr geschlagen wird. Homm ist froh, dass ein Forstunternehmen aus Fulda (Hessen) die lokalen Vertragspartner bei der Beseitigung der Schäden unterstützen wird.
Im Forstamt Harsefeld (Landkreis Stade) sind die Forstarbeiter ebenfalls mit Hochdruck dabei, nach den Hauptwegen auch die nachgeordneten Wege freizuräumen. Derzeit lege man das Hauptaugenmerk auf Fichten, die - geschwächt von der Borkenkäferplage - besonders von den jüngsten Stürmen betroffen waren, berichtet Knut Sierk, Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. "Das kann eine ganze Weile dauern", betont auch er. Sierk verweist auf das Waldbetretungsrecht, nach dem private Waldbesitzer bei "offensichtlichen Gefahren" tätig werden müssen. Bäume, die auf privaten Wegen liegen, gehören nicht dazu. Es gebe keine Frist, innerhalb der ein Baum entfernt werden muss, so Sierk. Öffentliche Wanderwege müssten vom Betreiber freigeräumt werden. Sei das aus irgendeinem Grund nicht möglich, bleibe die Möglichkeit, den Weg zu sperren.
Diese Sperre, betonen Sierk und Homm gleichermaßen, sei kein Angebot, sondern dringend zu achten. "Wir erleben es immer wieder, dass Menschen, egal ob Spaziergänger oder Radfahrer, einfach die Sperren ignorieren", berichtet Sierk. Das sei hochgefährlich. Er appelliert an die Eigenverantwortung der Bürger. Wenn sie derzeit schon in den Wald gingen, sollte ihr Blick stets regelmäßig nach oben gerichtet sein, sagt Sierk: "Selbst kleine Äste können Lebensgefahr bedeuten, wenn sie aus großer Höhe herabfallen. Sie haben eine Wahnsinnskraft!"
Immerhin: Das Holz, das derzeit aus den Wäldern geholt wird, kann wegen der großen Nachfrage nach Baustoffen gut auf dem Holzmarkt verkauft werden. Wenn es demnächst noch wärmer wird und womöglich wieder so nass wie bei den Sturmtiefs, droht aber neues Ungemach: Der Borkenkäfer findet in den Fichten - egal ob stehend oder umgestürzt - hervorragende Brutplätze. Knut Sierk: "Dann hätten wir ein großes Folgeproblem!"
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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