Neue Zeckenart
FSME-Infektion breitet sich im Norden aus

Wenn die Temperaturen steigen, erhöht sich die Gefahr, sich bei einem Zeckenbiss zu infizieren | Foto: Pfizer
  • Wenn die Temperaturen steigen, erhöht sich die Gefahr, sich bei einem Zeckenbiss zu infizieren
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Über 7.000 eingesendete Funde zeigen: Die Auwaldzecke verbreitet sich in ganz Deutschland. Genau wie der Holzbock kann auch diese Zeckenart Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Obwohl die FSME-Fälle insgesamt gesunken sind, zeigen sich regional starke Unterschiede. Die Ausbreitung der Erkrankung auch in Norddeutschland mache eine angepasste Impfstrategie notwendig. Zu diesem Ergebnis kamen die Zecken-Fachleute der heutigen Pressekonferenz an der Universität Hohenheim in Stuttgart im Vorfeld des 6. Süddeutschen Zeckenkongress. 

Im Rahmen einer „Citizen Science“ Studie, die Bürger dazu aufrief, Zeckenfunde einzusenden, sammelte Prof. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim über 8.000 Zecken aus ganz Deutschland. „Der Großteil davon sind Zecken der Gattung Dermacentor, darunter vor allem die Auwaldzecke Dermacentor reticulatus. Die Einsendungen kamen aus allen Bundesländern. Daran sehen wir, dass sich die Auwaldzecke bundesweit ausbreitet.“

In ihrem Forschungsprojekt untersuchte Prof. Ute Mackenstedt außerdem die Verbreitung der Tropenzecken Hyalomma. Diese werden durch Zugvögel in Deutschland eingetragen.

„Im Jahr 2021 wurden uns nur zehn Tropenzecken zugesendet“, so Prof. Ute Mackenstedt – in den Jahren 2019 und 2020 waren es insgesamt 191. „In den beiden Jahren hatten wir warme Sommer mit langen Trockenperioden, während die Temperaturen 2021 niedriger waren. Das deutet darauf hin, dass die Entwicklung der Tropenzecke von den Wetterbedingungen abhängt.“

Mit mehr heißen Sommern mit langen Trockenphasen könnten sich auch die Tropenzecken in Deutschland weiterentwickeln. Sie übertragen gefährliche Krankheitserreger, zum Beispiel das Zecken-Fleckfieber.

Auwaldzecke überträgt ebenfalls FSME

Bereits jetzt stellen heimische Zecken ein Gesundheitsrisiko für Menschen dar. Dass der Holzbock FSME überträgt, ist bekannt. In den bundesweit verbreiteten Auwaldzecken wurde das FSME-Virus ebenfalls nachgewiesen. Durch Zeckenstiche können die Viren auf Menschen übertragen werden und zu FSME-Erkrankungen führen.

Im Vergleich zum Vorjahr gingen die FSME-Erkrankungen im vergangenen Jahr zurück: 2021 wurden 416 Fälle gemeldet, 2020 waren es 712 Fälle. Obwohl die Zahlen vor allem in Süddeutschland zurückgingen, treten die meisten Erkrankungen nach wie vor in Baden-Württemberg und Bayern auf.

FSME breitet sich auch in Norddeutschland aus

„Während die Fallzahlen in Süddeutschland zurückgingen, breitet sich FSME in Norddeutschland zunehmend aus“, sagt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. „Das deutet darauf hin, dass unterschiedliche Umweltfaktoren in den beiden Regionen Einfluss auf die Verbreitung der Krankheit haben.“ Diese Erkenntnis zeige weiteren Forschungsbedarf zur Epidemiologie der FSME und mache eine angepasste Impfstrategie erforderlich.

Die FSME-Erreger werden durch europäische Zecken wie den europäischen Holzbock, aber auch die Auwaldzecke übertragen. In den Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei 1:50 bis 1:100. Nach circa zehn Tagen treten grippeähnliche Symptome auf. Bei rund einem Drittel der Patienten kommt es nach einer vorübergehenden Besserung zu einem erneuten Fieberanstieg und einer zweiten Krankheitsphase

Bei leichten Verläufen klagen die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen sind auch Gehirn und Rückenmark beteiligt. Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Für ca. ein Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden. Schützen kann eine Impfung.

Auwaldzecke

Die Auwaldzecke Dermacentor reticulatus gehört zur Gattung der Buntzecken. Sie sind groß, ihr Rückenschild ist auffällig gemustert. Die Buntzecken sind eine heimische Art. Sie können Menschen befallen und Krankheiten übertragen, darunter die Frühsommer-Meningoenzephalitis. In der Regel bevorzugen Buntzecken Wildtiere als Wirt, im erwachsenen Stadium befallen sie aber auch häufig Haustiere wie Hunde oder Katzen.

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Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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