"Ich will das Schweigen aufbrechen"
WOCHENBLATT-Interview mit Markus Kaulbarsch: 20 Jahre Kontaktbeamter der Polizei in Buchholz
os. Buchholz. Rundes Jubiläum: Seit 20 Jahren hat Markus Kaulbarsch (60) als Kontaktbeamter der Polizei in Buchholz einen besonders engen Kontakt zu den Bürgern. U.a. hat er sich die Gewaltprävention bei Schülern in Buchholz auf die Fahnen geschrieben. Im Gespräch mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander berichtet der Hauptkommissar von seinen Erlebnissen.
WOCHENBLATT: Wie kam es dazu, dass Sie zum Kontaktbeamten der Polizei in Buchholz wurden?
Markus Kaulbarsch: Ich habe gemerkt, dass ich keinen Kontakt zur Bevölkerung aufbauen kann, wenn ich im Polizeiwagen vorbeifahre. Ich wollte lieber direkt an die Menschen herankommen. Deshalb habe ich begonnen, während der Fußstreife mit den Bürgern das Gespräch zu suchen. Gerade bei Jugendlichen war das am Anfang schwierig.
WOCHENBLATT: Warum?
Kaulbarsch: Viele Jugendliche waren skeptisch, was der Polizist von ihnen will. Nach und nach hat sich aber herumgesprochen, dass man mit mir reden kann, wenn man Probleme hat.
WOCHENBLATT: Was für Probleme haben die Jugendlichen und haben sich diese in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert?
Kaulbarsch: Die Probleme sind heute exakt die gleichen wie vor 20 Jahren. Viele leiden unter häuslicher Gewalt, Kinder und Jugendliche werden gemobbt oder leiden unter Raub, dem „Abziehen“. Mir geht es darum, das Schweigen der Menschen aufzubrechen, egal ob bei den Opfern oder Beobachtern. Die Dunkelziffer von Gewalt ist nach wie vor hoch.
WOCHENBLATT: Um das Schweigen zu brechen, veranstalten sie regelmäßig Unterricht zur Gewaltprävention in den fünften Klassen in Buchholz. Gibt es Erfolge?
Kaulbarsch: Zuerst musste ich viel Überzeugungsarbeit in den Schulen leisten, im Laufe der Jahre hat sich ein vertrauensvolles, teilweise sogar freundschaftliches Verhältnis mit den Schulleitern und den Lehrern entwickelt.
WOCHENBLATT: Welche Themen behandeln Sie im Unterricht?
Kaulbarsch: Ich spreche kindgerecht, übrigens auch in Kindergärten und in Grundschulen, über Sozialverhalten, Ursachen und Auswirkungen der jugendlichen Straffälligkeit, Strafmündigkeit, falsche Freunde, Raub und Erpressung sowie das Schweigen der Opfer. Ich will die Kinder stark machen und sensibilisieren, die Mitmenschen zu beobachten und das Gespräch mit mir oder ihren Eltern zu suchen, wenn sie den Verdacht haben, Freunde oder Mitschüler könnten Gewalt erlebt haben. Das ist kein Anschwärzen. Jedem muss klar sein: Es gibt nicht nur liebe Menschen in unserer Nachbarschaft.
WOCHENBLATT: Sie gehen Ende 2017 in den Ruhestand. Werden Sie den Buchholzern bis dahin als Kontaktbeamter erhalten bleiben?
Kaulbarsch: Ja, weil mir die Arbeit mit den Menschen nach wie vor viel Spaß macht.
WOCHENBLATT: Herr Kaulbarsch, vielen Dank für das Gespräch.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
Webseite von Oliver Sander | |
Oliver Sander auf Facebook | |
Oliver Sander auf YouTube |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.