Buchholz
Krötenzäune trotz Krötentunnel
Sobald die Temperaturen in die Plusgrade kommen, beginnt die Amphibienwanderung. Da viele Frösche, Kröten und weitere Amphibienarten jedes Jahr beim Überqueren von Straßen getötet werden, stellt der Baubetriebshof der Stadt Buchholz zusammen mit Bürgern und Ehrenamtlichen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), des Arbeitskreises Naturschutz Tostedt (AKN) und der Krötenfreunde Suerhop jedes Jahr sogenannte Krötenzäune am Straßenrand auf, um das Leben der Tiere zu schützen.
An der Inzmühlener Straße, am Tostedter Weg und am Friedhof Seppensen montiert der Kommunalbetrieb in diesen Tagen die grünen Barrieren. Am Drosselweg werden die Zäune durch Helfer aus Suerhop unterstützt. Am Mühlentunnel hat der Kommunalbetrieb, ehemals Baubetriebshof, Querungshilfen eingebaut und weiterhin Schilder am Moordamm und an der Lohbergenstraße aufgestellt mit dem Hinweis, dass Autofahrer achtsam unterwegs sein sollten.
Je nach Witterung werden die jetzt in Buchholz aufgestellten Krötenzäune voraussichtlich bis Ende März stehen bleiben. Amphibien, die durch die Zäune von einer Straßenüberquerung abgehalten werden, wandern die Zäune entlang und fallen in Auffangbehälter. Ehrenamtliche und Helfer überwachen in dem Zeitraum die Zäune in regelmäßigen Abständen und setzten die Tiere fachgerecht um.
Wer dabei unterstützen möchte: Insbesondere am Tostedter Weg werden noch helfende Hände gesucht, die morgens oder abends die Zäune abgehen und Amphibien umsetzen. Interessenten melden sich bei Naturschützerin Jenny Moerth-Kretschmer unter jenny.moerth@live.de.
Auf ein Wort:
WOCHENBLATT ging beim Krötenzählen leer aus
Interessant, dass ausgerechnet an der Inzmühlener Straße (K28) Krötenzäune aufgestellt werden. Denn dort wurde im Jahr 2006 auf vielfache Forderung von Naturschützern eine Krötenunterführung - eine 1.200 Meter lange „Amphibienleitanlage“ mit zehn Tunneln - für rund 320.000 Euro gebaut. Damit sollen die Anwanderung der Tiere zum Laichgewässer und die Rückkehr der Tiere, die abgelaicht haben, gesichert sowie die überirdische Wanderung und ein Überfahren der Tiere eigentlich verhindert werden (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach).
Dass da wohl mehr der Wunsch Vater des Gedankens war, zeigen die Ergebnisse eines vierjährigen Forschungsprojektes der Beratungsgesellschaft NATUR dbR, in dem auch die Bewegungen des Krötentunnels an der K28 ab 2008 dokumentiert wurden, und über deren Resultate wohl aus gutem Grund 2012 nicht in der Region öffentlich informiert wurde.
Ein Zitat daraus:
"Die Tiere liefen vor den Durchlasseingängen häufig hin und her. Etwa 13 Prozent der beobachteten Tiere versuchte (erfolglos) durch Hochstellen und Klettern an Leit– und Sperreinrichtungen das Schutzanlagensystem zu umgehen. Die meisten Tiere hielten sich dicht an der Sperrwand, bzw. unmittelbar vor den Durchlasseingängen auf, während nur ein geringer Anteil auch tatsächlich hineinwanderte ..." Und: "Anhand der Ergebnisse erscheint eine Überarbeitung des Merkblatts für Amphibien an Straßen (MAmS) sinnvoll."
Das WOCHENBLATT wollte sich am 15. März 2015 bei bestem Wanderwetter am frühen Abend ein Bild vom Verkehr auf der "Krötenautobahn" machen. Binnen 1,5 Stunden ließ sich nicht eine Kröte blicken. Angebote, mal mit einem der Krötenbeauftragten tatsächlich auf "Krötensuche" zu gehen, wurden ignoriert. Aber ich gebe zu: Die Tunnel sind aber auch dunkel und stinken, da möchte man keine Kröte sein.
Der Tunnel an den Holmer Teichen wurde übrigens von der Stadt Buchholz mitfinanziert statt eine Ausgleichsfläche für das Gewerbegebiet II (Vaenser Heide) auszuweisen bzw. zu erwerben.
Bianca Marquardt
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