Interview mit Empore-Geschäftsführer Onne Hennecke
Kulturschaffende sauer wegen Shutdowns
os. Buchholz. Kaum eine Branche litt in den vergangenen Monaten so sehr unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie wie die Veranstaltungsbranche. Nachdem gerade erst unter strengen Hygieneregeln Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen möglich wurden, tritt der neuerliche Shutdown in Kraft. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander spricht Onne Hennecke, Geschäftsführer des Buchholzer Veranstaltungszentrums Empore, über die Auswirkungen.
WOCHENBLATT: Wie beurteilen Sie die Beschlüsse von Bund und Ländern am Mittwoch?
Onne Hennecke: Grundsätzlich gilt: Die Pandemie muss jetzt eingefangen werden, um einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu vermeiden, Menschenleben zu retten und damit einen noch größeren Zusammenbruch der Wirtschaft zu vermeiden. Die Krankheit ist gefährlich, derzeit nicht zu behandeln und wir zahlen jetzt auch den Preis dafür, dass Corona-Leugner unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit sich ungestraft nicht an Regeln halten und Leben und Wirtschaft gefährden.
WOCHENBLATT: Das heißt, die beschlossenen Maßnahmen sind richtig?
Hennecke: Ich halte die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen für Hotellerie, seriöse Gastronomie und Veranstaltungswirtschaft – wie viele Ärzte und Wissenschaftler - nicht zielführend beim Eindämmen der Infektionszahlen und unverhältnismäßig. Im Kulturbereich – von schwarzen Schafen abgesehen – haben umfangreiche Hygienekonzepte, Kapazitätsbeschränkungen und weitere Regelungen dafür gesorgt, dass auch unter Pandemie-Bedingungen sichere Abläufe möglich sind.
WOCHENBLATT: Welche konkreten Auswirkungen hat der Shutdown auf die Arbeit in der Empore?
Hennecke: Wir werden im November komplett schließen und nur noch mit einem Notdienst arbeiten. 20 Veranstaltungen fallen dadurch aus, darunter auch Nachholtermine und neu konzipierte Doppel-Veranstaltungen. Für den Dezember müssen wir dann sehen, wie es sich entwickelt. Wir brauchen danach Planungssicherheit und können nicht abhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis Harburg die Besucherzahlen von 180 auf 100 verkleinern, wie es derzeit im Raume steht. Auch dass einige Politiker in den letzten Wochen immer wieder pauschal vom Besuch von Veranstaltungen abgeraten haben, ist ein Schlag in das Gesicht derer, die mit viel Engagement seit Monaten versuchen, einen sicheren Weg zu finden.
WOCHENBLATT: Welche Forderungen haben Sie an die Politik?
Hennecke: Es ist falsch, auch noch nach sieben Monaten Pandemie mit pauschalen und inhaltlich fragwürdigen Verboten zu regieren. Bei den neuen Corona-Beschlüssen werden jetzt erneut ganz selbstverständlich seriöse Hotels, Restaurants und Theater geschlossen, während Bahnen, Busse und Züge häufig überfüllt unterwegs sind. In Flugzeugen durfte man schon im Sommer ohne Abstand dichtgedrängt sitzen, während die Theater nur unter extremen Einschränkungen (ca. 70 Prozent weniger Plätze) wieder öffnen konnten. In öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Bahn gab und gibt es nach meiner Kenntnis keine Verpflichtungen, Plätze zu reservieren, ausreichend Abstände zu wahren oder eine Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten. Dies ist allen bekannt, aber nichts geschieht.
WOCHENBLATT: Was heißt das für die Empore?
Hennecke: Ich bitte, dringend in Politik und Verwaltung zur Kenntnis zu nehmen: In der Empore ist hohe Sicherheit seit Mitte September gegeben. Unser Hygienekonzept, das die dauerhafte Eröffnung unter Corona-Bedingungen ermöglicht, wurde mit dem Landkreis Harburg abgestimmt. Wir haben einen sehr großen Raum über zweieinhalb Stockwerke, garantieren große Abstände zwischen den Sitzplätzen, betreiben eine leistungsstarke Frischluftanlage und haben voll kooperative Gäste. Auch für unseren Gastronomen Allan Lim kann ich sagen, dass die Regeln dort einwandfrei befolgt werden. Viele Besucher vertrauen ihm und uns und sagen, dass sie sich sicher fühlen.
WOCHENBLATT: Was bedeutet der Shutdown für die Mitarbeiter?
Hennecke: Unsere festangestellten Mitarbeiter sind gesichert und werden jetzt fast vollständig zurück in die Kurzarbeit gehen. Auf Dauer kommt es auch hier zu Einbußen, das ist keine Frage. Die Empore als Tochterunternehmen der Stadt Buchholz ist durch die Unterstützung der Stadt und ihrer Bürger finanziell auch im erneuten Shutdown abgesichert. Da gibt es große Solidarität vom Bürgermeister und den Mitgliedern des Rates. Allerdings sind unsere Aushilfen bereits seit Mitte März ohne Job, das ist schon schmerzhaft. Und wenn wir im November erneut komplett schließen, werden als Folge die in diesem Zeitraum gebuchten Künstler erneut ohne Einnahmen sein. Dort, wie übrigens auch bei den Kulturvereinen der Stadt, ist die Not sehr groß. Für Solo-Selbständige sowohl in der Kultur als auch anderen Bereichen müssen dringend Hilfen auf den Weg gebracht werden.
WOCHENBLATT: Herr Hennecke, vielen Dank für das Gespräch.
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Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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