Verhaltener Start
Niedersachsens Hausärzte impfen gegen Corona
(ts/jab). Der Impfstart gegen das Coronavirus in Niedersachsens Hausarztpraxen in der vergangenen Woche hat zögerlich begonnen. Weil Impfstoff knapp ist, sprach Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) von einem "bescheidenen Anfang". "Etliche Kollegen in den Hausarztpraxen sehen noch von Impfungen ab", sagte auch der ärztliche Leiter der Impfzentren des Landkreises Harburg, Dr. Jörn Jepsen.
Dass längst noch nicht alle Hausarztpraxen im Land Corona-Schutzimpfungen verabreichen, habe laut der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen mehrere Gründe. Eine Hürde sei der bürokratische Aufwand. "Manche Hausärzte halten die Prozedur neben dem normalen Regelbetrieb nicht für leistbar", sagt der stellvertretende KV-Sprecher Dr. Uwe Köster dem WOCHENBLATT. Andere Hausärzte würden darauf warten, bis mehr Impfstoff zu Verfügung steht. Bis Mai stehen pro Praxis und Woche nur rund 20 Dosen zur Verfügung. Ein weiterer Grund seien die Osterferien in Niedersachsen. Zudem habe die Kassenärztliche Vereinigung ihre Mitglieder aufgerufen, dass insbesondere die Hausarztpraxen beginnen sollen, die besonders viele Patienten betreuen, die 70 Jahre und älter sind.
Die Kassenärztliche Vereinigung hatte vergangene Woche noch keine belastbaren Zahlen, wie viele der rund 9.000 Hausarztpraxen im Land sich derzeit an den Corona-Schutzimpfungen beteiligen. Die Ärzte würden die von ihnen verimpften Dosen über ein Portal melden. Daraus lasse sich dann ein Bild erstellen, sagte Dr. Köster. Ein erster Eindruck aus einem Bezirk des Landes sei: Die Hälfte der Hausarztpraxen beteilige sich an den Corona-Impfungen, die andere Hälfte warte ab.
Ein Hausarzt, der sich seit vergangenen Dienstag an den Corona-Schutzimpfungen beteiligt, ist Matthias Rose mit Praxis in Buchholz. "Wir sind ein weiteres Rädchen in der Bekämpfung der Corona-Pandemie", erklärt der Allgemeinmediziner, warum er sich von Anfang an engagiert. Hausärzte genießen bei ihren Patienten ein hohes Vertrauen, sagt Matthias Rose. Lediglich 18 Dosen Biontech-Impfstoff hat er in der ersten Woche erhalten.
Die Hausarztpraxen, die gegen Corona impfen, werden von den Nachfragen Impfwilliger überrannt. Offenbar versuchen auch zahlreiche Menschen, die noch nicht impfberechtigt sind, bei ihren Hausärzten Impftermine zu erhalten. Die Ansage des Anrufbeantworters in der Praxis Dr. Thomas Rau in Jesteburg zum Beispiel appelliert, von Anfragen abzusehen: Die Hausarztpraxen laden die Menschen zur Impfung ein. Selbst zum Telefonhörer greifen soll niemand. Wer im Impfzentrum einen Termin habe, solle diesen unbedingt wahrnehmen.
Auch Dr. Stephan Brune, Vorsitzender des Bezirksausschusses der Bezirksstelle Stade der KV Niedersachsen, hat von Kollegen von diesem Problem von Kollegen gehört, dass Leitungen zusammenbrechen, da viele wegen Impfterminen die Praxen kontaktieren. Das zeige aber, dass die Nachfrage da sei. Insgesamt werde das Angebot gut angenommen. Doch nicht nur Hausärzte, auch Fachärzte dürfen gegen das Coronavirus impfen. Brune, selbst Kardiologe, hat bereits in seiner Praxis mit seinen zwei Kollegen Impfungen durchgeführt. "Die erste Lieferung betrug 48 Dosen. Das ist nicht viel, aber ein Anfang", so Brune. Weiterhin hänge das Impfprozedere von der Produktion und den Lieferungen ab.
Im Mai soll die Impfkampagne dann richtig Schwung aufgenommen haben. Das Gesundheitsministerium erwartet, dass die Hausärzte dann in Niedersachsen schon mehr Menschen impfen als die regionalen Impfzentren in den Landkreisen.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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