Parkinson-Patient Holger Klose: "Laufen ist für mich wie eine Sucht"
os. Buchholz. "Moment, Blockade!", sagt Holger Klose (52), als er die Tür aufmacht. Er zittert leicht, kann sich nicht mehr bewegen. Holger Klose hat Parkinson. "Off-Zeit" nennen Mediziner bei der neurologischen Erkrankung die Phasen mit stark eingeschränkter Beweglichkeit. Kurze Zeit später hat Klose wieder eine "On-Phase" und bewegt sich leicht durch den Flur - im Laufschritt. So komisch es klingen mag: Beim Laufen hat der Buchholzer seine beste Zeit. "Das ist für mich wie eine Sucht."
Vor achteinhalb Jahren machte sich die Schüttelkrankheit bei Klose erstmalig bemerkbar. "Ich bin in allem langsamer geworden und die Sprache war weg", erinnert sich Klose. So gehe es allen "Parkis", wie sich die Parkinson-Kranken selbst nennen. Bei Klose schlug die Krankheit überraschend zu: Nur einer von 10.000 Deutschen zwischen 40 und 50 wird zum "Parki". Beruflich trotzte der Außendienst-Techniker ein paar Jahre der Krankheit, dann war er 15 Monate krankgeschrieben, seit drei Monaten ist er Frührentner. Seinen Führerschein gab er ab.
Je nach Einstellung mit Medikamenten ist Klose mal besser, mal schlechter drauf. Er nennt es so: "Manchmal kann ich alles problemlos machen, dann bin ich völlig durchgeknallt." Äußerlich machen sich die schlechten Phasen durch Zuckungen, undeutliche Aussprache und eine maskenhafte Mimik bemerkbar. Doch mit der Situation zu hadern, ist Holger Kloses Sache nicht. "Ich nehme die Krankheit an, auch wenn sie mich selber manchmal nervt", sagt er. Mehr noch denkt er an seine Frau und die beiden Töchter: "Die leiden sehr unter meiner Krankheit, weil ich so starke Stimmungsschwankungen habe."
Das Lauftraining hilft dem gelernten Kfz-Mechaniker, sein Leben besser zu meistern. "Ich brauche was um die Ohren, sonst werde ich wahnsinnig", sagt Klose. Dreimal pro Woche geht er joggen, trifft sich mit einer Gruppe von Blau-Weiss Buchholz. Dabei trägt er sein Lieblings-Shirt: "He... Ich...", steht auf der Vorderseite, und "...habe Parkinson ...na und" auf der Rückseite. Damit nimmt er Passanten die unausgesprochene Frage, warum er anders läuft als seine Mitstreiter. Derzeit tritt er aber kürzer: Laufen im Schnee sei zu gefährlich.
Mehrere sportliche Ziele hat sich Holger Klose in diesem Jahr gesetzt: Im Juni will er seinen 15. Stadtlauf in Buchholz bestreiten, im Herbst den Marathon (mehr als 42 km!) in Bremen. Und bei der Volkslauf-Serie um den "Heidjer-Cup" will er bei mindestens acht Wettbewerben dabei sein.
Möglichst lange will Holger Klose zu Hause wohnen bleiben. "Ich entscheide gemeinsam mit meiner Familie, wann ich ins Pflegeheim gehe", sagt er. Ob er bis dahin eine risikoreiche Operation am Gehirn über sich ergehen lässt, mit der die Symptome der Parkinson-Krankheit gelindert werden könnten, weiß Klose noch nicht. "Noch habe ich zu viel Angst." Da hält er sich lieber an das, von dem er weiß, dass es ihm hilft: Laufen!
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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