Engagierter Brückenbauer und Kulturmanager
Pastor Jürgen Stahlhut verlässt nach zehn Jahren die St.-Johannis-Kirchengemeinde

Verlässt seine Kirchengemeinde "mit zwei lachenden Augen": Jürgen Stahlhut | Foto: os
  • Verlässt seine Kirchengemeinde "mit zwei lachenden Augen": Jürgen Stahlhut
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os. Buchholz. Buchholz verliert einen besonders engagierten Pastor: Jürgen Stahlhut (54) verlässt nach zehn Jahren die St.-Johannis-Kirchengemeinde an der Wiesenstraße. Zum 1. August wird er Dienststellenleiter des zu gründenden Militärpfarramts in der Theodor-Körner-Kaserne in Lüneburg. Vor seiner Zeit in Buchholz war Stahlhut in Munster und Diez an der Lahn (Rheinland-Pfalz) bereits insgesamt elf Jahre in der Militärseelsorge tätig und absolvierte dabei Auslandseinsätze u.a. in Serbien, Bosnien und Afghanistan.
Das Angebot, in die Hansestadt Lüneburg zu wechseln, sei just zu dem Zeitpunkt gekommen, an dem er sich gefragt habe, ob er noch einmal etwas anderes machen möchte, erklärt Jürgen Stahlhut. Die jüngste der drei Töchter (29, 26, 19) hat im vergangenen Jahr ihr Abitur gemacht. Er verabschiede sich mit zwei lachenden Augen, sagt der Pastor schmunzelnd: Zum einen sei er froh, in einer aufgeschlossenen Gemeinde wie St. Johannis wirken zu dürfen, zum anderen freue er sich auf seine Rückkehr in die Militärseelsorge, um dort den Soldaten als wichtiger Ansprechpartner und "kritisches Gegenüber" zu begegnen. Stahlhut wird zudem in der Militärkirchengemeinde St. Stephanus in Munster tätig sein.
Als er am 1. April 2009 sein Amt in der St.-Johannis-Kirchengemeinde antrat, sei er zunächst als Brückenbauer gefragt gewesen, erinnert sich Jürgen Stahlhut. Später machte er sich daran, gemeinsam mit dem "sehr innovativen Kirchenvorstand" ein Leitbild für die Gemeinde zu entwickeln. Seitdem verfahre man nach dem Motto "Glauben leben: fröhlich, offen, entschieden". Die wichtigste Botschaft in all den Jahren sei gewesen: "Die Kirche ist kein Selbstzweck. Wir sind für die Menschen da", betont Stahlhut. Deshalb habe man viele Angebote für die Gemeindeglieder wie den Frühstücks- oder den Kochtreff ins Leben gerufen. "Wir machen Angebote, die viele Menschen aus ihrer Einsamkeit holen", sagt Stahlhut. Der diakonische Gedanke sei wichtig in der Kirchengemeinde. Weitere Veranstaltungen, die in den vergangenen zehn Jahren etabliert wurden, sind u.a. die "Kirche für Knirpse", in der der Pastor den kleinen Besuchern mit Hilfe der Handpuppe "Quassel" Religion näherbringt, und das Vater-Kind-Wochenende.
Unter Stahlhuts Ägide wurde St. Johannis zudem zur "Kulturkirche". Bis zu 50 kulturelle Veranstaltungen finden in der Kirche statt, 80 Prozent davon bei freiem Eintritt. Stolz ist der Pastor, dass er mit Mut und Entschlossenheit Musikgrößen wie die "Prinzen" oder die A-cappella-Gruppe "Wise Guys" sowie deren Nachfolgeband "Alte Bekannte" für Auftritte in St. Johannis gewinnen konnte. Auch hier habe der Kirchenvorstand eine wichtige Rolle gespielt: "Er ist den Weg voll mitgegangen." Mit den Konzerten habe man erreicht, dass sich mehr Menschen in den "Raum Kirche" begeben, sagt Stahlhut. Wichtig sei, dass man eine gute Mischung aus bekannten Bands und Lokalmatadoren finde.
Der Termin für die offizielle Verabschiedung mit einem Gottesdienst für Jürgen Stahlhut wird noch bekanntgegeben.
Danach wird er aber noch einmal für seine Kirchengemeinde tätig: Am 3./4. Juli wird er noch Gottesdienste für die Tschernobyl-Kinder durchführen, deren Besuch er betreut. Wer auf Stahlhut folgt, soll in Kürze feststehen. Die Stelle ist ausgeschrieben, in dieser Woche will der Kirchenvorstand den Wahlmodus festlegen, nach dem der Nachfolger oder die Nachfolgerin bestimmt werden soll. Die Stelle sei attraktiv - wegen der begeisterten Gemeindeglieder, den vielen zuverlässigen ehrenamtlichen Helfern und nicht zuletzt, weil es eine langfristig gesicherte 100-Prozent-Stelle sei.
Derweil sind Jürgen Stahlhut und seine Frau Ulrike auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Sie wollen in Buchholz wohnen bleiben, weil sie ihre meisten sozialen Kontakte in der Nordheidestadt haben. Zudem will Stahlhut seiner Frau, die als Krankenschwester in einer Praxis in Bendestorf arbeitet, die Pendelei ersparen: "Es ist einfacher, wenn ich einmal am Tag nach Lüneburg und zurück pendele, als wenn meine Frau zweimal vom Wohnort nach Bendestorf und zurück fährt."

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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