Anas Alhussain baute sich ein neues Leben in Deutschland auf
Prototyp für gelungene Integration
(os). Daraa ist die 100.000-Einwohner-Stadt im Südwesten von Syrien, in der im März 2011 der Ursprung für den bis heute andauernden Bürgerkrieg lag. Die Proteste gegen das Assad-Regime wurden blutig niedergeschlagen, seitdem herrscht in weiten Teilen von Syrien Gewalt, Angst und Unsicherheit. Diese Faktoren führten dazu, dass Anas Alhussain (34) im Jahr 2015 seiner Heimatstadt, in der er sich bis dato sehr wohl gefühlt hatte, den Rücken kehrte. "Die Lage dort war und ist gefährlich, es gab einfach keine Sicherheit mehr", erinnert sich Anas Alhussain. Im fernen Deutschland baute sich der studierte Betriebswissenschaftler eine neue Existenz auf. Alhussain lebt in Buchholz und arbeitet als Controller in einem großen, international tätigen Unternehmen in der Hamburger Innenstadt.
2015 machte sich Anas Alhussain mit Freunden auf den langen Weg nach Europa. Eigentlich war England das Ziel für die hervorragend Englisch sprechenden Akademiker. Nach der Reise - per Auto, Zug und zu Fuß - über die Türkei, Griechenland, Serbien, Ungarn und Österreich landete Alhussain in Deutschland. Zunächst war er in Bad Fallingbostel untergebracht, zwei Wochen später kam er nach Buchholz.
Von dem "Camp", wie Alhussain die Container-Flüchtlingsunterkunft nennt, sei er "schockiert" gewesen. "Die Atmosphäre dort war schlecht, man hatte keine Sekunde Ruhe", erinnert er sich. Dank seiner besonderen Strategie, die er seit langer Zeit anwendet, trotzte Alhussain der Situation: Er strukturiert sein Leben in Zwei-Jahres-Schritten. In der Flüchtlingsunterkunft nahm er sich vor, nach zwei Jahren Deutsch gelernt zu haben und den vorläufigen Aufenthaltstitel zu bekommen. Beides funktionierte. "Ich bin morgens um 5 Uhr aufgestanden, um in Ruhe lernen zu können", berichtet Alhussain.
Die Zielstrebigkeit und die Hilfe von Peter Meißler vom Bündnis für Flüchtlinge sorgten dafür, dass der 34-Jährige einen Fuß in die Arbeitswelt bekam. Nach einem Praktikum bei Hamburg Wasser schrieb er Bewerbungen um eine Arbeitsstelle als Controller, und wurde erneut in Hamburg fündig. Sein Arbeitgeber erkannte die Zuverlässigkeit und den hohen Wert von Alhussains Arbeitskraft und wandelte den befristeten Vertrag nach nur drei Monaten in einen unbefristeten Vertrag um.
Was rät Anas Alhussain Flüchtlingen für ihr Leben in Deutschland? Zunächst sei es wichtig, schnell die Sprache zu lernen, sagt er. "Und dann muss man sich realistische Ziele setzen, die man konsequent verfolgt."
Das Leben in Syrien verfolgt Anas Alhussain intensiv, mit seiner noch immer in Daraa lebenden Mutter steht er in regelmäßigem Austausch. Die Rückkehr dorthin kann sich Alhussain höchstens langfristig vorstellen. Bevor nicht das Assad-Regime abgelöst wurde und im Land verlässlich Sicherheit herrscht, genießt er sein neues Leben in Deutschland, für das er so viel getan hat.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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