Holocaust-Gedenktag in Buchholz
Schmerzhafte Erinnerung an die Nazi-Terrorherrschaft

Dr. Jörn Lindner bei seinem Vortrag im Veranstaltungszentrum Empore
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os. Buchholz. Die Erinnerung an die Zeit der Nazi-Terrorherrschaft sei für ihn besonders schmerzhaft, betont Historiker Dr. Jörn Lindner. Sein Großvater sei im Hamburger Hafen für die Verpflegung der Zwangsarbeiter zuständig gewesen und damit ein wichtiges Zahnrad im Getriebe des Nazi-Regimes gewesen. Lindner referierte beim Holocaust-Gedenktag am Donnerstagabend über das Thema Zwangsarbeit in Buchholz und schlug dabei auch einen Bogen, wie "Zivilarbeiter" und Kriegsgefangene allgemein von den Nazis behandelt und ausgebeutet wurden. Etwa 80 Teilnehmer verfolgten im Veranstaltungszentrum Empore den detailreichen Vortrag von Jörn Lindner.
Wie berichtet, hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1996 den 27. Januar als Holocaust-Gedenktag ausgerufen. Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit, in dem seit 1940 mehr als eine Million Menschen, vor allem Juden, ermordet worden waren. In Buchholz erinnert in jedem Jahr ein anderer Verein bzw. Einzelner an die Naziverbrechen.
Jörn Lindner lenkte den Blick auf die Zwangsarbeiter in Buchholz. Seit etwa fünf Jahren forscht er an dem Thema. Während des Zweiten Weltkriegs waren ca. 780 der damals etwa 4.000 Einwohner Zwangsarbeiter. "Diese waren für alle deutlich sichtbar", betonte der Historiker. Morgens wurden sie unter Bewachung zu Fuß in Kolonnen von ihren Unterkünften zu ihren Arbeitsstätten geführt, abends wieder zurück. Die meisten Zwangsarbeiter mussten für kläglichen Lohn bei der Reichbahn schuften, auch bei den Rütgerswerken und in der Heidelust gab es Arbeitslager. Andere Buchholzer Unternehmen hätten ebenfalls von den Zwangsarbeitern profitiert, betonte Lindner.
Für ihn sei der Einsatz der Zwangsarbeiter ein Paradoxon: Je länger der Krieg andauerte, desto höher wurde deren Zahl. Im Jahr 1944 waren 7,1 Millionen Zwangsarbeiter tätig - und das in einem Regime, das sonst streng auf Rassentrennung achtete.
• Vor der Veranstaltung in der Empore hatten Bea Trampenau von der antifaschistischen Begegnungsstätte Heideruh und Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse am Denkmal für die Opfer der Nazi-Terrorherrschaft in der Fußgängerzone einen Kranz niedergelegt. Rund 50 Bürger nahmen an der kurzen Gedenkveranstaltung teil. Man müsse verhindern, dass das Gedankengut von Neonazis wieder in der Gesellschaft Fuß fassen könne, betonte Trampenau. Sie forderte Teilnehmer der Montagsdemonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung auf, sich von Nazis zu distanzieren. Diese nutzten die Demonstrationen, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu untergraben. 
Gedenken bedeute immer auch, sich ehrlich mit der Geschichte vor Ort auseinanderzusetzen, betonte Bürgermeister Röhse. Zudem habe man die Pflicht, künftige Generationen zur Wachsamkeit zu mahnen. "Unser Ziel muss es sein darauf hinzuwirken, dass sich nicht wiederholt, was einmal geschah", sagte Röhse.
• Der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2023 soll von der Theaterwerkstatt Bischu ausgerichtet werden.

Dr. Jörn Lindner bei seinem Vortrag im Veranstaltungszentrum Empore
Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse bei seiner Rede am Mahnmal für die Nazi-Opfer
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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