Vortrag von Filmemachern regt zum Denken an
Sorge um Europas Wälder

Die Referenten Laura Schmitt und Johannes Bünger betonen, dass Versandverpackungen eines der größten Probleme darstellen | Foto: Stadt Buchholz
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Wenn man sich umhorcht, in welchen Regionen auf der Welt die meisten Wälder abgeholzt werden, hört man als Antwort zuallererst die Amazonas-Region in Südamerika, gefolgt von den Urwäldern in Indonesien. Europa haben nur wenige auf dem Schirm. Dass es in der Realität derzeit ganz anders aussieht, verdeutlichten die Filmemacher Laura Schmitt und Johannes Bünger bei ihrem eindringlichen Vortrag „Kahlschlag für Papier?! – Gefahren für Europas Wälder“ auf Einladung des Klimaforums Buchholz. Die Veranstaltung in der Empore hätte mehr Zuhörerinnen und Zuhörer als die knapp zwei Dutzend Gäste verdient gehabt.

Versandvpackung eines der größten Probleme

Seit mehr als zwei Jahren recherchieren Laura Schmitt und Johannes Bünger von Pieper und Partner aus Toppenstedt-Tangendorf für einen Dokumentarfilm für den TV-Sender Arte. Ergebnis: Vor allem in Nord- und Osteuropa werden derzeit so viele Bäume gefällt wie seit Langem nicht. Das verdeutlichten die Filmemacher anhand der Beispiele Schweden, Finnland und Slowakei. Als Hauptgrund nannten Schmitt und Bünger den stark gestiegenen Bedarf an Verpackungen, mit denen Waren hin- und hergeschickt werden – Stichwort Onlinehandel. 80 Prozent der in Schweden gefällten Bäume würden für kurzlebige Versandverpackungen verwendet, betonte Bünger – Tendenz steigend. „Unser Verbrauch hat einen direkten Einfluss auf die Wälder in Nordeuropa“, sagte Laura Schmitt. Weltweit werden 40 Prozent aller gefällten Bäume für die Papierindustrie benötigt und nicht etwa als Baustoff verwendet. Holz aus Russland darf wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine nicht mehr eingeführt werden. Das verschärft die Situation.

In Nordeuropa hat die starke Abholzung massive Auswirkungen auf die Umwelt. Jahrtausende alte Wälder verschwinden, zurückbleibt wegen der schmalen Humusschicht eine karge Landschaft, die einer Wüste ähnelt und auf der neue Bäume nur extrem langsam wachsen. Durch den Wegfall der Bäume wird den Rentierherden des Urvolks der Samen die Nahrungsgrundlage entzogen. Eine Professorin der Universität Uppsala in Schweden sprach in diesem Zusammenhang von „aktivem Kolonialismus“ zum Nachteil der Samen.

Die Referenten Laura Schmitt und Johannes Bünger | Foto: Stadt Buchholz
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Die Abholzung habe auch zur Folge, dass die Wälder in Nordeuropa mehr CO₂ abgeben, als sie speichern können. Anfang Oktober hatte das Bundes-Umweltministerium mitgeteilt, dass auch die Wälder in Deutschland mittlerweile von einer CO₂-Senke zu einer CO₂-Quelle geworden sei. Dass just zu diesem Zeitpunkt in Nordschweden eine riesige Zellstofffabrik gebaut und in Betrieb genommen wurde, in der jährlich 7,6 Millionen Kubikmeter Holz verarbeitet werden, sei ein Paradoxon, betonte Johannes Bünger. Man sei erstaunt, dass nur das Urvolk der Samen und die Umweltschutzorganisation Greenpeace gegen diese Entwicklung protestieren, ergänzte Laura Schmitt.

Die Lösung des Problems könne einzig sein, dass jeder einzelne den Verbrauch von kurzlebigen Verpackungen, egal ob für Warenversand oder für Lebensmittel, hinterfrage und erheblich einschränke. Ansonsten würden in absehbarer Zeit z. B. in Schweden alle geschlagenen Bäume für die Papier- und Verpackungsindustrie benötigt. Das könne nur durch politische Vorgaben erreicht werden, da es mittlerweile in vielen Fällen kaum Alternativen zum Online-Handel gebe.
Der Dokumentarfilm von Laura Schmitt, Johannes Bünger und ihrem Team wird Ende 2025 auf Arte zu sehen sein. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

Die Referenten Laura Schmitt und Johannes Bünger betonen, dass Versandverpackungen eines der größten Probleme darstellen | Foto: Stadt Buchholz
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Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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