Kommentar zum Game Cancelling
Streamer beeinflussen die Community erheblich
Ein Kommentar zum Thema "Game-Cancelling" und ein Appell an die Spieler-Community
Im Zuge der heutigen "Awareness-Bubble" und der Priorisierung der Achtsamkeit sich selber gegenüber wurde schon sehr viel über das Thema Erwartungen und den daraus resultierenden Enttäuschungen verfasst.
Kurz, wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden. Das mag richtig sein, führt jedoch auch zu einem sehr kalten Lebensstil. Daraus ergibt sich, dass ein Leben ohne jegliche Erwartungen auch nicht "Das gelbe vom Ei" ist.
Das Thema als Denkansatz zu betrachten und sein eigenes Bestreben und die Realisierbarkeit dessen zu hinterfragen, kann aber durchaus vor unnötig starken Tiefschlägen schützen.
Gute Games schlechtzureden, scheint en vogue zu sein
Kaum ein Computer- oder Konsolenspiel, das in den letzten Jahren erschienen ist, bekam nicht aus irgendeiner Richtung extrem starken Gegenwind oder wurde gar zerpflückt. Es war weniger von Bedeutung, wie gut das veröffentlichte Spiel in seiner Gänze war, sondern es schien der Gaming-Community viel wichtiger zu sein, was es noch alles hätte besser machen können. Um ein paar aktuelle Beispiele zu nennen: Hogwarts Legacy - "ermüdendes Kampfsystem und extrem langweilige Open-World", Diablo 4: "Wird schnell langweilig, zu wenig Content, Bosse zu leicht", Call of Duty: Modern Warfare II: "Zu schnell, zu langsam, zu viele Camper, zu wenig Maps".
Zurück zum Texteinstieg: Das Problem mit der Hoffnung ist, dass man enttäuscht werden kann. Wenn man also an ein Spiel immens hohe Ansprüche hat, kann man schlicht weg nur enttäuscht werden.
Die Klassifizierung der Nörgler
Auf zwei Arten der Kritiker wird in diesem Beitrag genauer eingegangen: Der "Hardcore-Grinder" (sinngemäß ein Vielspieler wie zum Beispiel ein Streamer) spielt das Spiel 500 Stunden und behauptet dann, dass es langweilig sei oder zu wenig Inhalte hätte. Diese Meinung verbreitet er in den ersten Wochen der Veröffentlichung des Spiels über sämtliche sozialen Netzwerke - und beeinflusst so natürlich viele Menschen. Um diese Zahl einmal zu verdeutlichen: 500 Spielstunden bedeutet, dass der- oder diejenige mehr als einen Monat lang (33 Tage), ohne einen einzigen Tag Pause, über 15 Stunden des Tages diesem Spiel gewidmet hat. Das ist für die allermeisten Gamer eine utopische Zahl, da sie einem Beruf nachgehen und ein ganz normales soziales Leben führen, was natürlich beides Zeit beansprucht. Wenn man annimmt, dass ein durchschnittlicher Gamer ca. 15 Stunden in der Woche spielt, sind also rund 8 Monate vergangen, bevor er die 500-Stunden-Marke erreicht. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der Spieler oder die Spielerin in diesen 8 Monaten ausschließlich dieses eine Spiel zockte, was in der Realität auch anders aussieht.
Der "Anzocker" spielt ein Spiel kurz an, findet etwas, was sie oder ihn stört, lässt es links liegen, meckert und widmet sich dem nächsten sehr kurzweiligen "Spaß" - ein Teufelskreis. Dieser Spielertyp ist im Laufe der Jahre Opfer der "Hardcore-Community" geworden. Denn er hat zwar keine Zeit, 15 Stunden am Tag zu spielen, aber die Zeit reicht, um die Meinungen aus den sozialen Netzwerken mitzubekommen und bewusst oder unbewusst aufzunehmen. Das heißt, als dass er oder sie schon eine relativ gefestigte Meinung hat, bevor das Spiel auch nur eine Sekunde gespielt wurde. Zusätzlich fällt es den Spielerinnen und Spielern zunehmend schwer, sich auf ein Spiel zu fokussieren und es wirklich durchzuspielen. Vielleicht schöpft das Spiel erst im letzten Drittel sein volles Potential aus. Ob durch bessere Skills, bessere Welten, Gegner oder einen wahnsinnigen Plot-Twist (unerwartete Änderung einer Geschichte) in der Geschichte. Viele Spieler würden das gar nicht erleben, weil sie bei 50% der Story aufgegeben hätten.
Der Hexer als Beispiel für die Zerredung guter Spiele
The Witcher 3 gilt bis heute als eines der besten und stimmigsten Spiele aller Zeiten. Ich behaupte, wenn The Witcher 3 im Jahre 2023 rausgekommen wäre, wäre es nur eines von vielen Spielen geworden. Nicht weil es heute noch bessere technische Möglichkeiten gäbe, oder der Multiplayer fehlen würde, sondern schlichtweg aus dem Grund, dass die Grinder das Spiel in 1 bis 2 Wochen durchgespielt hätten, nahezu jeder den Content kennen würde, es somit keine Überraschungen im eigenen Spiel gäbe und sich überhaupt nur die wenigsten auf die komplexe und großartige Geschichte einlassen könnten. Das Kampfsystem hätte man irgendwo schon mal runder gesehen und allgemein gäbe es viel zu wenig zum Craften. Der Detailreichtum wäre wahrscheinlich nach wie vor sehr gelungen, aber auch den hätte man irgendwo schon besser wahrgenommen.
So alt wie aktuell - Platon hat es noch immer drauf
Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr. - Platon
Der griechische Philosoph der Antike hat höchstwahrscheinlich keine digitalen Spiele gemeint, was der Aussage aber keinen Abbruch tut. Die Community täte gut daran, sich wieder selber ein Bild von Spielen zu machen. Sich nicht von der Schnelllebigkeit und den ständigen neuen Releases übermannen zu lassen und vor allem, sich weniger von den Meinungen und Aussagen der Streamer beeinflussen zu lassen. Wenn jemand 500 Stunden in ein Spiel investiert, beruflich oder privat, dann ist das Game eins mit Sicherheit nicht - langweilig.
Ähnliches gilt für den "Anzocker". Dieses Verhalten ist ein klassisches Indiz der "Cancle-Culture" und sollte dringend überdacht werden.
Ohne Meinungsverschiedenheiten und Reibereien gäbe es keine Versöhnung, ohne Kälte keine Wärme, ohne Nacht keinen Tag und ohne Trauer keine Freude. Wir Menschen brauchen aber alles, um uns wohl zu fühlen und uns zu spüren.
Es wird nie das perfekte Spiel geben - oder gibt es schon hunderte? Ein Spiel soll Spaß machen, ob kompetitiv oder "just for fun", am Ende ist und bleibt es ein Spiel und als solches sollte es auch behandelt werden.
Anreißer - Spieler haben guten Grund so kritisch zu sein
Nun habe ich das Verhalten der Spieler und Spielerinnen angeprangert, möchte diese aber gleichzeitig ein wenig schützen beziehungsweise einen möglichen Grund für dieses Überkritisieren nennen: schlechte Erfahrungen mit den erschienenen Spielen der Gaming-Konzerne in den letzten Jahren. Dieses Thema bietet so viel "Futter", dass hierzu ein eigener Artikel geplant ist. Nur so viel - wenn Spieler über einen langen Zeitraum mit den aufwendigsten Trailern und Marketingmaßnahmen auf Spiele heißgemacht werden, für diese dann 80 Euro bezahlen und im Endeffekt ein unfertiges Spiel bekommen, da die Publisher die 70% -Version als fertig betiteln und den Rest lieber nachpatchen, dann ist das nicht in Ordnung und führt zu Frust in der Community.
Ich freue mich auf konstruktive Diskussionen zu dem Thema Game-Cancelling und Anregungen für weitere Beiträge in den Kommentaren.
Leserreporter:Gaming Gandalf aus Seevetal |
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