Apotheken: Verdruss über E-Rezept
Technik funktioniert oft nicht

Die Software fürs E-Rezept funktioniert noch nicht überall einwandfrei | Foto: ABDA
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Seit dem Start des E-Rezepts Anfang dieses Jahres haben Apothekerinnen und Apotheker mit technischen Problemen und verärgerten Kunden zu kämpfen. Der Landesapothekerverband Niedersachsen e.V. (LAV) fordert die zuständigen Betreiber und Dienstleister auf, die technischen Mängel schnellstmöglich zu beheben. Der Weiteren fordert der LAV Nachbesserungen beim E-Rezept und einen Retaxverzicht (Verzicht auf Rechnungskürzung) von allen Krankenkassen, denn viele E-Rezepte enthalten weiterhin Formfehler.

Fast tägliche IT-Probleme

"Beinahe täglich können viele Apotheker oft stundenlang nicht auf den E-Rezept-Server zugreifen und E-Rezepte für die Patienten abrufen", kritisiert Berend Groeneveld, Vorstandvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. "Bei einem technischen Ausfall des E-Rezept-Systems können wir nicht einsehen, welches Medikament für die Patienten verschrieben wurde, und das benötigte Arzneimittel deshalb nicht aushändigen. Wir müssen die Patienten dann bitten, zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen. Und auch dieser Zeitpunkt ist nicht sichergestellt. Gerade für Patienten, die lebensnotwendige Medikamente kurzfristig benötigen, kann der Ausfall des E-Rezept-Systems lebensgefährlich werden!"

Verärgerte Kundschaft in den Apotheken

Auch Annelore Bansemer, Inhaberin der Sonnen-Apotheke in Buchholz, kennt dieses Problem: "Das ist eine untragbare Situation. Die Patienten ärgern sich, da sie nochmals in die Apotheke kommen müssen. Eventuell wechseln sie sogar zu einer Versandapotheke, wenn sie die verschreibungspflichtigen Medikamente nicht am selben Tag haben müssen. Wir müssen mit dem Verdruss der Patienten leben, obwohl wir nichts dafür können."

Der LAV fordert Betreiber und Dienstleister, die für die IT-Sicherheit des E-Rezepts verantwortlich sind, auf, die Probleme schnellstmöglich zu beheben und ein funktionierendes E-Rezept-System zu gewährleisten. "Es ist ein Unding, dass die Apotheker, die schon seit Jahren E-Rezepte annehmen können, nun die Leidtragenden sind", sagt Groeneveld. "Wir Apotheker sind seit 2022 E-Rezept-fähig, haben alles Notwendige veranlasst, technisch und durch Schulungen, dass der Vorgang problemlos in der Apotheke durchgeführt werden kann", betont Annelore Bansemer.

Probleme auch in den Arztpraxen

Auch in vielen Arztpraxen läuft die Arbeit mit dem E-Rezept nicht rund. "Das Hauptproblem liegt meistens im Praxisverwaltungssystem", sagt Dr. med. Stephan Brune, Vorsitzender des Stader Bezirksausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). "Die Software mancher Anbieter läuft fehlerfrei, anderer Anbieter leider nicht." Bei einigen Problemen mit dem System könnten die IT-Experten der KVN in Stade und in Hannover helfen. "Wenn es jedoch an die Programmierung geht, sind die Ärzte und Ärztinnen auf die Softwarefirmen angewiesen. Und das kann teuer werden."

In seiner Praxis – Dr. med. Stephan Brune ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in Stade – gebe es zum Glück diesbezüglich keine Probleme. "Bei der KVN gibt es jedoch öfter Anrufe von Kollegen, deren Software nicht richtig arbeitet." In einem Fall habe eine Hausärztin in Buxtehude ihre Praxis sogar aufgegeben, u.a. aufgrund der langanhaltenden und scheinbar unlösbaren Probleme mit der neuen Arztsoftware.

Ein weiteres Problem sei der zu Stoßzeiten öfter überlastete Server der Gematik GmbH, über deren Cloud die Rezepte aus den Praxen hochgeladen und in den Apotheken abgerufen werden können. "Wenn die Cloud nicht funktioniert, erhalten wir in der Arztpraxis leider keine Fehlermeldung. So bleibt die Störung für uns unsichtbar", sagt Dr. Brune. Die Technik sei noch nicht ausgereift.

Nach wie vor hätten Ärzte und Ärztinnen die Möglichkeit, bei Bedarf ein Rezept auf Papier zu drucken und den Patienten bzw. Patientinnen mitzugeben. "Das ist noch erlaubt, eine Deadline wurde noch nicht mitgeteilt", sagt Dr. Brune. Allerdings seien die Arztpraxen gesetzlich verpflichtet, die Technik für das E-Rezept vorzuhalten. Wer sich verweigert, erhält einen Honorarabzug. Der KVN-Vorsitzende fordert die Softwarefirmen auf, sich um schnelle Lösungen für die technischen Probleme zu bemühen, ohne dabei von den Praxen exorbitante Kosten zu verlangen, die die Praxen finanziell überfordern. "Da sollten die Technikfirmen in der Pflicht stehen."

Wie es funktioniert und die Patientenversorgung verbessert

Es muss funktionieren

Detleff Haffke, Leiter der Komunikations- und Informationsabteilung der kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, informiert, dass aktuell technische Störungen bei der Nutzung von Praxisausweisen (sogenannte SMC-B-Karten) und dem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) des Herstellers Medisign vorliegen. Nicole Löhr, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), betont, dass "die Digitalisierung in der ambulanten Versorgung die Arbeitsabläufe in den Praxen sinnvoll unterstützen und entlasten soll, damit wieder mehr Zeit für Diagnostik und Behandlung bleibt. Potenziale und Notwendigkeit der digitalen Gesundheitsvorsorge sind unbestritten. Nur: Sie muss funktionieren."

Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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