Sorgfalt geht vor Tempo!

Tierheim Buchholz: Bei der Vermittlung muss der Funke überspringen

os. Buchholz. Der Deutsche Tierschutzbund rechnet damit, dass in Kürze viele Tiere in den Tierheimen abgegeben werden, die während der Corona-Pandemie auch aufgrund des verstärkten Homeoffices voreilig angeschafft wurden. "Bei uns gab es auch vermehrt Anfragen, wobei es vor allem um unsere Aufnahmekapazitäten für verhaltensauffällige Hunde ging", berichtet Melanie Neumann, Leiterin des Tierheims in Buchholz (Holzweg 25, Tel. 04181-32673, www.tierheim-buchholz.de).
Dass immer mehr Menschen Probleme mit "schwierigen" Hunden haben, wundert Melanie Neumann nicht. "Die heutige Zeit ist sehr schnelllebig, alles muss immer zack, zack gehen", sagt die Tierheim-Leiterin. Es komme vor, dass Interessenten für Tiere im Tierheim vorbeikommen und Hund oder Katze sofort mitnehmen wollen, gerne mit dem Hinweis, der Sohn oder die Tochter habe in Kürze Geburtstag. Aus jahrelanger Erfahrung wissen die geschulten Mitarbeiterinnen im Tierheim, dass diese Eile mittelfristig weder für die Tiere noch für den potenziellen neuen Besitzer förderlich ist.
Um zu erreichen, dass die Vermittlungstiere nicht nach kurzer Zeit wieder im Tierheim landen, setzen die Verantwortlichen im Tierheim Buchholz auf eine ausgedehnte Kennenlernphase. Diese umfasst mehrere Besuche und gemeinsame Spaziergänge. "Die Sympathie auf beiden Seiten ist entscheidend, der Funke muss bei Mensch und Tier gleichermaßen überspringen", betont Neumann. Man dürfe nie vergessen, dass man sich einen Partner auf vier Pfoten ins Haus hole. "Wir vermitteln sehr gerne Tiere, aber das muss wohlüberlegt sein", erklärt Melanie Neumann.
Ebenfalls zugenommen haben die Anfragen von Besitzern, die sich einen Straßenhund z. B. aus Rumänien besorgt haben. Das ist oft mit einem einfachen Klick im Internet möglich. "Viele denken, dass sich ein Hund doch freuen muss, wenn er ein schönes Zuhause in Deutschland bekommt", erklärt Neumann. Ein Hund, der mehrere Jahre auf der Straße gelebt hat, freue sich aber erstmal definitiv nicht über ein Zuhause mit vielen Änderungen und Einschränkungen.
Auch alte und kranke Katzen finden derzeit oft den Weg ins Tierheim. "Wir denken, dass viele Menschen sich vielleicht die hohen Tierarztkosten nicht mehr leisten können und ihr Tier dann lieber aussetzen oder auch unter falschem Vorwand als Fundtiere zu uns bringen oder bringen lassen", erklärt Melanie Neumann.
Noch zweimal geöffnet ist der Hundeplatz am Tierheim, auf dem die Vierbeiner trotz der noch geltenden Brut- und Setzzeit spielen und toben können - und zwar am Sonntag, 11. Juli, sowie am Dienstag, 13. Juli. Das Angebot kann einzeln jeweils von 14.15 bis 15 Uhr, 15.15 bis 16 Uhr sowie 16.15 bis 17 Uhr gebucht werden. Eine telefonische Anmeldung unter Tel. 04181-32673 ist erforderlich. Die Nutzung kostet 5 Euro pro Hund. Benötigt werden zudem ein gültiger Impfpass sowie eine aktuelle Versicherungsbestätigung.
Die Modernisierung des Tierheims soll vorangetrieben werden. U.a. sollen die Katzenzimmer neu gestaltet und die Regale dort durch eine andere Lösung ersetzt werden. Den geplanten Neubau von Carports mussten die Verantwortlichen verschieben - Grund sind die stark angestiegenen Holzpreise.