Pflegeauszubildende Lena Beister (21)
Top-Examen nach Schlaganfall
(os/nw). Im Jahr 2017 berichtete das WOCHENBLATT über Lena Beister, als sie Jungschützenkönigin beim Schützenverein Brackel wurde. Jetzt, rund viereinhalb Jahre später, hat die gebürtige Buchholzerin erfolgreich ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Asklepios Klinikum in Hamburg-Harburg abgeschlossen. Dass die 21-Jährige nach mehr als 2.100 Stunden Theorie, 2.500 Stunden Praxis und einer dreitägigen Prüfung in ihrem Traumberuf arbeiten kann, ist alles andere als selbstverständlich: Im Juni 2020 erlitt Lena Beister einen Schlaganfall, lag im Koma und fiel sechs Monate lang aus. Durch unbändigen Willen, die tatkräftige Unterstützung ihres Teams und eine elektronische Orthese wurde sie in die Lage versetzt, ihre Ausbildung mit einem Notenschnitt von 1,3 abzuschließen. Damit gehört die junge Frau zu Hamburgs Jahrgangsbesten.
Lena Beister war im zweiten Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, als sie plötzlich unter starken Kopfschmerzen litt. Die gerade einmal 20-Jährige dachte an Migräne, ging nicht zum Arzt – mit beinahe tödlichen Folgen. „Ich habe extrem Glück gehabt, dass mein Freund mich rechtzeitig gefunden und den Notarzt gerufen hat. An einen Schlaganfall habe ich in meinem Alter überhaupt nicht gedacht“, erzählt die junge Frau. Es folgten Notaufnahme, Intensivstation und Reha – ein halbes Jahr fiel Beister mitten in der Ausbildung aus. „Auf einmal konnte ich meine rechte Körperhälfte nicht mehr bewegen und erlebte, wie unsicher und hilflos sich unsere Patienten fühlen. Du weißt in so einer Situation nicht, ob es wieder so wird wie vorher und worauf du dich einstellen musst“, beschreibt Beister die Zeit nach ihrem Schlaganfall.
Zurückgekämpft hat sie sich auch mit der tatkräftigen Unterstützung der Abteilung Ausbildung und des Pflegeteams der Orthopädie und Unfallchirurgie im Asklepios Klinikum Harburg. Trotz der widrigen Umstände hat Lena Beister die Ausbildung in der vorgegebenen Zeit von drei Jahren gemeistert. „Für uns war die plötzliche Erkrankung von Lena ein großer Schock. Auf ihrem Weg zurück in den Arbeitsalltag hat das gesamte Team sie unterstützt. Unsere Praxisanleiterin Katharina Knöll hat einen großartigen Job gemacht, sich viel Zeit genommen und erklärt - auch die anderen Kollegen haben sich noch nach der Arbeit mit Lena zusammengesetzt und mit ihr geübt. Für mich macht das Pflege aus: In Krisen zusammenstehen und füreinander da sein. Ich bin dankbar für mein tolles Team“, betont Claudia Stellisch, Stationsleitung der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Nach dem Ende ihrer Ausbildung hat sich Lena Beister für eine Teilzeitstelle im Team von Claudia Stellisch entschieden. „Das Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie macht mir schon immer Spaß und das Team hier ist toll", erklärt die 21-Jährige. "An meinem Job gefällt mir besonders, wenn ich Patienten in schweren Stunden begleiten und unterstützen kann. Ein Bürojob wäre gar nichts für mich. Ich mag, dass man im Dienst auf Station so viel unterwegs ist, sich immerzu bewegt“, erzählt die Gesundheits- und Krankenpflegerin. Dass sie sich weitestgehend normal bewegen kann, verdankt sie einer Orthese, die ihre geschädigten Nerven im Bein durch elektronische Impulse stimuliert. Damit ihre rechte Körperhälfte wieder voll funktionsfähig wird, erhält Beister weiterhin regelmäßig Physiotherapie, im kommenden Jahr ist ein Aufenthalt in der Reha geplant. „An meiner Gesundheit arbeiten, im Job ankommen – das sind meine Vorsätze fürs kommende Jahr. Später möchte ich dann die Weiterbildung zur Praxisanleiterin machen. Ich habe selbst erlebt, wie wichtig gute Unterstützung ist – das möchte ich weitergeben“, blickt Lena Beister optimistisch in die Zukunft.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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