Unvergessliche Gastfreundschaft
Wie eine Buchholzer Medizinstudentin mit einem Brief an ihr völlig fremde Menschen eine zweite Familie in Neuseeland gefunden hat
(rs). Guter Wille und gute Tat sind die Eltern des Glücks, sagt ein Sprichwort, dessen Wahrheitsgehalt Anika Heuer (25) auf ganz besondere Art erfahren hat. Weil vor Jahresfrist ein Ehepaar aus Neuseeland bei der 'Spurensuche nach einem im Krieg verschollenen Angehörigen in Buchholz-Steinbeck tiefe Gastfreundschaft und ganz viel Unterstützung erfahren durfte, fand die Medizinstudentin aus Buchholz in Neuseeland eine zweite Familie.
Noch kein ganzes Jahr ist es her, dass Anika Heuer von Kurt Hölzer (75), Ortsbürgermeister ihres Heimatortes Buchholz-Steinbeck, eine Mail erhielt, die ihr Leben unerwartet auf den Kopf stellen sollte. Hölzer, der wußte, dass die Medizinstudentin einen Teil ihres Studienjahres in Australien und Neuseeland verbringen wollte, berichtete ihr von Cynthia und Brian Coomber, einem Ehepaar aus Wellington, das im Sommer 2012 auf Spurensuche nach Cynthias im Zweiten Weltkrieg gefallenen Cousin den langen Weg aus Neuseeland gekommen war.
Die Suche endete auf einem Acker bei Steinbeck, wo der junge Soldat im Juli 1942 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam und wo nun gut 70 Jahre später auf Initiative Hölzers eine Gedenkzeremonie stattfand - für die Besucher aus Neuseeland ein überwältigendes Erlebnis (das WOCHENBLATT berichtete).
An diese ihr völlig fremden Menschen schrieb Anika vor ihrer Abreise einen Brief. Eine Woche später war die Antwort da, verbunden mit einer herzlichen Einladung, während ihres Neuseeland-Aufenthaltes bei den Coombers zu wohnen. Sie wollten, so schrieben sie, etwas von der unvergesslichen Gastfreundschaft zurückgeben, die sie in Deutschland erfahren durften.
Und, so sagt Anika, das taten sie wirklich: "Cynthia und Brian wurden quasi meine zweiten Eltern, ich lernte ihre Kinder und Enkelkinder kennen und lebte ein typisches Kiwi-Leben mit Wandern und Wasserski am Wochenende, tollen Ausflügen und unzähligen Barbecues", erzählt die angehende Ärztin.
Auch am Ende ihres Aufenthaltes bei einem "Roadtrip" per Mietwagen über die Nordinsel erfuhr sie die grenzenlose Gastfreundschaft der Neuseeländer: "Von neun Nächten verbrachte ich nur drei in Hostels, in der übrigen Zeit fand ich ein Zuhause bei Verwandten und Freunden von Cynthia und Brian oder deren Freunden."
Und als die Medizinstudentin dann nach acht Wochen weiterflog nach Sydney, brach der Kontakt nicht ab. In der australischen Metropole leben Verwandte der Coombers. Und so nutzen ihre Gasteltern die Gelegenheit und kamen zu einem Kurztrip von Wellington nach Sydney, um ihre Gasttochter noch einmal zu sehen. Aber, so sagt Anika, "das war kein endgültiges 'leb wohl', sondern ein 'bis bald'.
Redakteur:Reinhard Schrader aus Buchholz |
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