Reaktionen auf WOCHENBLATT-Artikel über Drogenkonsum
"Ursachen liegen in Vorurteilen"
ce. Landkreis. "Die Entwicklung ist sehr ernst zu nehmen", erklärte Kriminalhauptkommissarin Lydia Freienberg, Beauftragte für Jugendsachen bei der Polizeiinspektion (PI) Harburg, kürzlich im WOCHENBLATT-Artikel über den zunehmenden Drogenkonsum bei Jugendlichen. Statistiken zufolge gab es 2018 im Landkreis Harburg bei 933 bekanntgewordenen Rauschgiftdelikten 204 minderjährige Tatverdächtige, während es im Kreis Stade bei 680 Delikten 120 Verdächtige unter 18 Jahren waren. Cannabis sei - so Lydia Freienberg - die "angesagteste Droge bei Jugendlichen".
"Die Ursachen für die Problematik liegen in Vorurteilen, die den Cannabiskonsum als Teufelsdroge verurteilen und kriminalisieren", erklärt WOCHENBLATT-Leser Harald Rasche hierzu per E-Mail. "Unsere Bildungs- und Gesundheitspolitiker sollten zunächst einmal für eine allumfassende Aufklärungsarbeit sorgen, ohne das 'Böse' und 'Verwerfliche' in den Fokus zustellen", so Rasche weiter. Das größte Manko seien Kommunikationsdefizite, die hauptsächlich in den Schulen herrschten.
Rasche verweist auf Berichte, wonach beispielsweise Sizilien das Problem durch die Legalisierung des Cannabiskonsums in den Griff bekommen habe. "Deutschland hinkt mit hindernisbeladenen Vorstellungen europaweit hinterher, wenn die Polizei mit Spürhunden Jagd auf Cannabissünder machen muss."
"Prohibition hilft gar nichts, wie uns viele Beispiele zeigen", nimmt WOCHENBLATT-Leser Gerd Ulrich per E-Mail Stellung mit Blick auf das Alkoholverbot in den USA während der Prohibitionszeit von 1920 bis 1933. "Heimlich etwas Verbotenes zu tun, passt in die altersbedingte Vorstellung Jugendlicher, sich von tradierten Verhaltensmustern abzuheben und Individualität zu entwickeln", ist Ulrich überzeugt. Jährlich würden in Deutschland etwa 74.000 Menschen an den Folgen von Alkohol und Tabakkonsum sterben. "Das Geld, das durch die gesetzgeberisch verlangte Schnüffelei nach Cannabis-Konsumenten verplempert wird, könnte wirkungsvoller in Aufklärung und Prävention in breiter Front gegen sämtliche genannten Suchtmittel eingesetzt werden", schlägt Gerd Ulrich vor.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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