Bürger im Landkreis Harburg schauen in die Röhre
Weihnachtsmarkt-Tourismus droht
(ce/os). Immer mehr Weihnachtsmärkte im Landkreis Harburg werden in diesen Wochen Corona-bedingt abgesagt - vielerorts nach 2020 bereits zum zweiten Mal. Am Montag teilte die Gemeinde Stelle mit, dass auch ihr gewöhnlich am ersten Adventswochenende stattfindendes Markttreiben in diesem Jahr ausfalle.
"Nach gründlicher Prüfung unterschiedlicher Varianten hat die Gemeinde entschieden, diese Veranstaltung erst wieder für das Jahr 2022 zu organisieren", heißt es aus dem Rathaus. Einen Weihnachtsmarkt zu veranstalten, erfordere mehrwöchige Vorbereitungen. Um allen Beteiligten Planungssicherheit zu geben, sei die Absage schon jetzt erforderlich. Auf dem begrenzt zur Verfügung stehenden Platz zwischen Rathaus und Bücherei sei es unmöglich, den Markt unter Einhaltung von Abstands-, Hygiene- und 3G-Regeln umzusetzen. "Außerdem steigen seit Herbstbeginn die Inzidenzzahlen, und es ist damit zu rechnen, dass im Landkreis Harburg bald die nächste Warnstufe gilt."
Wie berichtet, waren zuvor bereits die Weihnachtsmärkte in Buchholz, Winsen, Nenndorf, in der Elbmarsch und in Meckelfeld abgesagt worden. Auch der beliebte Christkindlmarkt in Tostedt findet nicht statt. In Jesteburg steht die Entscheidung noch aus. Entscheidender Faktor soll sein, ob sich die Gemeinde finanziell an der Organisation beteiligt.
Es zeichnet sich immer mehr ab, dass Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Harburg in umliegende Landkreise und Kommunen ausweichen müssen, um vorweihnachtliche Stimmung zu genießen. Im Landkreis Stade finden jeweils unter 2G-Regelungen auf abgesperrten Arealen die Weihnachtsmärkte in Buxtehude (26. November bis 23. Dezember) und in Stade statt, unter 3G-Regeln - also auch für negativ getestete Personen zugänglich - wird der Weihnachtsmarkt im Klosterpark in Harsefeld am 4. und 5. Dezember organisiert. Und auch die Hansestadt Lüneburg lässt sich von dem Mehraufwand durch die bestehende Corona-Verordnung nicht abschrecken: Vom 24. November bis 23. Dezember erstrahlt der Platz vor dem Rathaus in vorweihnachtlichem Glanz.
AUF EIN WORT
Hier sind die Macher, dort die Zauderer
Sind die Verantwortlichen im Landkreis Stade mutiger oder einfach nur bürgernäher? Diese Frage stellt sich, nachdem im Landkreis Stade die großen Weihnachtsmärkte z. B. in Stade, Buxtehude und Harsefeld stattfinden werden, während sie im Landkreis Harburg in den allermeisten Orten bereits abgesagt sind. Lediglich in Jesteburg besteht eine Restchance, dass es dort noch ein Wintermärchen gibt, sofern die Gemeinde finanziell mitzieht.
Klar, in Corona-Zeiten eine Großveranstaltung zu organisieren, ist alles andere als leicht und mit Risiko verbunden. Die Planungsgruppe im Buxtehuder Stadtmarketing macht es aber vor: Wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Dort wurde eine Lösung gefunden, die den Menschen gefallen wird: Eine Budenstadt auf dem umzäunten Altstadtparkplatz, auf dem bis zu 1.500 Besucher Platz finden - unter 2G-Regelung, die am Eingang kontrolliert wird. Zudem gibt es einzelne Buden in der Innenstadt.
Die Verantwortlichen in Buchholz um Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse werden erklären müssen, warum in Buxtehude die aufwendige Kontrolle der 2G-Regelung in Kauf genommen wird, um den Bürgern eine stimmungsvolle Einstimmung auf die Weihnachtszeit zu ermöglichen, das in Buchholz aber ein Ausschlusskriterium ist. Zu den Fragen gehört auch, warum Buxtehude 70.000 Euro in die Hand nimmt, um den Weihnachtsmarkt zu stemmen, Buchholz die Zusatzkosten aber scheut. Wäre es nicht trotz angespannter Finanzlage ein Zeichen gewesen, dass man sich um seine Bürgerinnen und Bürger kümmert und ein Stück Normalität schafft, nachdem sie sich in den vergangenen 19 Monaten aufgrund der Corona-Pandemie weitgehend so diszipliniert zurückgenommen haben? Offenbar unterschätzen die Verantwortlichen im Landkreis Harburg, welch großen Stellenwert Weihnachtsmärkte bei der Bevölkerung hat. So bleibt der Eindruck, dass im Landkreis Stade Macher sitzen und im Landkreis Harburg Zauderer und Verhinderer. Oliver Sander
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
Webseite von Oliver Sander | |
Oliver Sander auf Facebook | |
Oliver Sander auf YouTube |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.