Bundesweit gelten etwa 5,5 Millionen Menschen als überschuldet. Sie können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen, die monatlichen Einnahmen decken nicht die Ausgaben. Einen Weg aus der finanziellen Schieflage zeigen Schuldnerberatungen wie der gemeinnützige Verein Schuldenhilfe sofort mit fünf Standorten in Winsen und Buchholz sowie in Hamburg und Schleswig-Holstein auf. "Leider wissen viele Menschen gar nicht, dass es eine soziale Schuldnerberatung gibt", sagt Stefan Heyden, Standortleiter von Schuldenhilfe sofort in Buchholz. Bei anerkannten Trägern sei die Beratung zudem für die meisten Ratsuchenden kostenfrei.
Im vergangenen Jahr sei infolge der hohen Inflation und der stark gestiegenen Energiekosten die Zahl der betroffenen Menschen leicht gestiegen. "Ich befürchte, dass der Bedarf nach Schuldnerberatungen bald deutlich ansteigen wird", prognostiziert Heyden. Grund: Zu den klassischen Gründen, in finanzielle Not zu geraten, wie Scheidung, Arbeitslosigkeit oder (zu) geringes Einkommen, komme die einfache Verfügbarkeit von Krediten im Internet hinzu. "Viele unterschätzen die Auswirkungen von Ratenzahlungen und verlieren schnell den Überblick", berichtet Thorsten Schmidt, Vorstandsmitglied bei Schuldenhilfe sofort. Schmidt und Heyden raten, finanzielle Warnzeichen ernstzunehmen: "Wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist und man sich nichts mehr zu essen kaufen kann, sollte man tätig werden."
Die soziale Schuldnerberatung in anerkannten und wie im Fall von Schuldenhilfe sofort vom Landkreis Harburg geförderten Anbietern soll möglichst niedrigschwellig sein. Ratsuchende können per Telefon (04181-9990644) oder per E-Mail (buchholz@schuldenhilfe-sofort.de) Kontakt aufnehmen und ihre Probleme schildern. Einschränkungen gebe es dabei nicht, betont Heyden: "Bei uns kann sich letztlich vom Bettler bis zum Millionär jeder melden." Hohe Einkommen bedeuteten zum Beispiel nicht automatisch, nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Thorsten Schmidt hat einen vergleichsweise einfachen Tipp, Struktur in die Finanzen zu bringen. "Legen Sie EC- und Kreditkarte zur Seite. Nehmen Sie sich stattdessen eine bestimmte Summe Geld und zahlen Sie alles in bar. Sie merken dann sehr schnell, ob Sie über Ihre Verhältnisse leben." Bei der Aktionswoche "Buy now - Inkasso later" vom 10. bis 14. Juni machen bundesweit alle Schuldnerberatungen auf mögliche Probleme bei der Ratenzahlung aufmerksam.
Die Mitarbeiter von Schuldenhilfe sofort bieten auch Präventionsveranstaltungen an. Deshalb können sich auch soziale Träger, Schulen oder andere staatliche Einrichtungen bei dem gemeinnützigen Verein melden. Übrigens: Der Verein darf keine Rechtsberatung machen. Wer zum Beispiel wissen möchte, welche Schritte er bei einer möglichen Scheidung beachten muss, ist dort falsch aufgehoben.
Auch im Landkreis Stade gibt es verschiedene Schuldnerberatungen, z.B. unter www.schuldnerberatung-stade.de.