Buchholz
Wildkräuter, Insekten und Vögel - wie Friedhöfe die Artenvielfalt fördern können
Wilde Möhre, Wiesen-Flockenblume, Schafgarbe, Nachtkerze, Hundskamille - das sind nur fünf von zahlreichen Wildblumen, die zurzeit das Bild auf städtischen Friedhöfen prägen. Dieser Wildwuchs ist - analog zu dem ein oder anderem scheinbar verwildertem Grünstreifen an den Straßen der Stadt - gewollt. „So wie extensiv gepflegte Straßenbeete bieten auch Friedhöfe viele Gelegenheiten, die Artenvielfalt von Flora und Fauna zu erhalten und zu erweitern“, sagt Thomas Söller, Grünplaner bei der Stadt Buchholz.
„Nach Ablauf der Ruhefristen gestalten wir deshalb Gräber als Kleinbiotop“, erläutert der Experte. „So lange, bis sie wieder als Begräbnisplatz gebraucht werden.“ Dadurch entstehe ein Mosaik aus vielfältigen Habitaten in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien und damit Lebensräume für viele in Vergessenheit geratene Wildblumen. Die lockten wiederum Insekten an, die auf bestimmte Pflanzen angewiesen seien. Etwa den Schwalbenschwanz. „Der wunderschöne und seltene Schmetterling liebt die wilde Möhre“, weiß Söller. „Er legt hier seine Eier, weil ihre Blätter zur Lieblingsspeise seiner Raupen gehören.“ Auch einigen Sandbienenarten dienten die Blüten der wilden Möhre als Hauptpollenquelle. Reger Insektenbesuch lockt überdies kleine Achtbeiner an - die „Veränderliche Krabbenspinne“. Dank ihrer weißen Färbung ist diese auf den Blüten für Insekten kaum zu entdecken, die damit zur leichten Beute werden.
Den Tisch für Insekten und Vögel deckt auch die Wiesen-Flockenblume. „Die ist wegen ihres reichhaltigen Nektarangebots eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln, Bienen und Schwebfliegen“, erklärt der 63-Jährige. „Aber auch Schmetterlinge wie Schachbrettfalter, Hauhechelbläuling und andere zieht es zu ihr.“ Und kaum verblüht, kommt mit dem Distelfink schon das nächste Tier vorbei, um sich an den Samen der Wiesen-Flockenblume zu laben. „Freuen wir uns, wenn sich Wildkräuter auf unseren Begräbnisstätten ansiedeln - sie fördern die Artenvielfalt auch auf dem Friedhof“, analysiert Söller und appelliert: „Lassen sie uns den Gottesacker mal mit anderen Augen sehen, die Natur wird es uns danken.“
(nw/tw).
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