Das Leid der Nichttrinkenden
Zwischenruf "Und immer wieder Alkohol"
Ich bin kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt steht. Regelmäßig kommt es dann aber doch dazu, wenn jemand herausfindet, dass ich noch nie Alkohol getrunken habe und das auch nicht vorhabe. Jedes Mal ist es dann, als würde auf einer großen Party plötzlich die Musik ausgehen, ein Spotlight auf mich gerichtet und alle fragen aus einem Munde: "Wie, du trinkst nicht?"
Ich halte das für keine besondere Leistung und empfinde es daher als ausgesprochen skurril, andauernd mit neu kennengelernten Menschen in die Tiefen meiner Psyche abtauchen und nach einem ominösen allerklärenden Grund suchen zu müssen, weshalb ich mich diesem fest in unserem sozialen Miteinander verankerten Allheilmittel entziehe. Das Ganze ist schon so oft geschehen, dass ich inzwischen fast beginne, mir Sorgen um meine Mitmenschen zu machen, in deren Leben Alkohol eine so große Rolle spielt, dass sie sich mit Mikroskop und Skalpell auf Nichttrinkende wie mich stürzen.
Denn ich kann und will eigentlich gar keine Antwort geben. Ich habe mir nie viel dabei gedacht. Selbst jetzt darüber zu schreiben, finde ich merkwürdig. Aber vielleicht ist es ja eine Art der Reinwaschung. Ein letztes Mal, für wirklich alle da draußen: Ja, es gibt uns. Die Ganz-ohne-Grund-Nichttrinkenden. Wir müssen weder bekehrt noch ausgefragt werden. Denn unsere Entscheidung ist nicht nur okay, sondern auch vollkommen uninteressant.
Und jetzt bitte Themawechsel!
Svenja Adamski
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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