Wer bezahlt's?
350 Millionen Euro jährlich für Raucher-Vorsorge
Sollten Nichtraucher mit ihren Krankenkassenbeiträgen die regelmäßige Lungenkrebsvorsorge von langjährigen Rauchern finanzieren müssen? Aktuell diskutiert die Politik, ob jährliche Lungenkrebsscreenings für Raucher eingeführt werden sollen, um die hohe Sterberate bei dieser Krebsart zu senken.
Doch eine Frage ist noch nicht geklärt: Wer zahlt die Untersuchungen? „Während regelmäßige Lungenscreenings bei Rauchern durchaus sinnvoll sind, sehen wir es als ungerechtfertigt an, dass die Allgemeinheit dafür mit ihren Kassenbeiträgen zahlen soll. Damit wird ein gesunder Lebensstil bestraft und gesundheitsschädliches Verhalten wird belohnt“, so Ingo Wendt, Facharzt für Radiologie und Mitglied im Aufsichtsrat der "RadiologenGruppe 2020".
Sterberate reduzieren
In Deutschland erkranken jährlich etwa 57.000 Menschen an Lungenkrebs, 45.000 sterben – die Überlebenschancen stehen im Vergleich zu anderen Krebsarten schlecht. Das Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm soll Abhilfe schaffen. Ähnlich wie beim bereits bestehenden Mammografie-Screening zur (Früh-)Erkennung Brustkrebs sollen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für eine ausgewählte Patientengruppe angeboten werden. Nach aktuellen Vorschlägen verschiedener medizinischer Fachverbände könnte es sich an 50- bis 75-jährige Männer und Frauen richten, die seit mindestens 25 Jahren rauchen oder vor weniger als zehn Jahren damit aufgehört haben.
„Für das jährliche Screening würde ein strahlenreduziertes CT vorgenommen werden“, erläutert Wendt und ergänzt: „Prinzipiell sind solche Screenings absolut wünschenswert, da sie die Überlebenswahrscheinlichkeit durch rechtzeitige Diagnose im Frühstadium deutlich erhöhen.“
Keine steigenden Beiträge für Nichtraucher
Etwa 5,5 Millionen Menschen hätten in Deutschland Anspruch auf das neue Screening-Programm. Damit würden jährlich Kosten von circa 350 Millionen Euro einhergehen. Eine Summe, die sich im unterfinanzierten Gesundheitssystem Deutschlands nur durch Erhöhung der Krankenkassenbeiträge stemmen ließe. „Es lässt sich vor gesundheitsbewussten Menschen nicht rechtfertigen, wenn ihre Beiträge steigen müssen, um den schädlichen Lebensstil anderer zu finanzieren. Wir plädieren für mehr Eigenverantwortung. Die Folgen des Rauchens sind seit Jahrzehnten bekannt, wer es dennoch tut, sollte die Konsequenzen selbst tragen und nicht die Solidargemeinschaft ausnutzen“, kritisiert Ingo Wendt und fordert: „Stattdessen sollte das Raucherscreening über die Tabaksteuer finanziert werden. So zahlen Raucher mit dem Kauf jeder Zigarettenschachtel selbst für ihre spätere Vorsorge.“
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