50 Jahre Gebietsreform
Als Buchholz kaum mehr als eine Schlafstadt war

Diese Aktion fand im Frühjahr 1973 statt. Da war die Breite Straße noch keine Fußgängerzone. Aber auch der Bürgersteig an der Kreuzung Breite Straße/Adolfstraße war breit genug. Auf Flugblättern wurde das in Buchholz unübersehbare kulturelle Defizit erläutert
 | Foto: Emanuel Eckardt
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  • Diese Aktion fand im Frühjahr 1973 statt. Da war die Breite Straße noch keine Fußgängerzone. Aber auch der Bürgersteig an der Kreuzung Breite Straße/Adolfstraße war breit genug. Auf Flugblättern wurde das in Buchholz unübersehbare kulturelle Defizit erläutert
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Bei einer Feierstunde im Veranstaltungszentrum Empore stellte Buchholz' Ex-Bürgermeister Prof. Dr. Götz von Rohr jüngst sein neues Buch „Wie Buchholz eine richtige Stadt wurde - 50 Jahre Gebietsreform 1972. Ihre Vorgeschichte und ihre Folgen“ vor. In Kooperation mit dem WOCHENBLATT stellt von Rohr in einer fünfteiligen Serie besondere Projekte aus der Stadtgeschichte vor. Im vierten Teil der Serie geht es um die Aktionen der "AG Schlafstadt".

"Es ging 1943 los. Wer bei den gnadenlosen Bombenangriffen auf Hamburg ausgebombt wurde, zugleich aber ein Wochenendhaus in der Heide besaß, zog natürlich dorthin. Und alle, die in Buchholz am Kriegsende und in den Monaten und Jahren danach strandeten, suchten Arbeit. Wenn sie welche fanden, war das häufig in Hamburg, kaum jedoch in Buchholz. 48-Stunden-Woche und stundenlanges Pendeln mit der Bahn – da blieb in Buchholz kaum Zeit für mehr als schlafen.
Und es ging weiter. In Hamburg war die Nachfrage nach Wohnungen auch in den 1950er und 1960er Jahren viel größer als das Angebot. Viele Hamburger Familien suchten deshalb auch im Umland – und wurden oft fündig. Der Hamburger Wohnungsmarkt quoll über. Tausende von Familien hatten gar keine andere Wahl, als ins Umland zu ziehen. Arbeitsplätze fanden sie dort eher selten. Arbeiten in Hamburg und Wohnen im Umland und dort gerade auch in Buchholz – das war bis in die 1970er Jahre und ist bis heute ein beliebtes Familienmodell. Das Prädikat 'Schlafstadt' stimmte.
Die Beliebtheit hielt sich allerdings in Grenzen. Wer aus Hamburg zuzog, kannte aus der Hansestadt großzügige Kindergärten und Schulen. Man hatte Auswahl in der Gastronomie und ein großes Kulturangebot (Bücherhallen, Jugendtreffpunkte, Kinos, Theater etc.). In Buchholz dagegen mutierten die Ehefrauen und Mütter zu 'grünen Witwen', die ihre Männer eigentlich nur am Wochenende zu sehen bekamen. In dieser Situation gründeten einige Neu-Buchholzer und vor allem Neu-Buchholzerinnen die 'AG Schlafstadt'. Sie organisierten in Buchholz ein kulturelles Angebot mit Vernissagen, Konzerten, Lesungen, Werkstätten etc. Und sie stellten Forderungen an den Rat der Stadt Buchholz. Nicht zufällig standen in der Ratsperiode 1972 bis 1976 ein neues Jugendzentrum oder eine Altenbegegnungsstätte auf der Tagesordnung. Mit spektakulären Aktionen machte die 'AG Schlafstadt' auf sich aufmerksam."

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Diese Aktion fand im Frühjahr 1973 statt. Da war die Breite Straße noch keine Fußgängerzone. Aber auch der Bürgersteig an der Kreuzung Breite Straße/Adolfstraße war breit genug. Auf Flugblättern wurde das in Buchholz unübersehbare kulturelle Defizit erläutert
 | Foto: Emanuel Eckardt
Autor des Buches über 50 Jahre Gebietsreform in Buchholz: Prof. Dr. Götz von Rohr | Foto: Helms
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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