Holocaust-Gedenktag
Autor Tim Pröse las in der Buchholzer Empore
Es war ein sehr ruhiger Abend im Buchholzer Veranstaltungszentrum Empore. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Am Montag, 27. Januar, las der Autor Tim Pröse und stellte das abwechslungsreiche Leben von Oskar Schindler vor. Das Thema der szenischen Lesung mit Vortrag lautete "Eine Hommage an Oskar Schindler - verborgene Erinnerungen an einen Helden".
Eingeladen hatte der Förderkreis der Empore Buchholz e. V, gesponsert wurde die Veranstaltung von der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Der Eintritt war frei.
Anlass der Veranstaltung: Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die sowjetische Armee befreit.
Buchholz' Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse eröffnete die Veranstaltung vor rund 300 Besuchern mit einer sehr emotionalen und dezidierten Ansprache. "Diese Vergangenheit darf nicht vergessen werden, sie muss auch in der Zukunft beachtet werden", lautete die Mitteilung. Die Grausamkeiten der NS-Zeit dürften nicht in Vergessenheit geraten, dazu sei dieser Gedenktag im Jahr 1996 geschaffen worden. Die nächsten Generationen, die nicht an den Gräueltaten beteiligt waren, hätten aber die Aufgabe dafür zu sorgen, dass so ein Tun nicht wieder passieren könne. Röhse verwies dabei auf das "Bündnis für Demokratie", das sich in Buchholz gegründet hat. Man müsse rechtsextremen Kräften wirksam entgegenwirken, um die Demokratie zu bewahren. Für seine Rede erhielt Röhse langanhaltenden Beifall.
Autor Tim Pröse hat sich intensiv mit Oskar Schindler und "seiner" Liste beschäftigt. Der Unternehmer rettete 1.200 Juden vor dem Zugriff der Nazis. Schindler hatte viele Schwächen, aber er brachte für seine Taten viel Stärke gegen das NS-Regime auf. Unterstützt wurde er von seiner Frau Emilie Schindler. Sie versorgte und beherbergte die geretteten Juden.
Pröse zeigte ein Bild von Schindler auf, der nach dem Kriegsende nie wieder im Leben Tritt fassen konnte und verarmt sowie verlassen in einer kleinen Wohnung in Frankfurt starb.
Der Schriftsteller berichtete auch von dem letzten Juden, der auf der Liste stand. Er besuchte diesen ebenso wie Emilie Schindler, die in Argentinien lebte.
Der Leichnam von Oskar Schindler wurde nach seinem Tod nach Israel gebracht und dort unter großer Anteilnahme begraben. Er wird ebenfalls in Yad Vashem, der internationalen Holocaust Gedenkstätte in Israel, geehrt. In Deutschland wurde erst sehr spät ein Platz in Frankfurt gegenüber dem Hauptbahnhof in den "Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz" benannt.
Tim Pröse erzählt ferner über Berthold Beitz. Während des Zweiten Weltkriegs rettete er im deutsch besetzten Generalgouvernement mehreren hundert jüdischen Zwangsarbeitern das Leben, indem er sie als unentbehrlich für die Erdölindustrie einstufte und in den von ihm verwalteten Fabriken beschäftigte. Dafür wurde er 1973 vom Staat Israel zum Gerechten unter den Völkern erklärt. Nach Kriegsende lernte Berthold Beitz den Industriellen Alfried Krupp kennen. Bei dessen Geburtstagsfeier im Jahr 1952 wurde Beitz von Alfried Krupp zum Generalbevollmächtigten seiner Firma gemacht. Gemeinsam mit ihm baute er den Krupp-Konzern wieder auf.
Mit Oskar Schindler fühlt sich der Publizist Michel Friedman auf besondere Weise verbunden: „Persönlich bedeutet es, dass dieser Mann meine Mutter, meinen Vater und meine Großmutter seligen Angedenkens gerettet hat. Sie haben den Mord, den die Deutschen organisiert haben zur Vernichtung des europäischen Judentums, überleben können, weil ein Deutscher etwas getan hat, was die meisten Deutschen nicht getan haben: Er hat geholfen. Und das ist der Grund, warum auch ich leben kann, denn das Überleben meiner Eltern setzt sich in mir fort.“" (Quelle: Deutschlandfunk)
Der Gedenkabend endete ebenso ruhig, wie er während des Vortrags verlief. Die Besucher waren ergriffen und nachdenklich über das energische Handeln von Oskar Schindler und seinem Leben.
Empore-Geschäftsführer dankte Tim Pröse für diesen sehr informativen und emotionalen Vortrag.
Auch Ivar Buterfas-Frankenthal hatte sein Erscheinen angekündigt, doch am Vormittag nahm er noch an einer Veranstaltung vor Schülern und Soldaten in Ganderkesee teil. Er ließ ausrichten, dass dieses seine letzte öffentliche Veranstaltung gewesen sei und er aufgrund seines Alters zu geschwächt sei, um zu der Lesung nach Buchholz zu kommen.
Der Holocaust-Gedenktag
Mit der Einführung des Gedenktages im Januar 1996 führte der damalige Bundespräsident Herzog aus: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken."
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