Seit sechs Jahren keine Entscheidung
Darf er bleiben? Flüchtling in der Dauerwarteschleife

Dietmar Hopp (li.) hilft Hosseinali Heidargolizadah im Bürokratiedschungel
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(os). Die Zahl der Flüchtlinge steigt wieder an, auch den Landkreisen Stade und Harburg werden mehr Asylbewerber zugewiesen, die sie unterbringen müssen. Schon gibt es erste Überlegungen, ob neben Containeranlagen auch Sporthallen für die Belegung genutzt werden müssen. Das alles geschieht just zu dem Zeitpunkt, an dem sich bei den Gerichten ein riesiger Rückstau von Asylverfahren aus der Vergangenheit aufgebaut hat. Ein menschliches und bürokratisches Desaster.
Ein Beispiel für die verfahrene Lage ist Hosseinali Heidargolizadah (45). Er floh im Jahr 2016 während der ersten Flüchtlingskrise aus dem Iran. Über die Türkei, Bulgarien, Ungarn und Österreich kam er nach Deutschland. Seit mehr als fünf Jahren wohnt Heidargolizadah in einer Flüchtlingsunterkunft in Buchholz. Seine Zukunft? Offen! "Ich hoffe, dass ich bald eine Entscheidung bekomme, ob ich bleiben kann", sagt der Iraner, der hervorragend Deutsch spricht. Problem: Sein Fall liegt beim Verwaltungsgericht Lüneburg. Das behandelt derzeit Asylverfahren aus dem Jahr 2018, Heidargolizadahs Fall kam erst 2019 hinzu.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bearbeitet alle Asylverfahren in Eigenregie und hat den Iraner bislang nicht als Asylbewerber anerkannt. "Offenbar glaubt das BAMF Hosseinalis Geschichte nicht", erklärt Dietmar Hopp, der sich ehrenamtlich um den Asylbewerber kümmert und ihm bei Behördengängen hilft. Hosseinali Heidargolizadah, der im Iran ein Geschäft für Baumaterialien sowie einen kleinen Imbiss betrieb, entschloss sich zur Flucht, weil er Kontakt zu Christen hatte und an der Religion mehr Gefallen fand als am Islam. Das wurde dem Regime bekannt, bei einer Durchsuchung der Geschäftsräume fanden die Polizisten in Abwesenheit des Inhabers u.a. eine Bibel - eine gefährliche Situation im streng-islamisch geprägten Iran. Heidargolizadah ist mittlerweile zum Christentum konvertiert, eine Rückkehr in den Iran wäre für ihn aus seiner Sicht hochgefährlich.
Heidargolizadah macht die Ungewissheit zu schaffen, zumal seine Frau und die beiden Töchter noch im Iran leben. Seine jüngere Tochter (5) hat er noch nie in den Armen gehalten, berichtet er mit Tränen in den Augen.

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Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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