Den Heideflüssen geht das Wasser aus

Die Este: So voll ist der Fluss nur nach Starkregen. Insgesamt. so der BUND, habe sich die Wassermenge der Heideflüsse reduziert, weil weniger Quellwasser zur Verfügung stehe | Foto: archiv
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BUND fordert: Folgeschäden durch Grundwasserförderung durch die Hamburger Wasserwerke müssen minimiert werden / Staatsvertrag zwischen Niedersachsen und Hamburg soll dem Rechnung tragen

(rs). Für den geplanten Staatsvertrag zwischen Niedersachsen und Hamburg zur Grundwasserförderung in der Heide fordert der BUND zusätzliche Maßnahmen zur Vorbeugung von Gewässerschäden.
Es reiche nicht, so die Umweltschutzorganisation, in einem neuen Heidewasserfonds die Regulierung bereits aufgetretener Schäden zu regeln, sondern es müssten im Rahmen der neuen Genehmigung zur Grundwasserförderung durch die Hamburger Wasserwerke (HWW) zwingend weitere Schutzmaßnahmen festgelegt und finanziert werden.
Nach Überzeugung des BUND sind die Risiken der Grundwasserförderung in der Heide für Natur und Umwelt bedeutend höher und treffen deutlich früher ein als häufig angenommen. Schon bevor der Grundwasserspiegel unter eine Marke sinke, bis zu der bisher die Wasserförderung stattfinde, komme es durch Veränderungen der Wechselwirkung zwischen Grund- und Oberflächenwasser unter
Umständen zu massiven Schädigungen.
Denn die Heidewasserförderung durch die HWW führe durch Druckveränderungen zwangsläufig zur Änderung der Strömungsverhältnisse in den Grundwasserleitern und damit auch zur Änderung der Menge des austretenden Grundwassers in Bäche und Flüsse. Dieser als Basisabflussreduzierung bekannte Effekt, der erstmals in den 40‘er Jahren des letzten Jahrhunderts wissenschaftlich nachgewiesen wurde, trete vor einer Grundwasserabsenkung auf und führe in Jahren oder Jahrzehnten dazu, dass für jeden Liter geförderten Grundwassers die gleiche Menge Wasser in den Flüssen und Bächen fehle.
BUND-Gewässerexperte Holger Mayer: "Dieser Effekt ist in der Lüneburger Heide in den Auslegungsunterlagen der HWW der letzten Öffentlichkeitsbeteiligung von 2009 schon für das Jahr 1999 belegt. Es fehlten 1999 in den Unterläufen der Gewässern 15,5 Mio. Kubikmeter Wasser gegenüber der Zeit vor Aufnahme der Grundwasserförderung durch die HWW." Dies entspreche - je nach Bach und Fluss - zwischen vier und 21 Prozent der im Unterlauf vor Beginn der Förderung gemessenen Wassermenge.
Gegenwärtig, so Mayer, lassen sich diese Mengenreduzierungen ausschließlich in den Unterläufen der Bäche und Flüsse identifizieren. Grund dafür seien fehlende Messpunkte in den Oberläufen der Gewässer. Aber ohne eine genaue räumliche Identifikation der auftretenden Abflussreduzierung ließen sich die Folgen in der Umwelt nur schwer zuordnen, da mögliche Schadensorte nicht bekannt seien.
Damit seien auch alle veranlassten Maßnahmen für eine Grundwasserneubildung sinnlos, da sie nicht wissenschaftlich fundiert, sondern sich ausschließlich an Zufalls- oder Interessengruppen orientierten.
Aus Sicht des BUND sind folgende Maßnahmen zwingend notwendig, um die Voraussetzung für eine nachhaltige, ökologische Grundwasserförderung schaffen:
1. Es ist ein Messnetz in den Oberflächengewässern zu installieren, das die Messung von Pegelständen und Durchflussmenge an jedem Bachlauf-Flusslauf-Knotenpunkt automatisiert ermöglicht.
2. Das vorhandene Simulationsmodell ist dahingehend zu vervollständigen, dass
Abflussreduzierungen den Gewässerabschnitten zugeordnet und mengenmäßig berechnet werden können.
3. Nach Abschluss der Simulationserstellung sind anhand von Förderszenarien die
Abflussreduzierungen zu bestimmen und sicherzustellen, dass in keinen Abschnitt
mehr als 10 Prozent des Basisabfluss vor Förderbeginn fehlen.
Der BUND werde sich im übrigen an einem Fond „Generalplan Heidewasser", der aus Geldern der Hamburger Wasserwerke aufgelegt wird, weder als Verwalter noch als Empfänger beteiligen. Mayer: "Dies lässt unsere Position als unabhängiger Naturschutzverband nicht zu."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist bundesweit mit
mehr als 460.000 Mitgliedern, Spendern und Förderern der größte Umweltverband
Deutschlands. In Niedersachsen zählt der Verein rund 33.000 Mitglieder und Förderer.
Der Verein ist vom Staat als Umwelt-/Naturschutzverband anerkannt. Der BUND
versteht sich als die treibende gesellschaftliche Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Die Vision: ein zukunftsfähiges Land in einer zukunftsfähigen und friedfertigen Welt.

Die Este: So voll ist der Fluss nur nach Starkregen. Insgesamt. so der BUND, habe sich die Wassermenge der Heideflüsse reduziert, weil weniger Quellwasser zur Verfügung stehe | Foto: archiv
BUND-Gewässerexperte Holger Mayer: | Foto: archiv
Redakteur:

Reinhard Schrader aus Buchholz

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