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Einblicke in ein Kriegsland

Mitten in Damaskus: Christo Kacar (re.) mit einem syrischen Wachposten | Foto: Kacar
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  • Mitten in Damaskus: Christo Kacar (re.) mit einem syrischen Wachposten
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Christo Kacar reiste in die syrische Hauptstadt Damaskus / "Der Alltag ist relativ normal"

os. Buchholz. "Wo warst Du? War das nicht gefährlich?" Diese Fragen hat Christo Kacar (76) in den vergangenen Tagen oft gehört. Der ehemalige Professor für Sportwissenschaften, der seit vielen Jahren in Buchholz wohnt, reiste jüngst in die syrische Hauptstadt Damaskus. Dort besuchte er seinen Neffen. Wie verläuft der Alltag in einem kriegsgeschüttelten Land, von dem in den Medien seit vielen Monaten nur Schreckensnachrichten verbreitet werden?
"Das Leben in Damaskus ist relativ normal", berichtet Kacar. Die Straßen seien belebt, die Versorgung der Bevölkerung sei gesichert. "Man bekommt in den Geschäften alles, was man braucht", erklärt Kacar. Einfach sei das Leben in Damaskus aber nicht. Vor allem Wohnungen fehlen. Durch die Kriegswirren hat sich die Zahl der Einwohner in der Hauptstadt von fünf auf sieben Millionen erhöht. "Ich habe viele Familien gesehen, die sich nachts ein Hotelzimmer mieten und dort mit zehn Personen übernachten", berichtet Kacar.
Zu schaffen macht der Bevölkerung auch die Entwertung des Geldes. Dadurch verdienen die Menschen viel weniger, die Arbeitslosigkeit hat in Syrien stark zugenommen. Der in Griechenland geborene Kosmopolit Kacar, der zwischen 1950 und 1960 selbst in Syrien lebte, die Sprache beherrscht und dort bis heute viele Freunde hat, merkte den Verfall des syrischen Pfundes im eigenen Portemonnaie: Bekam Kacar bei vorigen Reisen 60 Pfund für einen Euro, waren es dieses Mal schon 250.
Trotz der scheinbaren Ruhe in Damaskus ist der Krieg im Norden des Landes immer präsent. "Jeder redet darüber, viele haben Angst vor dem Islamischen Staat - und vor den Türken", berichtet Christo Kacar. Der mit harter Hand regierende syrische Staatspräsident Baschar al-Assad sei dagegen so beliebt wie lange nicht mehr.
Gleichwohl sehnen sich viele Syrer, so hat Kacar aus zahlreichen persönlichen Gesprächen erfahren, nach einem Leben außerhalb des Landes. Syrien zu verlassen, sei aber für viele ungleich schwerer geworden. So hat das Nachbarland Libanon die Grenzen komplett dicht gemacht für alle, die kein Ticket für die Weiterreise haben.
Christo Kacar hat sich fest vorgenommen, wieder nach Syrien zu reisen. Touristen, die sich dort nicht auskennen, rät er dagegen von einer Reise ab. So normal wie vor dem Krieg ist der Alltag dann doch nicht.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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