50 Jahre Gebietsreform in Buchholz
"Elekta": Gigantisches Neubauvorhaben für XXL-Produktionsstätte und 15.000 Einwohner

Der Grobentwurf des Flächennutzungsplans erstreckte sich von der Kreuzung am Trelder Berg im Westen durch das südliche Steinbeck hindurch und nördlich am Buchholzer Stadtzentrum vorbei, immer entlang einer S-Bahn-Trasse Richtung Hamburg | Foto: Stadtarchiv Buchholz
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  • Der Grobentwurf des Flächennutzungsplans erstreckte sich von der Kreuzung am Trelder Berg im Westen durch das südliche Steinbeck hindurch und nördlich am Buchholzer Stadtzentrum vorbei, immer entlang einer S-Bahn-Trasse Richtung Hamburg
  • Foto: Stadtarchiv Buchholz
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Mit einer Feierstunde im Veranstaltungszentrum Empore (Breite Str. 10) erinnert die Stadt Buchholz am Mittwoch, 6. Juli, ab 19 Uhr an die Gebietsreform vor 50 Jahren. In Kooperation mit dem WOCHENBLATT erinnert Prof. Dr. Götz von Rohr in einer fünfteiligen Serie an wichtige Stationen in der Stadtgeschichte von Buchholz. Diese sind auch Teil seines neuen Buches „Wie Buchholz eine richtige Stadt wurde - 50 Jahre Gebietsreform 1972. Ihre Vorgeschichte und ihre Folgen“. Im zweiten Teil der Serie geht es um "Elekta", ein gigantisches Neubauprojekt, das nie umgesetzt wurde.
"Herr Gosselk aus Berlin kam im Frühjahr 1969 zu einem vertraulichen Gespräch zu Werner Böhring, dem Sprötzer Bürgermeister. Er vertrat eine Berliner Interessengruppe, die Standortalternativen in Norddeutschland für eine große Produktionsstätte eines namhaften Konzerns einschließlich großer zugeordneter Wohngebiete prüfen wollte. Um welchen Konzern es sich handelte, verriet Herr Gosselk nicht. Bei einer allerersten Grobanalyse, mit der Herr Gosselk ein Berliner Planungsbüro beauftragt hatte, war der Blick auch auf das Bundesstraßenkreuz B3/B75 gefallen. Dies lag zwar auf Trelder Gemeindegebiet. Aber Sprötze war der nächste größere Ort, zudem mit Bahnanschluss.
Werner Böhring gab sich locker, war jedoch elektrisiert. Seit 1965 wurde in Niedersachsen konkret über eine umfassende Verwaltungs- und Gebietsreform diskutiert. Spätestens seit 1967 war klar, dass Buchholz dabei neben Winsen eines der beiden Zentren ('zu entwickelnde Mittelzentren') im Landkreis Harburg werden würde. Seitdem waren fast alle Nachbargemeinden von Buchholz dabei, sich zu überlegen, wie sie an einer Eingemeindung nach Buchholz vorbeikommen könnten. Sofort war dem Sprötzer Bürgermeister klar, dass ein solches Projekt dabei eine sehr große Hilfe sein könnte.
Werner Böhring war auf Buchholz nicht gut zu sprechen, um es vorsichtig auszudrücken. Er und mit ihm eine klare Mehrheit in Sprötze mieden Buchholz, wie und wo es nur ging. Und das ließ sich im täglichen Leben relativ leicht machen. Im Grunde war man nur bei den weiterführenden Schulen und beim Krankenhaus auf Buchholz angewiesen. Immer wieder wies Werner Böhring darauf hin, dass Sprötze ja nicht einmal auch nur einen einzigen Meter gemeinsamer Grenze mit Buchholz hätte. Die Entfernung zwischen den Ortszentren läge bei sechs Kilometern. Spezialisierte Geschäfte, Handwerker und Ärzte hätte Sprötze durchaus reichlich. Da wäre es gar kein Wunder, dass man kaum etwas miteinander zu tun hätte. Sprötze wäre bei einer Gebietsreform kein Übernahmekandidat. Und Herr Gosselk aus Berlin bot nun womöglich eine Chance, sich so 'groß zu machen', dass dies auch jeder Ministerialrat in Hannover einsehen müsste.
Das Interesse war jedenfalls überall groß, was nicht wunderte. Es sollte um bis zu 10.000 Arbeitsplätze und um 15.000 bis 20.000 Einwohner gehen. Auch ein Name existierte schon, nämlich 'Elekta', der allerdings eher ein Arbeitstitel war. Bald entschieden sich die Gutachter für ein Areal zwischen Trelder Berg und Hoheluft. Die Regionalplaner in Lüneburg gaben sich jedoch sehr reserviert. Und parallel kam aus Berlin die Nachricht, dass Elekta vorläufig nicht weiterverfolgt werden sollte. Schon einige Zeit wurde gemunkelt, dass Siemens hinter den Elekta-Aktivitäten steckte. Nun wurde deutlich, dass Siemens noch im Jahre 1969 sehr große Sorgen wegen vielleicht erneut wachsender Spannungen zwischen Ost und West hatte und deshalb eine Verlagerung seiner Berliner Produktionsstätten in den Westen zumindest prüfen wollte. Schon 1970 wurde die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel jedoch sehr konkret. Es wurden im August der Moskauer Vertrag und im Dezember der Warschauer Vertrag geschlossen. Dies führte zu einer deutlichen Entspannung zwischen Ost und West. Siemens beendete daraufhin die Elekta-Aktivitäten."

Ex-Bürgermeister erinnert sich in WOCHENBLATT-Serie
Der Grobentwurf des Flächennutzungsplans erstreckte sich von der Kreuzung am Trelder Berg im Westen durch das südliche Steinbeck hindurch und nördlich am Buchholzer Stadtzentrum vorbei, immer entlang einer S-Bahn-Trasse Richtung Hamburg | Foto: Stadtarchiv Buchholz
Hat ein Buch über die Stadtgeschichte geschrieben: Prof. Dr. Götz von Rohr | Foto: Helms
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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