„Es fallen nicht mehr Stunden aus als früher!“

„Der Unterricht fällt aus!“ - das gilt nicht für den Landkreis Harburg | Foto: Fotolia / PhotoSG
2Bilder
  • „Der Unterricht fällt aus!“ - das gilt nicht für den Landkreis Harburg
  • Foto: Fotolia / PhotoSG
  • hochgeladen von Sascha Mummenhoff

„Das geht uns alle an!“: WOCHENBLATT beteiligt sich an bundesweiter Aktion zum Thema Unterrichtsausfall.

(mum). Unterrichtsausfall ist ein Thema, das vielen Eltern unter den Nägeln brennt. Deshalb greift der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA), dem auch die WOCHENBLATT-Gruppe angehört, die Diskussion unter dem Motto „Das geht uns alle an!“ bundesweit auf.

Ein Beispiel aus dem Landkreis Harburg: „Mein Sohn geht in die zweite Klasse der Grundschule Todtglüsingen“, schreibt eine verärgerte Mutter. An einem Montag sei der Unterricht bereits nach der zweiten Stunde zu Ende gewesen, weil ein Schnuppertag für einen Kindergarten stattgefunden habe. „Die Eltern müssen sich deswegen teilweise noch einen zusätzlichen Tag Urlaub nehmen. Kann man dies nicht auch anders regeln?“ fragt sie.

Nach Schätzungen des Deutschen Philologen-­Verbandes fallen in Deutschland jede Woche eine Million Schulstunden aus. In Sachsen-Anhalt hat ein Gymnasium Anfang des Jahres sogar komplette Schultage gestrichen. Das dortige Kultusministerium versucht, das als „Sonderfall“ zu rechtfertigen.

Wie sieht es an den Schulen im Landkreis Harburg aus? „Der Unterricht fällt dort nicht auffällig häufig aus“, sagt Susanne Strätz, Pressesprecherin der niedersächsischen Landesschulbehörde. Die jeweiligen Schulleitungen hätten die Möglichkeit, mehr Lehrer anzufordern, wenn sie Engpässe befürchten. „Das ist aber nicht der Fall.“ Man würde in der Schulbehörde jedoch feststellen, dass es deutlich schwieriger geworden sei, geeignete Vertretungslehrer zu finden. „Das liegt vor allem daran, dass wir in Niedersachsen sehr viele Lehrer eingestellt haben“, so Susanne Strätz. Der Markt sei einfach leer.

Auch Hans-Ludwig Hennig, Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Buchholz, ist davon überzeugt, dass der Unterrichtsausfall keine negativen Folgen hat. „Ich bin seit 40 Jahren Lehrer, davon 13 Jahre als Schulleiter am AEG. Aus meiner Sicht fällt heute nicht mehr oder weniger Unterricht aus als früher.“ An seiner Schule würde der Krankenstand bei unter zwei Prozent liegen.

"Unterrichtsausfall hat aber nicht immer etwas mit Krankheit zu tun", sagt Hans-Ludwig Hennig, Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums. "Alle Aktivitäten, die eine Schule besonders machen, wie etwa Klassenreisen, Austauschprogramm, Ausflüge und Projektwochen, haben zur Folge, dass die verantwortlichen Lehrer nicht für den Unterricht in anderen Klassen zur Verfügung stehen", so der AEG-Schulleiter. Keinen Schulausfall würde man nur dann erreichen, wenn man weit über Bedarf Lehrer an den Schulen beschäftigen würde. Das sei allerdings eher unrealistisch.

Laut Hennig gebe es am AEG folgende Regelung: Wenn ein Lehrer länger als eine Woche ausfällt, dann übernehmen andere Fachlehrer den Unterricht. Nach sechs Wochen würde eine externe Vertretung einspringen.

Der AEG-Schulleiter warnt davor, das Thema Unterrichtsausfall zu hoch zu hängen. Es komme nicht auf die Stundenanzahl, sondern auf den Inhalt an. "Die Lehrer sind in der Lage, den Lehrstoff auch einmal in kürzerer Zeit zu vermitteln", so Hennig. Nur so sei es möglich, auf die besondere Feriensituation zu reagieren. Das Schuljahr sei in diesem Jahr aufgrund der späten Ferien sieben Wochen länger. Und werde dann im kommenden Jahr deutlich kürzer sein.

Zudem weist der AEG-Schulleiter darauf hin, dass man Schulformen in Hinblick auf Schulausfall nicht vergleichen sollte. "An Grund- und Gesamtschulen fallen zwar keine Schulstunden aus, da dort eine Ganztagsbetreuung stattfindet", so Hennig. Das bedeute aber nicht, dass dort auch unterrichtet werde. Für ein Gymnasium sei es nicht zielführend, wenn ein Politiklehrer plötzlich Chemie unterrichten soll.

• Das WOCHENBLATT will es wissen: Welche Erfahrungen haben Sie als Schüler, Lehrer oder Eltern gemacht? Kennen Sie besonders krasse Fälle von Lehrermangel, Unterrichtsausfall und Vertretungsstunden? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen. Die E-Mail-Adresse lautet: red-buch@kreiszeitung.net. Bitte mit Namen und Adresse (auf Wunsch können die Angaben auch anonym behandelt werden). Bitte nennen Sie die Schule und Klasse.

„Der Unterricht fällt aus!“ - das gilt nicht für den Landkreis Harburg | Foto: Fotolia / PhotoSG
Hans-Ludwig Hennig, Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Buchholz | Foto: os
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.