50 Jahre Gebietsreform in Buchholz
Ex-Bürgermeister erinnert sich in WOCHENBLATT-Serie
„Wie Buchholz eine richtige Stadt wurde - 50 Jahre Gebietsreform 1972. Ihre Vorgeschichte und ihre Folgen“ - so lautet der Titel des neuen Buches von Prof. Dr. Götz von Rohr. Auf 150 Seiten erzählt der ehemalige Bürgermeister der Nordheidestadt, wie aus der Ortschaft Buchholz die größte Stadt im Landkreis Harburg wurde.
Mit einer kleinen Feierstunde im Veranstaltungszentrum Empore (Breite Str. 10) erinnert die Stadt Buchholz am Mittwoch, 6. Juli, ab 19 Uhr an die für die Entwicklung der Stadt entscheidende Reform, durch die Steinbeck, Dibbersen, Seppensen, Holm, Holm-Seppensen, Sprötze, Trelde und Reindorf eingemeindet wurden. Nach der Eröffnung durch Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse führt Prof. Götz von Rohr mit einem Vortrag in das Thema ein. Es folgt eine Podiumsdiskussion mit Bürgermeister Jan-Henrik Röhse, Klaus Fink, Ingrid Schmidt, Rita Strauch und Dr. Ingo Engelmann an. Im Foyer der Empore wartet eine Ausstellung zur Stadtgeschichte auf die Besucher. Die Teilnahme ist kostenlos.
In Kooperation mit dem WOCHENBLATT erinnert Prof. Dr. Götz von Rohr in einer fünfteiligen Serie an wichtige Stationen in der Stadtgeschichte von Buchholz. Diese sind auch Teil seines neuen Buches. Im ersten Teil geht es um die ehemalige Feuerwache an der Breiten Straße:
"Die Feuerwache sollte eigentlich einem Rathausanbau weichen. Das alte Buchholzer Rathaus war ursprünglich ein Wohnhaus. Der Viehhändler Karl Bartens baute es nicht lange vor dem Ersten Weltkrieg, wie man am Baustil erkennen kann. Es war von vornherein als Mietwohnungshaus konzipiert. Die einzelnen Wohnungen waren nicht besonders luxuriös, denn im ganzen Haus befanden sich zwei Toiletten, jeweils auf halber Höhe zwischen den Stockwerken. Zu Beginn wurden wahrscheinlich mindestens sechs getrennte Wohnungen vermietet. Geheizt wurde mit Ölöfen, in jeder Wohnung einer. 1926 kaufte die Gemeinde Buchholz das Haus von dem Zimmermann Hans Christoph Wilhelm Heins.
Der bauliche Zustand war schon in den 1950er Jahren vermutlich nicht der allerbeste. Denn die Entfernung zur Brücke am Landvolkhaus betrug in der Luftlinie 250 Meter. Und diese Brücke wurde in der Nacht vom 18. auf den 19. April 1945 wenige Stunden vor dem Eintreffen der Briten gesprengt. Der Sprengstoffeinsatz war mehr als reichlich. Fenster und Dächer in der Umgebung waren teilweise 'weggeflogen'. Die Schäden wurden zuerst meist nur provisorisch behoben, aber auch später nicht unbedingt nach allen Regeln der Kunst repariert. Durch das Dach des alten Rathauses leckte es immer wieder, in den 1960er und 1970er Jahren wurde es immer unerträglicher.
In den 1950er Jahren wurde es im Rathaus zwangsläufig zunehmend eng. Im Januar 1959 widmete das 'Hamburger Echo' einen Bericht den 'unhaltbaren Zuständen' im Buchholzer Rathaus: Die drangvolle Enge sei im Publikumsverkehr unzumutbar! Bis zu vier Bedienstete würden in einem Raum arbeiten. Wenn Besucher kämen, sei Vertraulichkeit nicht mehr zu gewährleisten. Der immer noch zögernde Gemeinderat stellte schließlich erst Ende 1959 – in einem Nachtragshaushalt! – tatsächlich 350.000 D-Mark zur Verfügung. Es dauerte bis zum Oktober 1960, bis ein Ratsbeschluss über das neue Gebäude zustande kam. Es sollte dort errichtet werden, wo bisher das alte Spritzenhaus der Buchholzer Feuerwehr stand. Zwischen altem Rathaus und neuem Verwaltungsgebäude sollte es einen verbindenden Zwischenbau geben.
Im November 1961 wurde dieser Beschluss wieder gekippt. Der Rathausanbau wurde zurückgestellt. Vielmehr sollte in der Schützenstraße ein Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke gebaut werden. Dies war ohnehin dringend erforderlich und entlastete auch direkt das Rathaus, da die Stadtwerkeverwaltung bisher dort untergebracht war. Zudem wollte man das neue Stadtwerkegebäude so groß konzipieren, dass dort, zumindest für einige Zeit, im Bedarfsfall auch ein Teil der Gemeindeverwaltung untergebracht werden konnte. Man rang sich also zur kleinstmöglichen Lösung durch, die dann auch zügig verwirklicht wurde. Am 18. November 1963 wurde das Stadtwerkehaus eröffnet.
Unvermeidlich war, dass der ungedeckte Platzbedarf der Verwaltung sofort Jahr für Jahr wieder kumulierte, auch ohne Gebietsreform."
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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