"Gedenken und nachdenken"
Die "Antifaschistischen Begegnungsstätte Heideruh" zeigt die Ausstellung "Verfolgung und Widerstand"
mi. Buchholz. Ein Bild unfassbaren Schreckens bot sich den Soldaten der Roten Armee als sie vor 68 Jahren am 27. Januar 1945 das Vernichtungslager Auschwitz befreiten. Sie fanden 7.500 von Hunger und Kälte gezeichnete Überlebende und 650 Leichen. Im Magazin der Todesfabrik lagerten 44.000 Paar Schuhe, Millionen Kleidungsstücke und 7,7 Tonnen Menschenhaar - stumme Zeugen der Ermordung Zigtausender Menschen. Der Tag der Befreiung ist in Deutschland 1996 zum "Holocaust Gedenktag" erklärt wurden.
"Auschwitz ist der Ort des Unfassbaren", sagte Bürgermeister Wilfried Geiger in seiner Rede anlässlich des "Holocaust Gedenktages" in der Buchholzer Stadtbücherei. Er bezeichnete den Gedenktag als einen Tag, der sich nicht in Sonntagsreden erschöpfen dürfe, sondern durch die Bürger getragen werden müsse. Der Gedenktag sollte auch ein „Denktag“ sein, um sich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen. „Wir müssen den Anfängen wehren. Dafür gedenken wir und dafür denken wir nach. Das ist die Botschaft dieses Tages“, so der Bürgermeister.
In Buchholz wird der "Holocaust Gedenktag" jedes Jahr von einem anderen Verein veranstaltet. In diesem Jahr richtete ihn die "Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh" aus Holm Seppensen aus. Der Verein zeigt in der Stadtbücherei die Ausstellung "Verfolgung und Widerstand", die die wechselvolle Geschichte der Begegnungsstätte erzählt.
Das Haus in Holm Seppensen diente in den 1920er Jahren als Treffpunkt für den kommunistischen Widerstand, nach dem Krieg erholten und vernetzen sich hier die politisch Verfolgten des Nationalsozialismus. Heute ist die Begegnungsstätte ein Treffpunkt für Antifaschisten aus Europa und darüber hinaus.
Konzipiert hat die Ausstellung Prof. Dr. Oliver Rump von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Der Experte machte in seinem Vortrag deutlich, dass auch nach 1945, in der jungen BRD, die Verfolgung Andersdenkender kein Ende fand. So seien während des "Kalten Krieges" gerade Kommunisten durch Verbote und Gesetze weiter Repressalien ausgesetzt gewesen. "Die Geschichte der Menschen, die sich in Heideruh trafen, ist eine Geschichte der Verfolgung, die bis fast in die Gegenwart reicht," so Oliver Rump. Deutlich sprach sich der Professor gegen den Trend zur Relativierung der NS-Verbrechen aus. Zitate wie "Eigentlich war die DDR viel schlimmer", seien erschreckend und gefährlich, so der Historiker.
• Die Ausstellung "Verfolgung und Widerstand" ist ab sofort in den Räumen der Stadtbücherei Buchholz zu sehen.
Redakteur:Mitja Schrader |
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