Große oder abgespeckte Variante?
Unterschiedliche Auffassungen zum Rückbau der Ortsdurchfahrt in Dibbersen
os. Buchholz. Hinter den Kulissen wird mit Hochdruck gearbeitet: Bis zum 4. Februar müssen die Planer des Büros Arbos aus Hamburg Alternativen zum Rückbau der Ortsdurchfahrt von Dibbersen, der alten B75 (Harburger Straße), vorlegen. So hatte es der Buchholzer Stadtrat in seiner letzten Sitzung des vergangenen Jahres beschlossen und war damit einem Antrag des Dibberser Grünen-Politikers Bernhard Schönhofen gefolgt. Über die Arbos-Alternativen diskutiert der Planungsausschuss in seiner Sitzung am 4. Februar. Eine Woche später entscheidet der Verwaltungsausschuss, ob eine Alternative umgesetzt wird - oder die ursprüngliche, "große" Variante. Diese schlüge mit rund zwei Millionen Euro Baukosten zu Buche - von der ca. eine Million Euro durch Zuschüsse des Dorferneuerungsprogramms gedeckt würden. Der Rest würde zwischen der Stadt Buchholz und den Anliegern der Harburger Straße aufgeteilt.
Im Vorfeld der Debatte im Planungsausschuss wird deutlich, wie tief der Graben zwischen den Anliegern der alten B 75 und Ortsbürgermeisterin Gudrun Eschment-Reichert ist. Die SPD-Politikerin ist eine heiße Verfechterin der großen Lösung. "Ich sehe als Bauingenieurin die Notwendigkeit, die Straße innerhalb der kommenden zehn Jahre zu sanieren", sagt Eschment-Reichert. Wenn man das jetzt nicht umsetze und damit auf die Zuschüsse aus dem Dorferneuerungsprogramm verzichte, müsse man eine deutlich günstigere Variante finden, um die Kosten für Stadt und Anlieger zu minimieren. "Ich sehe diese Variante nicht", betont Eschment-Reichert. Durch Veränderungen der Planung, z.B. bei der Pflasterung oder durch weniger Baumpflanzungen, könne man maximal rund 200.000 Euro einsparen. Sie wolle auch nicht, dass der Steuerzahler einspringe: "Dann würden alle Bürger die Grundstückseigentümer an der Harburger Straße subventionieren." Die Anlieger müssten ohne Frage viel Geld für den Rückbau der B75 alt bezahlen, würden aber auch einen Wertzuwachs für ihre Grundstücke erhalten. Eschment-Reichert räumt ein, dass sich dieser nicht in Barem messen lasse, sondern erst bei einem (Teil-)Verkauf des Grundstücks.
Seinem Unmut über den Rückbau der Straße in der angedachten Form machte Hotelier Heiner Frommann in einem Brief an die Mitglieder des Planungsausschusses Luft. Es sei paradox, dass die Anlieger in den 1970er Jahren für den Ausbau der Bundesstraße bezahlen mussten, "von dem sie im übrigen nichts, aber auch gar nichts hatten", und die nächste Generation jetzt für den Rückbau aufkommen sollen. Dass die Harburger Straße nicht im jetzigen Zustand bleiben kann, sei allgemeiner Konsens. Es reiche aber, die nicht mehr benötigten Abbiegespuren zu erneuern und zu begrünen sowie die Kreuzungen neu zu gestalten. "Das kann man für 200.000 Euro haben", rechnet Frommann vor. So wie er dächten die meisten Anlieger.
Der Hotelier soll für sein Hotelgrundstück laut Straßenausbaubeitragsstzung rund 43.000 Euro zahlen, für zwei Grundstücke auf der anderen Straßenseite zusätzlich 56.000 Euro. Selbst für ein kleines Areal, dass die Familie Frommann vor annähernd 70 Jahren der Gemeinde Buchholz zur Einrichtung einer Bushaltestelle kostenlos zur Verfügung stellte, soll Heiner Frommann 830 Euro berappen. Er reagiert jetzt auf ganz eigene Weise und will seiner Frau ein rd. 650 Quadratmeter großes Teilgrundstück des Hotels sowie seinem Sohn einen Acht-Meter-Streifen auf der anderen Straßenseite überschreiben: "Meine Grundstücke sind dann nicht mehr über die Harburger Straße erreichbar, sondern über die Kurze Straße bzw. den Kirchweg", sagt Frommann. Damit fielen sie auch nicht mehr unter die Ausbausatzung. Andere Anlieger haben diese elegante Möglichkeit der Grundstücksteilung nicht.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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