Nach sechs Jahren Planung
Grünes Licht für Ritscher-Gelände

Beeindruckendes Bild: Das rund fünf Hektar große Ritscher-Gelände ist mittlerweile komplett leergeräumt worden | Foto: May-Gruppe
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os. Sprötze. Der Weg für das Neubaugebiet auf dem ehemaligen Ritscher-Gelände in Sprötze ist frei. Dort, wo früher u.a. Ritscher-Trecker gefertigt wurden und später die Firma Schneider Senator Maschinenteile herstellte, sollen 55 Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilien- sowie in Reihenhäusern entstehen. Der Stadtentwicklungsausschuss empfahl in seiner jüngsten Sitzung den Satzungsbeschluss mit großer Mehrheit. Die Buchholzer Liste stimmte dagegen, die Grünen enthielten sich. Ein Ja des Stadtrates zu dem Projekt in der Sitzung am morgigen Donnerstag, 14. Mai, ab 19 Uhr im Veranstaltungszentrum Empore (Breite Str. 10) gilt als sicher.

Viele böse Überraschungen

Bereits im Jahr 2014 startete der Projektentwickler, die May & Co. Unternehmensgruppe aus Itzehoe, mit den Planungen, das ehemalige Industriegelände nachzunutzen. Vor allem die Altlastenuntersuchung stellte sich als schwierig heraus. Auch der Abstand zum Wald im Westen des Plangebietes bereitete einiges Kopfzerbrechen. Beide Herausforderungen seien gelöst worden, betonte Christian Evers vom Hamburger Planungsbüro Evers & Küssner. Nach der Beprobung der Erdmassen stehe fest, dass keine wesentlichen Altlasten im Boden vorhanden seien, erklärte Evers. Man habe rund eine Million Euro in die Freiräumung und die anstehende Entsorgung des Altmaterials investiert, erklärte Jörg Ruschmeyer, Projektleiter bei der May-Gruppe. "Sie finden in Sprötze jetzt ein jungfräuliches Gebiet vor."

Kritik von Ratsmitgliedern

Kritik an dem Vorhaben gab es von der Buchholzer Liste. Es sei eine Chance vertan worden, in Buchholz ein Modellprojekt in Form eines klimaneutralen Baugebiets zu schaffen, erklärte Ratsherr Christoph Selke. Zudem sei nicht genügend über ein Mobilitätskonzept nachgedacht worden.
Gabriele Wenker (Grüne) monierte, dass ein "brandneuer Bebauungsplan mit veralteter KfW-55-Technik" vorgelegt werde. Besser wäre die Vorgabe für KfW-40-Häuser gewesen, betonte Wenker. Mit der Ziffer wird die Energieeffizienz von Häusern beschrieben. Als Referenz dient ein KfW-Effizienz­haus 100, das den Vorgaben der Energie­einspar­verordnung (EnEV) entspricht. Je kleiner der Wert ist, desto geringer ist der Energie­bedarf der Immobilie. Projektleiter Ruschmeyer entgegnete, dass im Bebauungsplan KfW 55 als Mindeststandard definiert sei. Jedem sei es freigestellt, ein noch energieeffizienteres Haus zu bauen.
Sollte der Rat zustimmen, sollen zeitnah die ersten Erschließungsmaßnahmen auf dem ehemaligen Ritscher-Gelände beginnen. Diese würden bis Ende September abgeschlossen, erklärte Ruschmeyer.

AUF EIN WORT

Forderungen auf der Ziellinie: Das ist keine verlässliche Politik

Projektleiter Jörg Ruschmeyer hatte bei der Ausschusssitzung sichtlich Mühe, die Contenance zu bewahren. Ich konnte das verstehen angesichts der Diskussion. Kurz vor dem Ende eines fast sechsjährigen Planungsprozesses kamen Politiker wie Gabriele Wenker und Christoph Selke mit neuen Forderungen und Redebeiträgen um die Ecke, bei denen ich mich frage: Geht es hier eigentlich noch um die Sache oder um abstruse politische Spielchen?
Zur Erinnerung: Der Bebauungsplan in der jetzigen Form ist das Ergebnis eines jahrelangen Planungs- und Diskussionsprozesses. Der Stadtrat war stets Herr des Verfahrens, er hatte mehrfach die Gelegenheit zu Verbesserungsvorschlägen und hat das auch genutzt. Die Karten lagen auf dem Tisch, alle (Mehrheits)Entscheidungen und der jeweilige Planungsstand waren transparent. Jetzt wie Wenker noch Forderungen z. B. nach einem zusätzlichen Bolzplatz im Plangebiet zu stellen, hat mit verantwortungsvoller und verlässlicher Politik nichts zu tun.
Den Ansatz von Christoph Selke verstehe ich ebenfalls nicht. Warum muss sich Buchholz immer als etwas Besonderes sehen und überall einen Modellcharakter kreieren? Es geht hier um ein überschaubares Neubaugebiet in einer überschaubaren Ortschaft.
Und ein Letztes: Es ist ein Leichtes, einen immer höheren Energieeffizienzstandard zu fordern, wenn man nicht in der Situation ist, ein Haus neu bauen zu wollen oder zu müssen. Jeder Bürger sollte im Eigeninteresse und im Sinne des Klimaschutzes daran interessiert sein, sein Haus oder seine Wohnung so effizient wie möglich zu gestalten. Aber: Mit Neubauten in Sprötze wird das Weltklima nicht gerettet, und auch ein KfW-55-Haus ist keine Energieschleuder. Es gibt in Buchholz genügend Altbauten, um deren Sanierung sich die Besitzer deutlich dringender kümmern müssten. Oliver Sander

Teures Wohnen auf dem Ritscher-Gelände

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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