Interview: Kurt Hölzer spricht über Gründe seines Rücktritts als Ortsbürgermeister
os. Steinbeck. Seine Entscheidung hallt nach. Nach mehr als 30 Jahren als Ortsbürgermeister von Steinbeck (mit einer Unterbrechung von fünf Jahren) hat Kurt Hölzer (CDU, 77) - wenige Monate vor der nächsten Kommunalwahl - seinen Rücktritt zum 31. Januar 2016 angekündigt. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander nennt Hölzer die Gründe für seine Entscheidung.
WOCHENBLATT: Warum haben Sie sich entschlossen, Ihr Amt niederzulegen?
Kurt Hölzer: Das hat mehrere Gründe. Aus Altersgründen wollte ich mich nicht noch einmal an einem Wahlkampf beteiligen. Außerdem fühlte ich mich als Ortsbürgermeister häufig hängen gelassen. So wurde u. a. das Dorffest im Mai von nur zwei Ortsratsmitgliedern besucht. Auch gab es dort keine Beteiligung des Ortsrates beim Auf- und Abbau. Glücklicherweise sind hier Mitglieder der Vereine in die Bresche gesprungen.
WOCHENBLATT: Ihr Vorschlag, den Ortsrat von Steinbeck abzuschaffen und stattdessen einen Ortsvorsteher einzusetzen, wurde vom Ortsrat nicht mitgetragen. Hat das Ihre Entscheidung zurückzutreten ebenfalls befördert?
Hölzer: Die nötige Zweidrittel-Mehrheit von acht Stimmen hätten wir wahrscheinlich zusammenbekommen, wenn nicht mein Stellvertreter Wilhelm Pape von der FDP im Vorfeld in erster Linie aus parteipolitischen Gründen die Auflösung des Ortsrates ausgeschlossen hätte.
WOCHENBLATT: Warum halten Sie den Ortsrat für überflüssig?
Hölzer: Steinbeck wird von vielen Menschen nicht mehr als eigenständige Ortschaft wahrgenommen. Gerade Neubürger sagen mir immer wieder, dass sie Buchholzer sind und nicht Steinbecker. Zudem hat Steinbeck den typischen Ortschaftscharakter verloren. Der Mittelpunkt war früher das Gebiet rund um das Hotel "Zur Eiche", heute ist es eher die Schule mit den beiden Neubaugebieten.
WOCHENBLATT: Wie werten Sie die Zusammenarbeit mit der Buchholzer Stadtverwaltung?
Hölzer: Unser Ortsrat wird immer weniger in die Planungen der Ortschaft einbezogen. In vielen Drucksachen aus der Verwaltung stand nur noch "Dem Ortsrat Steinbeck zur Kenntnis". Das ist mir zu wenig. Gerade bei der Erweiterung der Grundschule in Steinbeck hätten wir Steinbecker zwingend gehört werden müssen.
WOCHENBLATT: Wieso?
Hölzer: Ich nenne ein Beispiel: In der gerade herausgebrachten Baugestaltungsfibel heißt es, dass der bevorzugte Baustoff roter Klinker sein soll, so wie es das alte Gebäude hat. Wörtlich steht dort, dass anderweitige, fremd wirkende Materialien zu vermeiden sind. Den jetzigen, grellgrünen Anbau halte ich für ein Denkmal der Ignoranz gegenüber dem nicht beteiligten Ortsrat.
WOCHENBLATT: Ist das die Ausnahme?
Hölzer: Seit Januar bemühe ich mich darum, dass die Verwaltung und der Baubetriebshof die für Besucher unserer Ortschaft wichtigen Hinweisschilder vor unseren beiden Gasthäusern zu ersetzen, die durch einen Sturm beschädigt wurden. Leider war es der Verwaltung bisher nicht möglich, dieses in den vergangenen Monaten zu erledigen.
WOCHENBLATT: Was werden Sie in den noch verbleibenden Wochen als Ortsbürgermeister machen?
Hölzer: Die Termine, die anstehen, werde ich noch wahrnehmen. Gerade der Seniorentreff am 3. Dezember liegt mir sehr am Herzen. Daneben werde ich die Internetseite von Steinbeck vorübergehend noch betreuen. Durch meinen vorgezogenen Rücktritt vor dem Ende der derzeitigen Wahlperiode hat mein Nachfolger die Möglichkeit, sich in den nächsten Monaten bis zur Kommunalwahl im September zu profilieren.
WOCHENBLATT: Herr Hölzer, vielen Dank für das Gespräch.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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