"Noch mehr Porto für schlechte Leistung"
Zahlreiche Zuschriften an die WOCHENBLATT-Redaktion zu mangelhafter Briefzustellung
(os). „Leider haben wir keine Alternative, sonst wären wir schon lange bei der Post kein Kunde mehr!“ Das sagt Maike Schamott vom Malereibetrieb Hans-Heinrich Harms aus Winsen. Sie ist eine von zahlreichen Lesern, die sich nach den
WOCHENBLATT-Artikeln zur mangelhaften Brief- und Paketzustellung an die Redaktion wandten. Die Zuschriften verdeutlichen, dass es offenbar erhebliche Mängel bei der Deutschen Post gibt, und zwar in der gesamten Region. Maike Schamott betont wie die allermeisten anderen Leser, dass ihre Kritik nicht an die Zusteller geht, sondern der Fehler beim Personalschlüssel der Deutschen Post liegt: „Unsere langjährigen Postzusteller arbeiten einwandfrei und sind stets bemüht. Leider reicht der Einzelne nicht für das große Ganze!“ Wie berichtet, hatte die Deutsche Post zunächst Verspätungen bei der Zustellung abgestritten, dann aber Personalprobleme eingeräumt.
Weil Rechnungen und andere wichtige Dokumente in den vergangenen Monaten häufig mit großer Verspätung ankamen, ging der Malereibetrieb Harms dazu über, viele Rechnungen per Einschreiben zu versenden. „Das hat zur Folge, dass die Deutsche Post jetzt für ihre schlechte Leistung noch mehr Porto von uns erhält“, ärgert sich Maike Schamott.
Weitere Zuschriften von verärgerten Postkunden:
• Weil ein Pendlerticket von der Bahn erst nach neun Werktagen ankam, musste WOCHENBLATT-Leser Dr. Tim Ziemer aus Buchholz mehrere Tage mit dem Auto nach Bremen pendeln. Zudem habe die Post ihm die Aussage über den Verbleib der Sendungen verweigert mit dem Hinweis, die Absender müssten sich darum kümmern. „Das ist natürlich witzlos, Unternehmen wie die Bahn oder Krankenkassen können ja nicht der Post hinterhertelefonieren“, betont Tim Ziemer.
• Nachdem er sich bei der Deutschen Post mehrfach per E-Mail über ausbleibende Postzustellungen beschwert hatte, erhielt Leser Jörg Bandowski aus Holm-Seppensen „zum Trost zwei bis vier Briefmarken, wie ein kleines Kind ein Bonbon“. Bandowski beschwerte sich daraufhin bei der Bundesnetzagentur, die die Post zu einer Stellungnahme aufforderte. Dabei kam heraus, dass die Post seit dem plötzlichen Tod eines Zustellers Ende 2015 versucht, Regelmäßigkeit in die Zustellung zu bekommen. Einige Postboten hätten die Zustellung zum Dienstende abgebrochen, am nächsten Tag aber nicht an gleichen Stelle wieder angefangen. „Vielleicht sollte man den Mitarbeitern nicht zu viel Stress bei zu wenig Vergütung zumuten, dann klappt es auch wieder besser mit der Zustellung“, erklärt Jörg Bandowski.
• WOCHENBLATT-Leser Volker Hintz aus Winsen-Pattensen nimmt die Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler (SPD, Seevetal) und Michael Grosse-Brömer (CDU, Brackel) in die Pflicht. „Sie kennen die gravierenden Mängel nur zu gut, denken aber nicht daran, dieses Thema einmal auf die Tagesordnung zu setzen und dem Vorstandvorsitzenden der Deutschen Post einmal kräftig auf die Füße zu treten. Die Bundestagsabgeordneten kennen uns nur, wenn sie unsere Stimmen im kommenden Jahr bei der Bundestagswahl haben wollen“, kritisiert Volker Hintz.
Beschwerden an die Bundesnetzagentur
(os). Postkunden, die von mangelhafter Brief- und Paketzustellung betroffen sind, wird geraten, ihre Beschwerden an die Bundesnetzagentur in Bonn zu richten. Das taten bereits viele WOCHENBLATT-Leser, die in ihren Zuschriften von den Unannehmlichkeiten berichteten. Wie geht die Bundesnetzagentur mit den Beschwerden um. Das WOCHENBLATT fragte nach.
• Wie verarbeitet die Bundesnetzagentur die eingehenden Beschwerden? „Betrifft die Beschwerde die postalische Grundversorgung, fordern wir den Postdienstleister zu einer Prüfung des Sachverhalts und einer Stellungnahme auf“, erklärt Olaf Peter Eul, Pressesprecher der Bundesnetzagentur. Ziel sei es, etwaige Unregelmäßigkeiten zügig abzustellen. Betreffe die Beschwerde keine Dienstleistungen, die gesetzlich gefordert sind, z.B. Mängel bei der Sendungsverfolgung, leite die Bundesnetzagentur die Beschwerden an den Postdienstleister weiter mit der Aufforderung, den Sachverhalt zu prüfen und dem Kunden direkt zu antworten.
• Sollen Postkunden jede erhebliche Verspätung melden oder quasi als Sammelmeldung, wenn die Zustellung mehrfach zu spät erfolgte? „Zunächst sollten sich Postkunden an ihren Postdienstleister wenden“, erklärt Eul. Handele es sich um wiederholte und anhaltende Mängel, solle der Kunde die Bundesnetzagentur einschalten. Man helfe, so gut man könne. Zu beachten sei, dass es keinen individuellen Anspruch auf Einhaltung einer bestimmten Lieferfrist gebe.
• Welche Handhabe hat die Bundesnetzagentur gegenüber der Deutschen Post bzw. DHL? Die Bundesnetzagentur greife die Beschwerden - im Einzelfall oder gesammelt - auf und dränge beim Postdienstleister auf eine Beseitigung vorhandener Qualitätsmängel, sagt Uhl. Es gebe allerdings kein gesetzliches Instrumentarium, durch das ein Postdienstleister, z.B. im Wege einer behördlichen Anordnung, bei Mängeln sanktioniert werden könnte. Ein unmittelbarer Eingriff in die Personalpolitik, z.B. der Deutschen Post, sei ebenfalls nicht möglich. „Dennoch kommt es häufig durch die Intervention der Bundesnetzagentur zu einer Verbesserung der Lage“, so Eul.
• Wie viele Beschwerden zur Postzustellung gehen pro Jahr bei der Bundesnetzagentur ein? Im Jahre 2013 seien beim Verbraucherservice 1.230 schriftliche Beschwerden eingegangen, im Jahr darauf waren es 1.950, im vergangenen Jahr 3.318. Die Steigerung habe auch mit dem stark ansteigenden Brief- und vor allem Paketverkehr zu tun. 2015 seien bundesweit insgesamt 15,7 Milliarden Briefe und Pakete zugestellt worden. 2015 gingen erstmalig mehr Beschwerden zur Paketzustellung ein.
Wer sich über die Brief- oder Paketzustellung beschweren möchte, wendet sich an den Verbraucherservice Post der Bundesnetzagentur, Postfach 8001, 53105 Bonn, per E-Mail unter verbraucherservice-post@bnetza.de oder per Telefon unter 030-22480500. Ein Vordruck steht unter www.bundesnetzagentur.de bereit.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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