"Oft verärgern die kleinen Dinge"
WOCHENBLATT-Interview mit Peter Weh (51), Vorsitzender des Buchholzer Inklusionsbeirates
os. Buchholz. Nach fast zweijähriger Vorbereitung ist jüngst in Buchholz ein Inklusionsbeirat eingerichtet worden. Das vierköpfige Gremium besteht aus Brigitte von Borstel, Reinhard Krause, Martin Pries und dem Vorsitzenden Peter Weh (51) und ist zunächst bis zur Kommunalwahl im kommenden Jahr im Amt. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redakteur Oliver Sander spricht Weh über die Ziele des Inklusionsbeirates.
WOCHENBLATT: Wo sehen Sie die Aufgaben des Inklusionsbeirates?
Peter Weh: Wir wollen die Rechte und Interessen von Behinderten gegenüber der Politik und der Wirtschaft vertreten. Dazu gehört, die Stadtverwaltung auf Hindernisse aufmerksam zu machen, die Behinderten das Leben schwer machen. Wir müssen auch Aufklärung bei der Bevölkerung betreiben und in den Schulen nachschauen, wie die Integration dort funktioniert.
WOCHENBLATT: Gerade in den Schulen schreibt die Landesregierung das Thema Inklusion ja groß.
Peter Weh: Der Ansatz ist ja auch klasse, alle Menschen gleich zu behandeln und niemanden auszugrenzen. Ich glaube aber, dass Inklusion in der Schule nicht umsetzbar ist. Dafür braucht man zu viele Lehrkräfte. Wie soll das finanziert werden? Wenn man den Gedanken konsequent weiterführt, dürfte theoretisch die Lebenshilfe in Tostedt auch ihre Behindertenwerkstatt nicht mehr haben.
WOCHENBLATT: Wie ist Buchholz in Sachen Behindertenfreundlichkeit aufgestellt?
Peter Weh: Buchholz fängt ganz langsam an, behindertenfreundlich zu werden. Der Austausch des Pflasters in der Breiten Straße ist ein Schritt in die richtige Richtung...
WOCHENBLATT: ...reicht aber aus Ihrer Sicht nicht aus?
Peter Weh: Nein. Es gibt vieles, das aus unserer Sicht verbesserungswürdig ist. Häufig sind das ganz kleine Dinge: Mir kann z.B. keiner den Sinn der Treppe vor Budnikowsky an der Breiten Straße erklären. Für Rollstuhlfahrer ist diese Stelle ein großes Ärgernis. Auch das Blindenleitsystem an der Wohlau-Brücke werden wir wieder auf den Tisch bringen. Das soll angeblich fertig sein, ich sehe aber nicht, wofür das Geld tatsächlich ausgegeben wurde.
WOCHENBLATT: Welche Maßnahmen planen Sie für die nähere Zukunft?
Peter Weh: Wir wollen alle Bushaltestellen in Buchholz auf ihre Behindertenfreundlichkeit testen. Unserer Ansicht nach fehlen vielerorts Sitzmöglichkeiten. Auch den Tag der Begegnung werden wir fortführen. Dort laden wir alle Vereine und Gruppen ein, die mit Behinderten arbeiten.
WOCHENBLATT: Der Inklusionsbeirat hat viele Ideen. Wie soll das angesichts leerer Gemeindekassen finanziert werden?
Peter Weh: Da muss man langfristig denken. Klar ist, dass Buchholz nicht innerhalb von kurzer Zeit behindertenfreundlich werden kann. Wir werden aber immer wieder auf die Rechte von Behinderten pochen und bei den Parteien vorsprechen. Wir können uns übrigens an anderen Kommunen orientieren: Was meine Heimatstadt Paderborn in den vergangenen Jahren für Behinderte geleistet hat, ist ein absoluter Hammer.
WOCHENBLATT: Herr Weh, vielen Dank für das Gespräch.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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