Ostumfahrung Buchholz: Nichts Neues von der BIO

Darum geht es: Die Vorzugsvariante der Ostumfahrung wurde jüngst vorgestellt Grafik: Stadt Buchholz / Bearbeitung: MSR
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os. Buchholz. Kein Thema hat die Buchholzer in den vergangenen Jahrzehnten so beschäftigt und auch entzweit wie die Ostumfahrung - oder Ostring. Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse versucht, durch das Projekt "Buchholz 2025plus" den Konflikt zu lösen, indem er den Bau der Straße und die Schaffung von Wohnraum miteinander verknüpft. Während große Teile des Buchholzer Stadtrates (noch) zu diesem Kompromiss stehen, positioniert sich die Bürgerinitiative Ostring (BIO), die im Juni 2000 gegründet wurde und die knapp 1.000 Mitglieder hat, klar gegen die Straße. Das hat Grit Weiland, Vorsitzende der BIO, in umfangreichen Stellungnahmen gegenüber dem Buchholzer Stadtrat, dem Kreistag und den Verwaltungsspitzen betont.
Die Debatte zum Ostring und zu der Wohnbebauung werde zu eng geführt. Das Thema Stadtentwicklung sei komplex und gehe "weit über das Anliegen einer vergleichsweise geringen Anzahl von Autopendler hinaus", betont Grit Weiland. Die These der BIO seit Anbeginn: Vom Ostring profitierten zu wenige Bürger, auch der Durchgangsverkehr auf der Nord-Süd-Achse rechtfertige den Bau nicht. Stattdessen müsse man Lösungen für den innerstädtischen Verkehr finden, der zwei Drittel des Autoverkehrs in Buchholz ausmache. Weiland fordert die Politiker auf, die Weichen für eine zukunftstaugliche Mobilität zu stellen und eine "transparente Debatte über Kosten und Folgekosten des Projekts Buchholz 2025plus" zu führen. Die aktuelle Haushaltslage erfordere es, sich spätestens jetzt von der Ostumgehung zu verabschieden. Buchholz müsse ohne Ostumfahrung auf den Weg solider Finanzen zurückgeführt werden. Zudem zeige eine Studie der NBank, dass der Bedarf nach Wohnraum nach dem Jahr 2025 abnehmen werde. Und das Projekt stehe in krassem Widerspruch zur Handlungsempfehlung der Buchholzer Klimabilanz.
Um den Bedarf an (bezahlbarem) Wohnraum zu befriedigen, schlägt die BIO die Teilung von großen Grundstücken vor sowie die Möglichkeit, in großen Häusern Einliegerwohnungen zu schaffen. Zudem solle die Stadt Flächen in der Innenstadt wie die Rütgersfläche, den Caspars Hoff oder den sogenannten City-Center-II-Parkplatz an der Adolfstraße entwickeln. Dort seien mehrere Hundert Wohneinheiten realisierbar, rechnet Grit Weiland vor. Auf diese Weise könne "bedarfsgerechtes Wohnen im demografischen Wandel" ermöglicht bzw. der Generationenwechsel bei der Nutzung von Bestandsimmobilien in Buchholz gelenkt werden.

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KOMMENTAR

[/b]Stadtentwicklung ist für alle da

Die Bürgerinitiative Ostring (BIO) ist seit 20 Jahren aktiv. Seitdem ist sie die Stimme gegen den Bau einer wie auch immer genannten Ostumfahrung. Die Aktivisten, das zeigen die Stellungnahmen, bereiten sich gut vor und argumentieren jenseits von Populismus. Allein: Ihre Argumentation hakt an einigen Stellen.
Angesichts von täglich 9.000 Auspendlern von einer "vergleichsweise geringen Zahl" zu sprechen, ist eine steile These - von einem Verein, der selbst keine 1.000 Mitglieder zählt. Offenbar spricht die BIO mit einer lauten Stimme, aber eben nicht für alle Buchholzer. Stadtentwicklung muss das Wohl vieler - möglichst aller - Menschen im Blick haben und nicht die einer Minderheit.
Die BIO fordert zudem eine transparente Aufstellung der Kosten und der Folgekosten für die Umgehungsstraße - zu Recht. Das Gleiche gilt aber auch für ihre eigenen Forderungen. Wie sollen die 9.000 Auspendler - die allermeisten fahren nach Hamburg - künftig zu ihrem Arbeitsplatz kommen? Der Wechsel in der Mobilität bedeutet ja nicht, dass es nicht auch künftig eine Infrastruktur an Straßen geben muss. Wenn die Pendler mit dem ÖPNV fahren sollen, wie hoch sind die Kosten für die Ertüchtigung der Strecken? Wo kommen die zusätzlichen Züge und Busse her, wer finanziert sie und woher kommen diejenigen, die die Fahrzeuge bedienen?
Einmal mehr wird deutlich: Die Argumente für und gegen eine Ostumfahrung sind ausgetauscht, Neues gibt es nicht mehr. Es ist Zeit zu handeln, die Buchholzer sind das Zaudern leid. Ich halte das Stadtentwicklungsprojekt "Buchholz 2025plus" sehr wohl für zukunftsorientiert - mit der Straße und dem neuen Stadtviertel. So denken viele, oft leider lautlos. Oliver Sander

Lesen Sie hier auch die Reaktionen von WOCHENBLATT-Lesern auf die Vorstudie für die Ostumfahrung

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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