Kein Raum für Zwischenlösungen
Rütgersfläche in Buchholz: Sanierung bis 2023
os. Buchholz. Es ist eines der größten Neubauprojekte im gesamten Landkreis Harburg: Die Rütgersfläche in Buchholz ist seit Jahrzehnten immer wieder Gegenstand von Spekulationen und Forderungen. Jetzt steht fest: Die Sanierung des in Teilen kontaminierten Grundstücks in direkter Nachbarschaft zum Buchholzer Bahnhof soll bis 2023 abgeschlossen sein. Im selben Jahr könnte dort der Bau der ersten Wohnhäuser starten. Das erklärt Pressereferent Walter Hasenclever auf WOCHENBLATT-Nachfrage.
Wie mehrfach berichtet, liegt das zentral gelegene, insgesamt rund 16 Hektar große Areal seit Stilllegung des Imprägnierwerks der Firma Rütgers im Jahr 1986 brach. Dort wurde über mehrere Jahrzehnte Holz für Schienenschwellen mit Steinkohlenteeröl gegen Insekten- und Pilzbefall imprägniert. Alle Pläne einer Nachnutzung scheiterten bislang u.a. an der nicht geklärten Erschließungsfrage und an einem durch das Öl besonders stark belasteten, ca. zwei Hektar großen Teilgebiet der Rütgers-Fläche. Im vergangenen Jahr kaufte die WHM Lerchenpark Buchholz GmbH mit Sitz in Hamburg das Areal vom vorigen Eigentümer Rütgers GmbH. Etwa 20 Millionen Euro sind für die Sanierung des Grundstücks eingeplant.
Man habe in den vergangenen Monaten diverse Bodenproben entnommen und begutachten lassen, berichtet Hasenclever. Die WHM sei zuversichtlich, bald den mit dem Landkreis Harburg und der Stadt Buchholz abgestimmten Sanierungsplan fertig zu haben, der Politik vorzustellen und dann bald mit dem Abtragen des Bodens zu beginnen. Das werde mit Lkw geschehen. Der immer wieder gestellten Forderung, den Boden mit der Bahn abfahren zu lassen, erteilt Hasenclever eine Absage: "Es gibt dafür keine Infrastruktur bei der Bahn." Zudem ergebe die Forderung nur Sinn, wenn es eine passende Deponie mit Bahnanschluss gebe. Auch das sei nicht der Fall.
Auch Vorschläge aus der Bevölkerung, die Industriebrache in der Zwischenzeit für andere Nutzungen, z.B. für Blühstreifen, zur Verfügung zu stellen, seien nicht umsetzbar, betont Hasenclever. "Wir möchten schnellstmöglich mit der Sanierung beginnen und somit einen echten Mehrwert schaffen. Dabei sehen wir keinen Raum für Zwischenlösungen."
AUF EIN WORT
Warum Buchholz eine Ostumfahrung braucht: Infrastruktur verträgt keinen weiteren Verkehr
Für die Entwicklung der Rütgersfläche in Buchholz gab es schon unzählige Anläufe. So konkret wie die Pläne des jetzigen Eigentümers, der WHM Lerchenpark Buchholz aus Hamburg, waren die Überlegungen in der Vergangenheit nie. Die Umwandlung der Industriebrache in ein Wohngebiet mit mehreren hundert, wenn nicht gar mehr, Wohneinheiten ist keine Utopie mehr.
Das alles führt unweigerlich zur Frage der Verkehrsinfrastruktur in Buchholz. Denn eines ist klar: Das jetzige Straßensystem, das in Teilen sowieso schon über die Kapazitätsgrenze hinaus belastet ist, kann zusätzlichen Verkehr von der Rütgersfläche nicht verkraften - vor allem die Canteleubrücke in der Ortsdurchfahrt nicht. Das gilt sowohl für die geschätzt mehreren tausend Lkw-Fahrten, die zur Abfuhr des kontaminierten Bodens notwendig werden und in Ermangelung einer zweiten leistungsfähigen Bahnquerung über die Canteleubrücke führen, als auch später für die Autofahrten der Neubürger auf der Rütgersfläche - wahrscheinlich entstehen dort Wohneinheiten im vierstelligen Bereich. Hinzu kommt der Verkehr vom Neubaugebiet mit 134 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Hillmer-Gelände an der Soltauer Straße und vom Neubaugebiet mit 44 Wohneinheiten gegenüber dem Rewe-Markt in Holm-Seppensen. Ganz zu schweigen von weiteren Wohneinheiten durch Nachverdichtung im Süden der Bahnlinie Bremen-Hamburg.
Ich bezweifle, dass auf der Rütgersfläche ein autoarmes bzw. autofreies Wohnquartier entsteht, wie es z.B. die Grünen oder die Buchholzer Liste immer wieder fordern. Das mag in großen Städten sinnvoll sein, aber nicht für eine Stadt wie Buchholz, in der die Mehrzahl der Bürger eben nicht vor Ort arbeitet. Die Nähe zum Bahnhof mag manchen Neubürger dazu animieren, mit dem Zug zur Arbeit nach Hamburg zu fahren. Spätestens wenn das alle täten, würden die in Stoßzeiten bereits überfüllten Metronomzüge die Pendler nicht mehr aufnehmen können. Eine Verdichtung des Taktes ist wegen der starkfrequentieren Bahnstrecke Bremen-Hamburg nicht ohne ein weiteres Gleis möglich.
Der neue Rat hat folglich die Aufgabe, den begonnenen Planungsprozess für das Stadtentwicklungsprojekt "Buchholz 2025plus" konsequent und ohne Verzögerung voranzutreiben. Wenn tatsächlich ab 2023 die ersten Wohnhäuser auf der Rütgersfläche gebaut werden, braucht Buchholz so schnell wie möglich die Ostumfahrung. Oliver Sander
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
Webseite von Oliver Sander | |
Oliver Sander auf Facebook | |
Oliver Sander auf YouTube |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.