Swetlana Tichanowskaja
Schüler aus Buchholz besuchen belarussische Oppositionsführerin im Exil

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja (Mitte) empfängt die Delegation der IGS Buchholz im Exil in ihrem Büro in Vilnius (v. li.): Lehrerin Tatiana Grosser, Malte Thiel, Laurenz Soltau, Jan Grosser und Sixtus Klein | Foto: Stabsstelle Tichanowskaja
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  • Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja (Mitte) empfängt die Delegation der IGS Buchholz im Exil in ihrem Büro in Vilnius (v. li.): Lehrerin Tatiana Grosser, Malte Thiel, Laurenz Soltau, Jan Grosser und Sixtus Klein
  • Foto: Stabsstelle Tichanowskaja
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Eine außergewöhnliche Begegnung durfte eine Delegation der Integrierten Gesamtschule (IGS) Buchholz machen: Vier Schüler und die aus Belarus stammende Lehrerin Tatiana Grosser trafen die belarussische Oppositionelle Swetjana Tichanowskaja in ihrem Exil in Litauen. Die Schule zeichnet sich durch ein besonderes Engagement für die Ukraine und Belarus aus, gab Bürgerrechtlern aus Belarus ein öffentliches Forum. 

Schulsprecher Sixtus Klein (18), seine Mitschüler Malte Thiel (17), Laurenz Soltau (18), Jan Grosser (17) sowie Tatiana Grosser sprachen der Oppositionsführerin und Karlspreisträgern von 2022 eine Einladung nach Buchholz aus. "Das war kein Ausflug, sondern eine Mission", sagte Malte Thiel dem WOCHENBLATT. 

Sicherheitsauflagen werden einem Besuch der Bürgerrechtlerin voraussichtlich entgegenstehen. Ihr Leben gilt als gefährdet. Vor zwei Jahren wählte Belarus, Machthaber Alexander Lukaschenko erklärte sich zum Sieger. Die Opposition hatte massiven Wahlbetrug angeprangert. Die Regierung schlug die Protestbewegung gewaltsam nieder. Die Präsidentschaftskandidatin Tichanowskaja musste fliehen. Heute führt sie eine Exilregierung mit Sitz in Vilnius.

Journalisten des unabhängigen und teilweise im Geheimen arbeitenden belarussische Online-Senders Malanka TV drehten im vergangenen Sommer eine Dokumentation über die Integrierte Gesamtschule Buchholz. Mit dem 60 Minuten lange Film wollen sie der belarussischen Bevölkerung vor Augen führen: Schule kann auch frei und demokratisch sein.

Das Engagement der Integrierten Gesamtschule (IGS) Buchholz für die belarussische Bürgerrechtsbewegung ist der Oppositionsführerin Swetjana Tichanowskaja und ihrem Stab im Exil in Vilnius (Litauen) bekannt geworden. So kam es, dass vor Weihnachten eine der derzeit populärsten Bürgerrechtlerinnen Europas die Delegation einer Schule aus Deutschland in der litauischen Hauptstadt empfing.

In diesem Jahr hat Swetjana Tichanowskaja den Internationalen Karlspreis zu Aachen verliehen bekommen.  Die Auszeichnung geht an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht. Preisträger sind zum Beispiel Papst Franziskus oder die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

"Ich dachte, wir belästigen sie möglicherweise mit dem Anliegen unser kleinen Schule aus der Nordheide", erzählt Schulsprecher Sixtus Klein (18), welche Gedanken ihm vor der Begegnung durch den Kopf gingen. Das Anliegen war, eine offizielle Einladung nach Buchholz auszusprechen. Die Bedenken erwiesen sich als unbegründet: Am Ende nahm sich Swetjana Tichanowskaja 40 Minuten für den Besuch aus Buchholz - 20 Minuten hatte das Protokoll ursprünglich vorgesehen. 

Jedes Zeichen der Solidarität in Europa ist der belarussischen Oppositionsführerin wichtig. Jede Unterstützung für die unabhängigen Medien und kulturelle Initiativen - auch von einer Schule aus Deutschland. "Sie möchte, dass belarussische Interessen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden", erklärt Lehrerin Tatiana Grosser die Aufmerksamkeit, die Tichanowskaja den Buchholzern schenkte. Tatiana Grosser, die aus Belaruss stammt, rechnet damit, dass sie verhaftet werden würde, sollte sie in ihre frühere Heimat reisen. Nur, weil sie sich für die Demokratiebewegung engagiert. 

Strenge Sicherheitsauflagen sind mit dem Besuch bei Swetlana Tichanowskaja verbunden. Die Bürgerrechtlerin und ihr Stab residierten in einem modernen Bürogebäude in Vilnius, berichteten die Schüler nach ihrer Rückkehr. Mit Köperscannern wie am Flughafen wurden die vier Schüler und ihre Lehrerin vor dem Treffen nach gefährlichen Gegenständen abgetastet. Fotoaufnahmen im Gebäude und aus dem Gebäude heraus seien verboten gewesen. Die Aufnahme, die später die Delegation aus Buchholz mit der Bürgerrechtlerin zeigt, stammt von einem Fotografen des Stabs. 

Im Ton zunächst etwas streng, mit zunehmender Dauer des Gesprächs entspannter und lockerer, habe die belarussische Oppositionsführerin gewirkt. "Sie ist eine Powerfrau mit viel Energie", erzählt der Schüler Malte Thiel seinen Eindruck von Swetlana Tichanowskaja. Beeindruckt von ihrer Präsenz war auch Tatiana Grosser. 

Wegen Sicherheitsauflagen sei ein Gegenbesuch von Swetlana Tichanowskaja an der Integrierten Gesamtschule in Buchholz wenig wahrscheinlich, sagt Tatiana Grosser. Als wahrscheinlicher dagegen gilt, dass eine Schülergruppe die Gelegenheit erhalten wird, die Bürgerrechtlerin am Rande eines Besuchs in Berlin zu treffen. 

Nicht müde in ihrem Engagement für die belarussische Demokratiebewegung werden sich bis dahin Schüler und Lehrkräfte der IGS Buchholz zeigen. Die Idee ist, voraussichtlich an Januar Briefe und Postkarten an politische Gefangene in Belarus zu schreiben. Der öffentliche Aufmerksamkeit soll ihnen Mut spenden und vor Übergriffen schützen. Damit Inhaftierte der Demokratiebewegung die Botschaften erhalten, würden Freiwillige die Post aus Deutschland übersetzen und aus Belarus an die Gefängnisse schicken, sagt Tatiana Grosser. Den Vorschlag habe Swetlana Tichanowskaja während des 40 Minuten langen Gesprächs in Vilnius gemacht.

Belarussische Journalistin berichtet an der IGS Buchholz von ihren Erfahrungen
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja (Mitte) empfängt die Delegation der IGS Buchholz im Exil in ihrem Büro in Vilnius (v. li.): Lehrerin Tatiana Grosser, Malte Thiel, Laurenz Soltau, Jan Grosser und Sixtus Klein | Foto: Stabsstelle Tichanowskaja
Berichten im König-Artus-Raum der IGS Buchholz von ihrem Engagement für die belarussische Demokratiebewegung (v. li.): die Schüler Sixtus Klein, Malte Thiel, Laurenz Soltau, Jan Grosser und die Lehrerinnen Tatiana Grosser und Anna Stern | Foto: ts
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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