So einen Abgang gab es noch nie
Buchholz' Baudezernentin Doris Grondke (51) hat am kommenden Dienstag ihren letzten Arbeitstag
MOMENT MAL
Nach knapp fünf Jahren in der Buchholzer Stadtverwaltung hat Baudezernentin Doris Grondke (51) am kommenden Dienstag, 23. Mai, ihren letzten Arbeitstag, bevor sie am 1. Juni ihre neue Stelle in Kiel antritt. Mit einer Rede in der Stadtratssitzung (ab 18.30 Uhr in der Ratshauskantine) will sie sich verabschieden. Ich bin gespannt, wie ihr Fazit ausfällt. Denn eins ist klar: Die große Liebe hat sich zwischen der Stadt Buchholz und Doris Grondke seit ihrem Amtsantritt im August 2012 nicht entwickelt.
Keine Frage: Mit ihren frischen Ideen hat Grondke, die zuvor über keinerlei Verwaltungserfahrung verfügte, neuen Schwung in die Bauverwaltung gebracht. Mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept hat sie z.B. die Ideen für die Weiterentwicklung der Nordheidestadt gebündelt und damit für künftige Entscheidungen eine wichtige Leitplanke gesetzt.
Wahr ist aber auch: Für Grondke spielte in Zeiten knapper Kassen Geld keine Rolle. Sie gab Zehntausende Euro Steuergeld für ihre Planungs-Steckenpferde aus. Ohne Konzepte gebe es keine Fördermittel von Bund und Land, argumentierte Grondke immer. Das ist richtig. Aber erstens sind auch externe Förder- und eigene Planungsmittel Steuergelder, zweitens nimmt die Baudezernentin dem Stadtrat den Spielraum für eigene Ideen, da die Stadt Buchholz z.B. die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes co-finanzieren muss und dadurch Geld gebunden ist.
Während Grondkes Amtsvorgänger Joachim Wahlbrink die Verwaltungsarbeit beherrschte, aber kein Visionär war, war es bei der Baudezernentin genau umgekehrt. Sie entwickelte Visionen, kümmerte sich aber zu wenig um die Verwaltungsarbeit. Es war immer ein offenes Geheimnis, dass Grondke die Visualisierung von einem neuen Gebäude in der Innenstadt deutlich lieber war als z.B. ein schnöder Kanalausbau.
Ein Kardinalfehler aus der Sicht vieler Buchholzer war, dass sich die Baudezernentin dem drängendsten Problem, der miserablen Verkehrssituation in der Innenstadt, nicht annahm. Bürger und Politik vermissten ein deutliches Statement, dass Neubaugebiete im Innenstadtbereich nur geplant werden können, wenn die Verkehrsführung verbessert wird. Ob das dann Ostring, Ostumfahrung oder wie auch immer heißt, ist den meisten Buchholzern egal.
Dass Doris Grondke oft nach ihren eigenen Regeln lebte und handelte, zeigte sich bei ihrem Abschied: Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse und viele Rathaus-Mitarbeiter erfuhren aus der Zeitung von ihrem Wechsel nach Kiel. Das kam nicht gut an und vermieste die Stimmung. So einen Abgang hat es in Buchholz noch nie gegeben. Und: Während Joachim Wahlbrink bis zum allerletzten Tag seiner Arbeit nachging, lässt es Doris Grondke, höflich formuliert, austrudeln. Fast den gesamten April über war sie im Urlaub oder krank. Ein deutliches Zeichen, dass Buchholz für Doris Grondke keine Herzensangelegenheit, sondern nur ein (hochdotierter) Job war. Dass Grondke bis zuletzt ihren Lebensmittelpunkt in Hamburg hatte, spricht für sich.
Es ist nicht schade, dass Frau Grondke geht. Für Buchholz ist das kein großer Verlust, den Steuerzahler freut es. Oliver Sander
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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