Windkraft im Landkreis Harburg
Suche nach einer allgemein akzeptierten Lösung
Welche Flächen sollen im Landkreis Harburg für den Ausbau der Windenergie ausgewiesen werden? Diese Frage zu beantworten, wird in den kommenden Jahren zu einer enormen Kraftanstrengung gleichermaßen für die Kreisverwaltung und die Kommunalpolitik. "Wir versuchen gerade, den Prozess so zu strukturieren, dass er für alle Beteiligten einigermaßen akzeptabel ist", berichtet Christian Horend (CDU), Vorsitzender des zuständigen Kreis-Bau- und -Planungsausschusses. Er weiß, dass diese Aufgabe äußerst herausfordernd ist: "Sie gleicht der Quadratur des Kreises!" Denn Kritiker, das ist allen bewusst, wird es immer geben: Bürger, Grundstücksbesitzer und eben auch die Kommunalpolitiker.
Hintergrund der Diskussionen, die bereits in der jüngeren Vergangenheit zum Teil heftig geführt wurden, ist das im Jahr 2022 durch das Bundeskabinett beschlossene Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land sowie ein ähnliches Gesetz der niedersächsischen Landesregierung aus diesem Jahr. Letzteres sieht vor, mindestens 2,2 Prozent der Landesflächen für Windenergie zur Verfügung zu stellen.
Hier beginnen die Probleme, die der Landkreis Harburg derzeit versucht, durch präzise Landkarten und die Vorbereitung eines Raumordnungsprogramms zu lösen. Die Kardinalfrage: Welche Gemeinde soll wie viele Flächen zur Verfügung stellen? Der bisherige Entwurf sorgte mit seinen Kriterien dafür, dass z.B. die Samtgemeinde Salzhausen und die Samtgemeinde Tostedt deutlich mehr belastet würden als andere Kommunen. In Zahlen: Salzhausen müsste 1.347 Hektar zur Verfügung stellen, Tostedt 862 Hektar, die Samtgemeinde Jesteburg aber nur 13 Hektar. "Hier sieht man schon das Konfliktpotenzial", sagt Christdemokrat Horend.
Nach ersten Diskussionen u.a. mit Bürgerinitiativen gab es bereits erste Änderungen, z.B. bei einem Vorhaben in Otter. Gerade arbeitet die Kreisverwaltung an einer geänderten Karte. Ziel sei es, diese bis zum Herbst soweit zu konkretisieren, dass die Öffentlichkeit beteiligt werden kann, so Horend. Spätestens Anfang kommenden Jahres soll feststehen, welche Kommune konkret welche Flächen zur Verfügung stellen muss.
Klar ist nur, dass der Landkreis handeln muss. "Wenn wir nichts machen, wird uns im schlimmsten Fall aus Hannover vorgeschrieben, wie viele Flächen wir nutzen müssen", betont Horend. Er verweist auf das Flächenpotenzial, das das Land Niedersachsen für den Landkreis Harburg ausgemacht hat. Dieses liegt bei 6.744,6 Hektar. Das bislang vom Landkreis kommunizierte Ausbauziel liegt dagegen bis zum Jahr 2032 bei lediglich 3.949 Hektar. Bis 2027 sollen es 3.051 Hektar sein. Auch dieses Ziel ist ambitioniert: Bislang werden nur 500 Hektar für Windenergie genutzt.
Laut Christian Horend ist es klar, dass für die formulierten Ausbauziele die bisherigen Regelungen geändert werden müssen. Sie seien nicht zu erreichen, ohne Windkraft im Wald zu genehmigen und zudem den Abstand von Windkraftanlagen zur Bebauung zu reduzieren. Aspekte, mit denen z.B. die Grünen fremdeln.
Hinzu kommen für Horend einige ungeklärte Fragen. So werde für den Bau einer Windkraftanlage im Wald ein Flächenbedarf von einem Hektar gerechnet. Die Hälfte davon soll nach Fertigstellung der Anlage wieder aufgeforstet werden. "Welchen Bestand hat aber die Aufforstung, wenn die Windkraftanlage irgendwann repowert wird oder gewartet werden muss?", fragt der Ausschussvorsitzende.
Windkraft im Landkreis Harburg: Das ist wohl noch auf Jahre ein Feld für harte Diskussionen.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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