Antrag von CDU/FDP-Gruppe
Telenotarzt im Kreis-Rettungsdienst etablieren
Der Landkreis Harburg soll überprüfen, wie zur Unterstützung des Rettungsdienstpersonals und zur Steigerung der Qualität der notfallmedizinischen Versorgung der Bürger ein Telenotarztsystem (TNS) etabliert werden kann. Diesen Antrag hat die CDU/FDP-Gruppe des Kreistages für die Sitzung des Ordnungsausschusses am Dienstag, 29. August, um 16 Uhr im Winsener Kreishaus an die Kreisverwaltung gestellt. Es solle sowohl der Aufbau eines eigenen TNS als auch die Anbindung an ein bestehendes System geprüft werden.
Kreis soll Aufbau eines eigenen Telenotarztsystems prüfen
Beim TNS - so die Antragsteller - werde der Rettungsdienst am Einsatzort von spezialisierten Notärzten begleitet, die an einem Computerarbeitsplatz sitzen. Neben der Feststellung von Vitalwerten wie Blutdruck oder Herzfrequenz und der Abteilung eines EKGs werde dem Telenotarzt (TNA) ein Livebild vom Einsatzort übermittelt. Im Gegensatz zu "herkömmlichen" Notärzten könne ein TNA mehrere Einsätze gleichzeitig betreuen und die Rettungsdienste entsprechend unterstützen.
CDU und FDP verweisen im Antrag auf Forschungen der in diesem Bereich federführenden Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, die das TNS in den Regelrettungsdienst überführte und es als "weiteres Rettungsmittel" in der Bedarfsplanung bewertet, das durch die Krankenkassen refinanziert werde. In Niedersachsen habe 2022 der Landesausschuss für den Rettungsdienst ein Konzeptpapier veröffentlicht, das eine "flächendeckende telenotärztliche Versorgung sicherstellen" solle.
Die Qualität der notfallmedizinischen Versorgung erhöhen
"Die Etablierung eines Telenotarztsystems im Landkreis Harburg würde die Qualität der notfallmedizinischen Versorgung erhöhen und dem im Rettungsdienst eingesetzten Personal ein höheres Maß an Rechtssicherheit bieten", lautet das Fazit von Christdemokraten und Liberalen.
Auf WOCHENBLATT-Nachfrage erklären DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Grambow und Rettungsdienstleiter Jan Gagelmann hierzu, sie "halten die Anstrengungen zur Etablierung eines Telenotarztsystems für unseren Landkreis für sinnvoll". Auch der Landkreis Goslar habe 2021 erfolgreich ein TNS in Niedersachsen gestartet. Der DRK-Kreisverband Harburg-Land würde über sein Netzwerk Hilfestellung geben beim Aufbau eines funktionierenden TNS in der Region. Dieses wäre eine "wertvolle Unterstützung für die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" und würde sie stark entlasten. "Besonders vor dem Hintergrund der Pläne der Bundesregierung, unseren sehr gut ausgebildeten Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern die Verabreichung von Betäubungsmitteln ohne unmittelbare ärztliche Delegation zu erlauben, könnte ein telenotärztliches System zusätzliche (Rechts-)Sicherheit bieten", so Thomas Grambow.
Telenotarzt darf nicht zu Kürzungen bei Notärzten führen
Grambow weiter: "Dennoch möchte ich betonen, dass ein telenotärztliches System nicht zu Einsparungen oder Reduzierungen bei den etablierten boden- und luftgebundenen Notarztsystemen führen sollte. Der Einsatz eines Notarztes vor Ort kann, insbesondere im Hinblick auf mögliche hochinvasive medizinische Maßnahmen direkt am Patienten, nur begrenzt durch einen Telenotarzt ersetzt werden."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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