Buchholz
Vielen Innenstadt-Bäumen droht die Fällung
os. Buchholz. "Erschreckend" und "ernüchternd" - das waren die ersten Reaktionen der Mitglieder des Buchholzer Stadtentwicklungsausschusses, als sie den Vortrag von Dirk Funck vom Grünamt zum Zustand der Bäume in der Buchholzer Innenstadt gehört hatten. Fazit von Funck: Viele Bäume, die zum großen Teil bei der Schaffung der Fußgängerzone vor 35 Jahren gepflanzt wurden, sollen gefällt werden, weil sie keine Entwicklungsmöglichkeiten haben. Wird Buchholz bald zu Steinhausen? Baudezernent Stefan Niemöller hofft, das durch ein Grünkonzept im Zusammenhang mit dem Förderprogramm "Perspektive Innenstadt" verhindern zu können.
Wie berichtet, soll im Zuge von "Perspektive Innenstadt" u.a. die Fußgängerzone an der Breiten Straße vom Volksbankhaus bis zur Kreuzung Neue Straße/Schützenstraße/Bremer Straße neu gestaltet werden. Bei den Vorarbeiten bewertete das Grünamt auch den Zustand der Bäume in dem Abschnitt. Mit schlechtem Ergebnis: Vor allem die Gleditschien, die dort stehen, seien seit 35 Jahren kaum gewachsen, bilanzierte Funck. Grund sei, dass in den Anfangsjahren keine Substratverbesserung im Boden vorgenommen wurde, wie es heute Usus sei. Folge: Manche Bäume wuchsen gerade mal zwei Meter, und dann teilweise in die falsche Richtung. "Diese Fehlentwicklung bekommen wir nicht geheilt", betonte Funck. Selbst wenn die Bäume noch wachsen würden, "haben wir Problembäume". Der Grünamtsmitarbeiter riet davon ab, Geld in die Stärkung der Bäume zu stecken.
"Wir wollen in der Innenstadt keine kleinen Bäume mehr", erklärt Baudezernent Stefan Niemöller. Stattdessen wolle man sich auf "wenige, gute Standorte" konzentrieren und dort Großbäume etablieren, die die nächsten 35 Jahre überleben.
Die Buchholzer Liste zog ihren Antrag, die Bäume an der Breiten Straße noch einmal von einem externen Büro begutachten zu lassen, zurück. "Wir müssen in Zukunft sorgsamer mit den vorhandenen Bäumen umgehen", sagte Ratsfrau Grit Weiland von der Buchholzer Liste. Die Innenstadt lebe schließlich von ihren Bäumen. SPD-Ratsfrau Gudrun Eschment-Reichert sah ein, dass viele vorhandene Bäume "wirklich wegmüssen". Sie forderte, eventuelle Baumfällungen "pressemäßig vernünftig zu kommunizieren".
AUF EIN WORT
Grünpflege ist eine Bringschuld
Der kenntnisreiche und nachvollziehbare Vortrag von Dirk Funck im Stadtentwicklungsausschuss zeigte: Es ist Expertise da in der Buchholzer Stadtverwaltung. Da stellt sich mir die Frage: Wo war das Grünamt in den vergangenen 35 Jahren, warum hat es nicht viel früher auf die geringen Überlebenschancen der Innenstadt-Bäume hingewiesen? Bei Grünauflagen für private Bauherren ist das Grünamt als sehr pingelig bekannt.
Für mich ist die Grünpflege und die Bewertung des Stadtgrüns eine Bringschuld der Verwaltung und keine Holschuld des Stadtrates - genau wie bei der Straßenunterhaltung. Von den Feierabendpolitikern kann man entsprechendes detailliertes Know-how nicht erwarten. Mit einem neuen Konzept für die Stadtbäume, das Baudezernent Niemöller angekündigt hat, kann die Stadt beweisen, dass sie ihre Aufgabe verstanden hat.
Oliver Sander
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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