Blasenschwäche: Kontrolle zurückgewinnen

Das Team der Gynäkologie im Krankenhaus Buchholz hilft Frauen mit Inkontinenz: (v.li.): Dr. Friedemann Schulz, Jürgen Maier-Wiegand, Julia Pauck und Andre Meidel | Foto: nf
  • Das Team der Gynäkologie im Krankenhaus Buchholz hilft Frauen mit Inkontinenz: (v.li.): Dr. Friedemann Schulz, Jürgen Maier-Wiegand, Julia Pauck und Andre Meidel
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Im Krankenhaus Buchholz wird Frauen mit multimodalem Therapiekonzept geholfen

(nf). Die mangelnde Fähigkeit, den Urin zu halten, ist eines der häufigsten Probleme nach den Wechseljahren: Bis zu 40 Prozent der Frauen sind von Inkontinenz betroffen. Die Ärzte in der Abteilung für Gynäkologie im Krankenhaus Buchholz unter der Leitung von Chefarzt Dr. Friedemann Schulz setzen bei der Therapie auf ein multimodales Stufenkonzept, bei dem die Operation erst die letzte Möglichkeit ist.
Ist vor den Wechseljahren noch die Stress- oder Belastungsinkontinenz das Hauptsymptom – unwillkürlicher Harnverlust bei körperlicher Anstrengung wie Treppensteigen, Gehen, Aufstehen, aber auch Niesen und Husten - so nimmt mit den Lebensjahren die Neigung zur Dranginkontinenz zu, bei der das Fassungsvermögen der Blase stark herabgesetzt ist oder infolge einer nervlichen Fehlsteuerung vorschnell Harndrang einsetzt.
Vor der Behandlung im Krankenhaus Buchholz steht die ausführliche Diagnostik. Sind Veränderungen im Harntrakt, etwa eine stark bewegliche Harnröhre, oder eine Senkung von Blase oder Gebärmutter der Auslöser? Ist die mangelnde Blasenkontrolle auf Medikamente zurückzuführen? Spielen Nerven oder Psyche der Frau einen Streich und gaukeln vorschnell eine gefüllte Blase vor? Steckt eine Infektion dahinter, die nach den Wechseljahren durch herabgesetzte Durchblutung und einen veränderten ph-Wert in der Scheide begünstigt wird? Auch ist die Frau nach der Menopause empfindlicher für bestimmte reizende Stoffe im Urin. Starkes Übergewicht, Kaffee und Zigaretten können die Inkontinenz verstärken, ebenso wie falsche Trink- und Toilettengewohnheiten, etwa wenn die Betroffene bei jedem noch so leichten Druck im Unterleib zur Toilette geht und sich so eine Reizblase buchstäblich antrainiert.
Mithilfe moderner Untersuchungsmethoden werden im Krankenhaus die Blasenfüllung und die Kraft des Schließmuskels gemessen. Die Therapie richtet sich nach dem Leidensdruck der Frau. Physiotherapeutisches Blasen- und Beckenbodentraining, wie es von externen Kooperationspartnern des Krankenhauses angeboten wird, verlangt Geduld. Nicht allein die Muskulatur wird dabei gestärkt, sondern auch die Fähigkeit, willentlich den Beckenboden zu aktivieren. Etwa 30 Prozent aller Frauen in ihrer Praxis, so hat die auf Beckenbodentherapie spezialisierte Almut Köwing erfahren, spüren ihren Beckenboden gar nicht. Elektrostimulation und Biofeedback können in solchen Fällen eine Unterstützung sein.
Auch medikamentös, etwa mit Östrogensalben, lässt sich oft eine Verbesserung herbeiführen. Bringt all das nicht den gewünschten Erfolg, steht im Krankenhaus Buchholz für Patientinnen mit Belastungsinkontinenz eine Reihe von operativen Möglichkeiten zur Verfügung. Hauptintention dabei ist, die natürliche Lage-Anatomie wiederherzustellen. Dabei kann mithilfe von Bändern die Vorderwand der Scheide oder auch der Aufhängemechanismus im Bereich der mittleren Harnröhre angehoben und gestrafft werden. Dies alles geschieht minimalinvasiv. In der Fachliteratur wird von einer über 90-prozentigen Erfolgsquote berichtet.
Nur zurückhaltend werden im Krankenhaus Buchholz die sogenannten vaginalen Netze eingesetzt. Denn rund zehn Prozent aller Frauen, so berichtet Andre Meidel, haben mit dieser Form der Versorgung bleibende Probleme. Wenn erforderlich, z.B. bei Beckenbodensenkung, werden stabiliserende Synthetik-Strukturen inzwischen per Bauchspiegelung von innen fixiert. Offene Bauchschnitte sind nur noch in den seltensten Fällen nötig.
„Jede Art von Inkontinenz ist anders - und auch jede Frau. Unser Ziel ist es, für jede Patientin einen individuellen Therapieplan zu entwickeln“, betonen Dr. Schulz und Andre Meidel. Doch den ersten Schritt dazu muss die Betroffene selbst tun, nämlich zu ihrem Frauenarzt gehen. „Abwarten hilft nicht, sondern macht die Sache noch schlimmer“, so der Rat der Krankenhausärzte.

Redakteur:

Tamara Westphal aus Buchholz

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