Auf Augenhöhe mit Ärzten
Intensivpflegerin im Buchholzer Krankenhaus ist gut gerüstet für die Zeit der Pandemie

Für den Notfall bereit: Noch sind Intensivbetten im Krankenhaus Buchholz frei | Foto: Krankenhaus Buchholz
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nw/tw. Buchholz. Intensivpfleger sind rar. Aber unverzichtbar für die stationäre Versorgung von Schwerstkranken. Wie fühlt es sich an, dort zu arbeiten, wo viele gerettet werden, aber auch für manche das Leben zu Ende geht? Larissa Betz (32) aus Tostedt ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und steht gerade vor dem Examen als Fachkraft für Intensivpflege, dem Abschluss einer zweijährigen Zusatzausbildung. Für das WOCHENBLATT berichtet sie über ihre Erfahrungen in einem Job mit vielen Möglichkeiten.
Weiße Wände, gleißendes Licht, penibelste Hygiene. Monitore mit bunten Verlaufskurven an den Wänden und überall dieses Piepen, mal dumpf und rhythmisch, mal ausgesprochen schrill. „Dann besteht Lebensgefahr und es muss sofort gehandelt werden“, weiß Larissa Betz, die ihr freundliches Lächeln im Dienst hinter einer Maske verbirgt. Larissa, ein zierliches Persönchen, ist ständig auf dem Sprung. So wie ihre insgesamt 30 Kollegen auf der Station. Doch die Atmosphäre ist heiter und gelöst. Jeder hat für den anderen ein freundliches Wort und packt mit an, wo Hilfe gebraucht wird. Auch die Ärzte fügen sich in das Team ein. „Wir kommunizieren hier auf Augenhöhe. Ich kenne die medizinischen Hintergründe und mache selbst Vorschläge zur Therapie“, berichtet Larissa.
Diese Kompetenz und Akzeptanz zu erreichen hat sie viel Hingabe und vor allem viel Büffelei gekostet. Ursprünglich hatte sie Ärztin werden wollen, entschied sich mit 17 Jahren nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Krankenhaus Buchholz aber, eine dreijährige Ausbildung an der Gesundheitsfachschule zu machen. „Ich mag es, am Bett zu arbeiten und direkt mitzuerleben, wie Patienten wieder gesund werden“, schildert sie.
Von der Fachschule aus bewarb sie sich auf der Intensivstation. Und wurde genommen. Keine Selbstverständlichkeit. „Damals gab es noch viele Bewerbungen“, erinnert sie sich. Monitore überwachen, Notfalltaschen für die Wiederbelebung auf den Stationen packen, bei Intubationen assistieren, Medikamente kontrollieren und verabreichen - für Larissa stand zunächst „Learning by Doing“ auf dem Programm. Sie war zufrieden und eine Weiterbildung deshalb für sie lange kein Thema.
Doch vor zwei Jahren setzte sie sich, ermutigt durch eine Kollegin, doch wieder auf die Schulbank. Gemeinsam absolvieren die Frauen ihre Intensivpflegeausbildung im Krankenhaus Rotenburg. Im ersten Jahr gab es pro Monat eine Woche Blockunterricht, jetzt muss Larissa nur noch alle zwei Monate für eine Woche nach Rotenburg. Doch fast täglich heißt es für die junge Frau „lernen, was das Zeug hält“. Tief ist sie eingetaucht in die Pflegewissenschaft, hat sich medizinisches Expertenwissen angeeignet und kennt die Leitlinien ärztlichen Handelns. Die Ausbildung, die nach mündlicher und schriftlicher Prüfung im Januar nächsten Jahres mit einem Staatsexamen enden soll, hat die Krankenpflegerin weitergebracht. „Ich bin viel sicherer geworden, denn ich kann die Auswirkungen meiner Entscheidungen jetzt besser beurteilen“, sagt sie.
Larissa Betz ist ein Gesundheitsprofi. Dazu gehört auch, dass sie gelernt hat, belastende Situationen aus der Arbeit - wie etwa einen Todesfall - nicht mit nach Hause zu nehmen. Und wenn doch etwas auf die Seele drückt, ist immer jemand da aus dem Team, mit dem sie sich austauschen kann. Zu diesem Team gehören immer mehr Zeitarbeitskräfte. Jeweils drei bis vier Intensivpfleger teilen sich eine Achtstundenschicht auf der Zehn-Betten-Station. Das bedeutet: Jede Pflegekraft muss rechnerisch bis zu zweieinhalb Patienten betreuen. Gerade ist nur ein Corona-Patient auf der Intensivstation. Wann immer sie zu diesem Patienten gehen, müssen sich die Pfleger eine Schutzausrüstung anziehen - eine zeitaufwendige Prozedur. Dennoch sieht Larissa sich und ihre Abteilung gut gerüstet für die Pandemie. „Im Notfall werden wir durch Anästhesie- und OP-Pflegekräfte unterstützt“, sagt sie.
Eine Erklärung dafür, dass Intensivpfleger so rar sind, findet die junge Frau in der „nicht immer ausreichenden gesellschaftlichen Anerkennung und Bezahlung“. Doch die Situation verändert sich gerade. „Intensivpflege ist ein Topjob, der sehr erfüllend ist und viele Möglichkeiten bietet“, versichert Larissa Betz. „Ich würde nichts anderes machen wollen.“
• Informationen über die Ausbildung zur Pflegefachkraft in der Gesundheitsfachschule Buchholz unter www.krankenhaus-buchholz.de/unternehmen/lehre-karriere/gesundheitsfachschule-und-bildungszentrum.

Redakteur:

Tamara Westphal aus Buchholz

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