NABU gibt Tipps
Pilzexpertin erklärt: So geht sicheres Pilzsammeln
Was muss beachtet werden, wenn man selber im Wald Pilze sammeln möchte? Dr. Rita Lüder, Pilzexpertin und Teil des Bundesfachausschusses für Mykologie beim NABU sowie Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), gibt Tipps.
Die verschiedenen Röhrlinge
„Grundsätzlich sind Anfänger auf der sicheren Seite, wenn sie sich auf das Sammeln von Röhrlingen beschränken. Denn in unseren Gefilden gibt es keine Pilze dieser Art, die tödlich sind“, rät die Expertin. Röhrlinge haben ihren Namen aufgrund der Röhren, die sich unter ihrem Schirm befinden. Die Hutunterseite sieht so ähnlich aus wie ein Schwamm. Ein bekannter Röhrling ist zum Beispiel die Marone. Dieser Pilz hat sehr eindeutige Merkmale - brauner Hut von oben und gelber Schwamm von unten - und lässt sich so gut von nicht essbaren Pilzen unterscheiden.
Lediglich ein Gallenröhrling könnte fälschlicherweise für eine Marone gehalten werden. Dieser hat jedoch im jungen Alter einen weißen und im älteren Stadium einen rot-bräunlichen Schwamm. Dr. Rita Lüder kann aber beruhigen: „Wenn man auch nur einen kleinen Gallenröhrling im Essen hat, schmeckt man das sofort. Er verdirbt mit seinem bitteren Geschmack die ganze Mahlzeit und man kann die komplette Pilzpfanne wegschmeißen.“
Es gibt also auch unter den Röhrlingen Pilze, die Übelkeit oder Verdauungsprobleme auslösen. Darunter fällt der Satansröhrling. Anhand seines hellen Hutes sowie roten Schwammes und Stiels hebt sich dieser jedoch optisch stark von bekömmlichen Röhrlingen, wie der Marone, ab.
Vorsicht vor dem Champignon-ähnlichen Knollenblätterpilz
Wie bereits erwähnt sollten Anfänger-Pilzsammler sich an die Röhrlinge halten, denn wer auf Champignon-jagt geht läuft Gefahr die beliebten Speisepilze mit dem hochgiftigen und tödlichen Knollenblätterpilz zu verwechseln. Ihn gibt es in grünlicher aber auch in weißer Farbvariante, wodurch die Verwachsungsgefahr noch steigt. Also, aufgepasst und lieber bei den sicheren Röhrlingen bleiben.
Generell gelten für ein sicheres Pilzsammel-Erlebnis diese sechs Regeln:
- Rücksichtsvolles Pilzsuchen: die Natur sollte nicht gestört werden, außerdem muss die Brut- und Setzzeit beachtet werden. In Naturschutzgebieten darf nicht gesammelt werden.
- Achtsames Sammeln: Nichts essen, was Sie nicht zu 100 Prozent kennen! Pilze mit weißen Lamellen sollten Anfänger*innen meiden. Darunter befinden sich tödliche und giftige Arten.
- Korrekte Ernte: Bereits bekannte Pilze werden kurz über dem Boden abgeschnitten. Ein unbekannter Pilz sollte vorsichtig aus dem Boden herausgedreht werden. Unbekannte Pilze sollten zudem nicht mit essbaren zusammen gelagert werden. Im Notfall können Pilzsachverständige hinzugezogen werden, auf der Webseite www.dgfm-ev.de finden sich Kontaktdaten für Experten jeder Region.
- Richtige Zubereitung: Alle Waldpilze sollten nicht roh verspeist, sondern unbedingt 15 bis 20 Minuten erhitzt werden. Anders als der Zuchtchampignon aus dem Discounter sind rohe, wilde Pilze giftig.
- Ideale Lagerung: Am besten ist es, Pilze frisch zu verarbeiten. Geht das nicht, gilt für sie das Gleiche wie für rohen Fisch oder frisches Fleisch: Ab in die Kühlung, sofern sie nicht unmittelbar nach dem Sammelausflug verarbeitet werden.
- Angemessene Menge: Es gilt, nur für den Eigenbedarf und nie mehr Pilze zu sammeln, als am gleichen Tag verarbeitet werden können. Bei besonders geschützten Arten wie den beliebten Steinpilzen ist es sogar gesetzlich verboten, mehr Pilze mitzunehmen.
Was tun bei einer Vergiftung?
Wenn doch mal Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen oder erschwertes Atmen verspürt werden, gilt es zunächst Ruhe zu bewahren. „Die Angst ist meist größer als die tatsächliche Gefahr. Trotzdem sollte auf eine Selbstdiagnose und Behandlungsversuche mit Hausmitteln verzichtet werden. Es gilt in jedem Fall, Kontakt zu einem Arzt oder der jeweiligen Giftnotrufzentrale aufzunehmen.“ Für Niedersachsen ist der Giftnotruf unter der Notfallnummer 0551-19240 zuständig.
Redakteur:Leonie Lange aus Buchholz |
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